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Wissenschaft Der Pferdeprofessor aus der Altmark

Der Stendaler Otto Hartmann ist ein bekannter Pferdewissenschaftler. Nun lehrt er sogar als Honorarprofessor.

Von Rudi-Michael Wienecke 31.03.2016, 01:01

Stendal l „In der Gesamtübersicht erachte ich Dr. Otto Hartmann als einen kompletten, hochkompetenten Fachmann insbesondere im Bereich der Pferdezucht. ... Es ist daher aus meiner Sicht nur konsequent, diese Qualifikation mit einer Bestellung zum Honorarprofessor zu würdigen.“ So lautet das Fazit des Kieler Tierzuchtprofessors Georg Thaller unter seinem mehrseitigen Gutachten vom August 2014. Auch die Göttinger Agrarwissenschaftlerin Professor Uta König von Borstel nahm in ihrer Expertise aus demselben Jahr den Stendaler Pferdewissenschaftler unter die Lupe und kam zum gleichen Ergebnis.

Eineinhalb Jahre später, im Frühjahr 2016, wurde der Stendaler Otto Hartmann vom Land Mecklenburg-Vorpommern und dem akademischen Senat der Hochschule Neubrandenburg zum Honorarprofessor berufen, in seinem 75. Lebensjahr.

Man könnte meinen, hier wurde ein Akademiker noch einmal abschließend für sein Lebenswerk gewürdigt. Im Falle Hartmann trifft das nicht zu. Die Uni setzt auch künftig auf ihn, gab ihm eine Option für weitere fünf Jahre als Hochschullehrer im Masterstudiengang Pferdewirtschaft. Außerdem unterrichtet er aktuell am Institut für Tierzucht und Haustiergenetik an der Georg-August-Universität Göttingen.

Derzeit macht der Stendaler in der Fachwelt das zweite Mal von sich reden. In wenigen Wochen erscheint sein Leitfaden zur linearen Beschreibung des Pferdes. Diese Methode, das Äußere eines Tieres einzuschätzen, ist nicht neu, wird seit Jahren schon in der Rinderzucht praktiziert, auch teilweise in der Pferdezucht. Hartmann gelang es aber, das System zu vereinfachen. Er nutzte die Zusammenhänge zwischen einzelnen Merkmalen, reduzierte die zu beurteilende Gesamtzahl selbiger. Ziel ist, dass nicht nur der ausgebildete Pferdefachmann, sondern auch der Hobbyhalter die Qualitäten seines Rosses einschätzen kann.

Hartmanns wissenschaftlicher Durchbruch war aber das Standardwerk „Pferdezucht“, das bisher nur alle 30 Jahre aktualisiert wurde. Mit diesem Fachbuch, 2006 erschienen im Ulmer-Verlag, trat er in die Fußstapfen der beiden namhaften Hippologen Herbert Neuschulz und Professor Hans-Joachim Schwark.

Seine wissenschaftliche Karriere begann der 1941 in Stendal geborene und in Schäp­litz auf dem 40-Hektar-Hof der Eltern aufgewachsene Otto Hartmann recht spät. Nach Ausbildung und Abitur im VEG Saatgut Neugattersleben diplomierte er 1968 an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg. Anschließend ging er in die Praxis, leitete das agrochemische Zentrum in Stendal, war Vorsitzender der LPG Tierproduktion in Kläden und Instrukteur beim VEB Tierzucht Magdeburg.

Erst 1987 folgte Otto Hartmann dem Ruf an die Universität Leipzig als wissenschaftlicher Assistent und stellvertretender Leiter der Lehr- und Versuchsstationen. 1993 promovierte er. Bereits in seiner Dissertation ging es um sein Steckenpferd, die Anwendung der linearen Beschreibung in der Reitpferdezucht.

Als Dozent lehrte er außer in Göttingen und Neubrandenburg auch an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, in Weihenstephan und Bernburg. Bei seinen Studenten sind besonders die praktischen Untersuchungen an Pferden beliebt sowie die Exkursionen in Zuchtbetriebe und auf tierzüchterische Veranstaltungen. Hier können sie auch auf die Erfahrungen des Professors als Zuchtrichter bauen.