1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Stendal
  6. >
  7. Der Traum vom Museumsquartier

Die Winckelmann-Gesellschaft verfolgt ehrgeizige Pläne/Finanzierung weiter ungeklärt Der Traum vom Museumsquartier

Von Birgit Tyllack 18.06.2015, 01:10

Das Winckelmann-Museum soll grundlegend umgebaut und das ganze Gelände zu einem parkähnlichen Areal umfunktioniert werden. Die Verantwortlichen der Winckelmann-Gesellschaft sehen großen Termindruck, wenn bis zum Jubiläumsjahr 2017 alles fertig sein soll.

Stendal l Max Kunze ist sich sicher: "Das muss jetzt in der Zeit der Jubiläen geschehen. Wann sonst?" Der Präsident der Winckelmann-Gesellschaft meint die Jahre 2017 und 2018. Also die Jahre, in denen sich der Geburtstag des berühmtesten Sohnes der Stadt zum 300. und sein Todestag zum 250. Mal jährt.

Was seiner Meinung nach geschehen muss, ist ein umfangreicher Umbau des Stendaler Winckelmann-Museums. "Schon der Barrierefreiheit wegen", sagt Stephanie-Gerrit Bruer, geschäftsführendes Kuratoriumsmitglied. Viele Bereiche des Museums sind nur über Treppen zu erreichen, das Kinder- und Erlebnismuseum unter dem Dach sogar nur über eine schmale Stiege. Das bedeute Ausgrenzung. Rollstuhlfahrer stünden vor fast unlösbaren Problemen, Schulklassen mit gehbehinderten Kindern müssten auf das museumspädagogische Angebot verzichten.

Kindermuseum soll in den Garten verlegt werden

Darum soll das Kindermu- seum in den Gartenbereich verlegt, in das Gebäude zur Winckelmannstraße hin ein Fahrstuhl eingebaut und der Eingangsbereich neu gestaltet werden.

Außerdem möchte die Gesellschaft im Zuge eines Umbaus die Winckelmann-Ausstellung erneuern. Immerhin besteht diese bereits 30 Jahre. Auch im Kindermuseum muss nach nunmehr zehn Jahren und rund 100000 Besuchern einiges erneuert werden. Die umfangreiche Bibliothek soll in den ersten Stock ziehen und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. "Eine Ergänzung zu der städtischen Bibliothek", so der Präsident der Gesellschaft.

Er und seine Mitstreiter sind in Verhandlung mit dem Land (die Volksstimme berichtete). Zum Umbau und den Neugestaltungen würde die Gesellschaft 300000 Euro selbst beisteuern, bliebe ein Rest von rund 1,1Millionen Euro.

Viel Geld, doch für Kunze immer noch die "Minimalvariante". Zu gern würde die Gesellschaft ein Museumsquartier erschaffen. Ein offener Park, vom Alten Dorf aus erreichbar, der zum Verweilen am Trojanischen Pferd einlädt und zum Besuch eines der Museumsbereiche animiert. Das Land geht bei diesem Vorhaben nicht mit, deshalb müssen jetzt andere Partner - Kulturstiftungen, Lotto-Toto und ähnliches - gesucht werden. Aufgegeben werden soll der große Traum nicht. "Es ist ein Beschluss des Kuratoriums", so Kunze, da könne und wolle er nicht von abweichen.

Während die Gesellschaft noch um die Finanzierung des Umbaus ringt, laufen die anderen Vorbereitungen für die Jubiläumszeit auf vollen Touren: internationale Kolloquien, Ausstellungen in vielen Städten und Ländern. "Winckelmann kann man nicht kleinreden," betont Kunze. In vielen Ländern der Welt - von Japan bis in die USA - ist der Begründer der wissenschaftlichen Archäologie und Kunstgeschichte bekannt. Büsten und Denkmäler von ihm gibt es an vielen Orten, so zum Beispiel auch in St. Petersburg an der Fassade der Neuen Eremitage.

80 Teilnehmer reisen nach St. Petersburg

In St. Petersburg findet Ende September nun auch das erste internationale Kolloquium statt. Einer der zahlreichen Vorträge wird über den sensationellen Fund eines Winckelmann-Manuskripts in der Petersburger Bibliothek handeln. Die Winckelmann-Gesellschaft wird mit 80 Teilnehmern nach Russland reisen. Wer keinen Platz mehr für dieses Ereignis ergattern konnte, kann sich mit zwei neuen Bucherscheinungen trösten, die im Museumsshop erworben werden können: "Wie es zum Trojanischen Krieg kam" von Roland Hampe und "Das Urteil des Paris. Grafik und Exlibris aus der Sammlung Dr. Peter Labuhn".