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DRK Die Lebensretter von Morgen

Warum die Nachwuchs-Suche des Deutschen Roten Kreuzes im Landkreis Stendal immer schwerer wird.

Von Mike Kahnert 16.01.2021, 06:00

Stenda l „Die Sanitäter von Morgen sind die kleinen Helfer von heute.“ Mit diesem Satz beschreibt Franziska Schütz, Pressesprecherin des Kreisverbandes Östliche Altmark des Deutschen Roten Kreuzes (DRK), die Nachwuchsabteilung Jugendrotkreuz (JRK). Das wird am Sonntag nämlich 30 Jahre alt. Das Jubiläum kann coronabedingt nicht gefeiert werden. Dennoch blickt Jugendrotkreuz-Kreisleiter Enrico Schmitt zurück und erklärt, was Kinder und Jugendliche beim JRK alles erwartet.

An der Jugendorganisation begeistert Enrico Schmitt der Enthusiasmus, „mit dem Kinder anderen helfen wollen, mit welcher unerschrockenen Leichtigkeit sie dabei zu Gange sind. Es ist einfach schön mit anzusehen, was aus den Kindern wird“, so der Ehrenamtliche. Wenn nicht gerade Corona ist, lernt der Nachwuchs seit dem 17. Januar 1991 beim JRK alles rund um die Erste Hilfe. Wie funktioniert die stabile Seitenlage? Wie behandelt man Schnittwunden? Wie wird ein Notruf abgesetzt? Nähern sich die Jugendlichen der erwachsenen Reife, werden sie für Einsätze eingeplant und helfen bei der Versorgung sowie der Vorbereitung von Blutspenden. Bei der Wasserwacht-Jugend kann die Ausbildung zum Rettungsschwimmer absolviert werden.

Nachwuchs zu finden, gestaltet sich jedoch seit Jahren immer schwieriger, so Enrico Schmitt. „Wir führen einen Kampf gegen Playstation und Co.“ Es sei aufgrund der vielen Freizeitmöglichkeiten der modernen Zeit schwer, Gruppenleiter zu finden, die sich dauerhaft engagieren. Die Corona-Pandemie mache die Nachwuchsgewinnung nicht einfacher. Gruppenstunden, an denen sonst bis zu 53 Kinder und Jugendliche des JRK aus dem Landkreis Stendal teilnehmen, können derzeit nicht stattfinden. Als digitale Alternative wurde das Internet-Portal „Die Allerersten“ ins Leben gerufen.

Auf der Internetseite finden Kinder und Jugendliche frei zugänglich zahlreiche Informationen zum Schulsanitätsdienst, Lehrmaterialien und den richtigen Umgang mit Corona. So können sie mithilfe von leicht verdaulichen und kurzen Texten sowie Grafiken ihr Erste-Hilfe-Wissen erweitern und bei einem Quiz testen. Es werden kostenfrei Lernmaterialien zur Verfügung gestellt und es gibt Informationen darüber, wie sich Interessierte einbringen können.

Nicht nur die Gruppenstunden, auch die Arbeitsgemeinschaften an zahlreichen Grund-, Sekundarschulen und Gymnasien im Landkreis Stendal finden wegen des zweiten Lockdowns nicht statt. Bis zu 200 Schüler werden dadurch üblicherweise an die Erste Hilfe herangeführt. Immerhin: Bei dem Sommercamp 2020 fuhren insgesamt 50 Kinder und Jugendliche nach Heino in den Niederlanden. Das ist Enrico Schmitt zufolge mittlerweile zu einer schönen Tradition geworden. Der Kreisleiter möchte das Angebot zukünftig erweitern. Fest ins Auge genommen hat er die Stadt Genf in der Schweiz. Mit dem Nachwuchs möchte Enrico Schmitt dort das Rotkreuz-Museum besuchen.

Die Reise des Jugendrotkreuzes kann aber noch weiter gehen – bis nach Solferino in Italien. Es ist ein historischer Standort für das DRK. Dort fand im Jahr 1859 die große Schlacht von Solferino statt. Es war die Entscheidungsschlacht im Sardinischen Krieg zwischen dem Kaisertum Österreich und dem Königreich Sardinien sowie dessen Verbündetem Frankreich. Österreich unterlag. Und während diese Schlacht als wichtiger Punkt zur Einigung Italiens angesehen wird (Quelle Wikipedia), so ist es auch der Ursprung für das Deutsche Rote Kreuz.

Der spätere Gründer des DRK, Henry Dunant, rief damals die Bevölkerung in den umliegenden Dörfern auf, die verwundeten Soldaten zu versorgen. Österreicher, Franzosen oder Italiener waren dabei völlig egal.

Doch nach den Sommercamps, den Arbeitsgemeinschaften, Gruppenstunden und ersten Einsätzen kommt für jeden Nachwuchs ein unvermeidlicher Schritt: Sie werden Erwachsen. Und nicht alle bleiben in der Altmark, so Enrico Schmitt. „Die heutige Arbeitswelt sieht so aus, dass junge Menschen oft für Ausbildung oder Studium wegziehen.“ Aber einige kommen zurück. Rückkehrer beteiligen sich wieder am Jugendrotkreuz oder werden Teil einer Bereitschaft im Katastrophenschutz. „Selbst ehemalige Jugendrotkreuzler aus der Altmark, die es beruflich nach Niedersachsen verschlagen hat, kommen beispielsweise für die sanitätsdienstliche Absicherung von Großveranstaltungen zurück. Das ist dann wie ein Klassentreffen, so vertraut.“

Mehr Informationen gibt es auf der Webseite des Deutschen Roten Kreuzes Stendal.