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Gedenktafel Ehre für große Tochter der Stadt

Seit Donnerstag erfahren Passanten, dass im Haus Bismarckstraße 21 die
Schriftstellerin Irina Korschunow geboren wurde. Eine Ehrentafel weist
darauf hin.

Von Thomas Pusch 30.07.2015, 20:01

Stendal l Am 31. Dezember 2013 ist die Schriftstellerin Irina Korschunow gestorben. 88 Jahre zuvor war sie in Stendal geboren worden. Seit gestern weist eine Gedenktafel an ihrem Geburtshaus in der Bismarckstraße darauf hin. Ein Spender, der nicht genannt werden möchte, hat diese Tafel finanziert, um die große Tochter der Stadt in Erinnerung zu halten.

Oberbürgermeister Klaus Schmotz (CDU) sagte, ihm sei die Schriftstellerin erst durch ihren Tod bekannt geworden. "Als ich Kinderbücher gelesen habe, hat sie hier nicht gelebt", sagte er. Allerdings seien im Westen Deutschlands ihre Kinderbücher, vor allem die Geschichten um die Wawuschels mit den grünen Haaren sehr bekannt gewesen.

Werke wurden in 15 Sprachen übersetzt

In der Tat zog Irina, Tochter des Russen Peter Masterow und seiner Frau Paula aus Kiel nach dem Krieg in Richtung Niedersachsen. Ihr Vater war zunächst in Bad Gandersheim am Harz, 1949 begann sie in Göttingen ein Studium der Germanistik, Anglistik und Theaterwissenschaften, das sie in München fortsetzte. Nach dem Studium wurde sie Journalistin, war unter anderem im Rundfunk zu hören, in der Süddeutschen Zeitung zu lesen.

In den 70er Jahren begann sie Kinder- und Jugendbücher, aber auch Romane zu schreiben. Zu ihren Werken gehört auch "Glück hat seinen Preis". "Darin spielt Stendal eine ganz große Rolle, es gibt auch authentische Ortsbeschreibungen wie Sperlingsida, Kaufhaus Ramelow und Schwarzer Adler", gab Schmotz eine Literaturempfehlung. Sämtliche Werke sind in der Stendaler Stadtbibliothek auszuleihen. Darunter auch der Titel "Fallschirmseide". "Ob der etwas mit dem Stendaler Fallschirmjägerhorst zu tun hat, muss man sich selbst erlesen", verriet Schmotz nichts zum Inhalt. Korschunow wurde in 15 Sprachen übersetzt, ein Zeichen ihrer Bedeutung. Ausgezeichnet wurde sie unter anderem mit dem Bundesverdienstkreuz Erster Klasse, der Roswitha-von-Gandersheim-Gedenkmedaille und dem Silbernen Griffel der Niederlande. Sie war Mitglied des Schriftstellerverbandes PEN, dem sie einige Jahre vorstand.

Der Heimatstadt verbunden geblieben

Trotz des Ruhms blieb Korschunow Stendal verbunden. In den 90er Jahren kehrte sie für eine Lesung in ihre Heimatstadt zurück, in der sie 1926 in der Jacobikirche getauft, 1940 im Dom konfirmiert worden war. Nachdem sie nach Kriegsende ihr Weg zunächst nach Niedersachsen geführt hatte, wurde Bayern ihre Heimat. 1954 heiratete sie in München Dr. Alex Korschunow, 1960 wurde Sohn Nikolai geboren. Zunächst wohnte die Familie in Gauting, zog dann nach Grafrath und später wieder nach Gauting zurück. Ihren Lebensabend verbrachte die Schriftstellerin, die seit 2005 verwitwet war, im Pflegeheim der Inneren Mission in München. Dort stürzte sie am 23. Dezember 2013 schwer, verstarb eine Woche später im Krankenhaus.

Zur Enthüllung der Tafel war gestern auch ein alter Freund aus Kindertagen zur Bismarckstraße gekommen. "Wir kannten uns aus der Badeanstalt", verriet der rüstige Klaus Arendt (89). Seine spätere Frau ging in die gleiche Grundschulklasse wie Irina.