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SOS Méditerranée Ein emotionaler Besuch von Seenotrettern in Stendal

Die Seenotretter von SOS Méditerranée haben in Stendal ihre Arbeit vorgestellt und eine besondere Ehrung erhalten.

Von Mike Kahnert 15.05.2024, 13:00
Carl Drexler (2. von links), Geschäftsführer von SOS Méditerranée Deutschland, durfte sich ins Goldene Buch der Stadt Stendal eintragen. Neben ihm Hans-Jürgen Kaschade (links), Hochschul-Prorektor Volker Wiedemer und Stendals Oberbürgermeister Bastian Sieler (parteilos).
Carl Drexler (2. von links), Geschäftsführer von SOS Méditerranée Deutschland, durfte sich ins Goldene Buch der Stadt Stendal eintragen. Neben ihm Hans-Jürgen Kaschade (links), Hochschul-Prorektor Volker Wiedemer und Stendals Oberbürgermeister Bastian Sieler (parteilos). Foto: Mike Kahnert

Stendal - Sie treiben auf dem Mittelmeer, sind kurz vor dem verdursten und teilweise schwer krank. Männer, Kinder, Frauen – auch Schwangere – fliehen von Libyen und Tunesien aus Richtung Europa. Viele davon sterben. Bevor es so weit kommt, versuchen Küstenwachen und humanitäre Organisationen wie die SOS Méditerranée diese Menschen zu retten.

Die einleitenden Worte dieses Textes sind kein ausgedachtes Szenario. Sie beschreiben Bilder, die Carl Drexler, Geschäftsführer des deutschen Büros von SOS Méditerranée, am Dienstag im Audimax der Hochschule in Stendal gezeigt hat. Bilder von Rettungsaktionen der „Ocean Viking“, dem Schiff, das die Seenotretter für ihre Einsätze chartern.

November 2023 den Right Livelihood Award erhalten

Carl Drexler hat Stendal auf Einladung der Stadt, der Kaschade-Stiftung und der Hochschule Magdeburg-Stendal besucht. Die SOS Méditerranée wurde im November 2023 mit dem „Right Livelihood Award“ – dem Alternativen Nobelpreis – ausgezeichnet. Stadt, Stiftung und Hochschule planen in einer Kooperation, jährlich Gewinner dieses Preises einzuladen.

So durfte sich Carl Drexler am Dienstag zunächst ins Goldene Buch der Stadt eintragen und danach bei einer Podiumsdiskussion in der Hochschule die Arbeit seiner Organisation vorstellen und sich den Fragen der Gästen stellen.

Stendaler Schülerin wünscht sich mehr Aufklärung

Rund 50 Menschen sind der Einladung zu der Veranstaltung gefolgt – darunter Schüler der Comeniusschule Stendal. Nach einem intensiven Austausch über menschenrechtsfeindliche Zustände außerhalb Europas, Migrationspolitik sowie zivilgesellschaftliche und moralische Verpflichtungen in der Seenotrettung trat eine Schülerin ans Mikrofon und sagte: „Ich hätte gar nichts davon erfahren, wenn ich nicht hier gewesen wäre. Viele Schüler wissen gar nichts davon.“ Sie wünschte sich, dass nicht nur die „Erwachsenen“ darüber reden, sondern auch Schüler mehr über solche Themen aufgeklärt werden.

SOS Méditerranée wurde 2016 gegründet, nachdem sich Europa aus der Seenotrettung zurückzog. Carl Drexler dachte, das sei nur vorübergehend. Ein Wunsch des 64-Jährigen ist es, dass sich die Zustände auf der Welt so weit verbessern, dass es humanitäre Organisationen wie SOS Méditerranée nicht mehr braucht.