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Indian Spirit Ein Festival erhitzt die Gemüter

Das Indian-Spirit-Festival sorgt bei Anwohnern für unruhige Nächte, Alkohol und Drogen für Andrang in der Notaufnahme.

Von Anne Toss 08.09.2015, 01:01

Stendal l Bässe, Beats und Melodien haben am Wochenende auf dem Gelände des Stendaler Flugplatzes Borstel für Stimmung gesorgt, allerdings nicht nur für Partystimmung. Zwar feierten knapp 3500 Fans der Party-Rhythmen ausgelassen zu der Musik, die Anwohner Borstels konnten sich mit den Melodien allerdings weniger anfreunden. 14 Beschwerden wegen ruhestörenden Lärms sind von Freitag bis Montag beim Stendaler Ordnungsamt eingegangen, hauptsächlich wegen der starken Bässe, so die Mitteilung der Stadtverwaltung.

Viele Leserbriefe und Anfragen per E-Mail erreichten auch die Volksstimme-Redaktion. „Wie lange geht denn der Krach noch“, wollten die einen wissen. „Diese Lärmbelästigung ist absolut unzumutbar. Das geht bis in die Nacht hinein ohne Pause“, beschwerten sich die anderen. Zwei Tage hätte man wohl noch akzeptieren können, aber fünf Tage (von Donnerstag bis Montag) mit lauter Musik seien dann doch eine Zumutung gewesen.

Zudem merkten Anrufer an, dass die Sperrzeit am Sonntag ab 22 Uhr nicht durchgängig eingehalten worden sei. Diese Kritik wird vom Veranstalter allerdings zurückgewiesen: „Am Sonntag war um 22 Uhr Schicht im Schacht“, erzählt Ruven Pohl, vom Vorstand der Unternehmergesellschaft worldwidetribe events. Er selbst sei vor Ort dabei gewesen, als die Musik abgestellt wurde. Die Musik, die Anwohner nach besagter Uhrzeit gehört haben, könne deshalb nur aus mitgebrachten Anlagen der Camp-Besucher oder von den Verkaufsständen gekommen sein.

Auch das Stendaler Ordnungsamt sieht keine Pflichtverletztungen, was die Auflagen zum Lärmschutz angeht. Kontrollen wurden sowohl Freitag, als auch Sonnabend und Sonntag durchgeführt, allerdings nicht zur Ruhestunde, sondern in den Vormittags- und Abendstunden, um den erlaubten Lärmpegel zu messen. „Hier gab es keine besonderen Vorkommnisse“, so die Anmerkung der Stadtverwaltung. Diese habe es dann allerdings an anderer Stelle gegeben. Nach ersten Informationen des Johanniter-Krankenhauses und der Rettungsleitstelle mussten zirka 20 Personen wegen überhöhten Drogen- und Alkoholkonsums in die Notaufnahme eingeliefert werden. Vier davon landeten auf der Intensivstation.

Teilweise kam es hier, hauptsächlich am Freitag, zu personellen Engpässen. „Es gab am Freitag sowie schon andere 126 Fälle“, so die Mitteilung der Pressestelle des Krankenhauses. „Dadurch hat natürlich viel Hektik geherrscht, als die jungen Leute eingeliefert wurden.“

Veranstalter Ruven Pohl sieht in der Situation keinen Grund zur Sorge. Im Gegenteil, er ist sogar erbost, dass ihm von der Stadtverwaltung verordnet wurde, dass ein Notarzt auf dem Gelände zu verbleiben hat, um die erste Versorgung der Verletzten zu gewährleisten und das Krankenhaus zu entlasten - natürlich auf Kosten des Veranstalters. „Ich habe in den 25 Jahren, in welchen ich Veranstaltungen organisiere, noch nie einen Notarzt auf dem Gelände gebraucht“, berichtet Ruven Pohl. Es sei ihm vollkommen unverständlich, warum das Stendaler Krankenhaus bereits durch sechs eingelieferten Personen überfordert gewesen sei.

Eine langfristige Zusammenarbeit wird nach diesem Wochenende zum einen von Anwohnern, zum anderen vom Veranstalter selbst etwas kritisch beäugt. „Das Flugplatzgelände ist zwar von seinen Strukturen her sehr gut geeignet, aber das spielt für mich alles keine Rolle, wenn die Sperrzeiten auch in Zukunft gelten und die Shops in diesen Zeiten schließen müssen“, bemängelt Pohl. Lassen sich diese zwei k.o.-Kriterien auch zukünftig nicht erfüllen, ist eine langfristige Zusammenarbeit wohl kaum vorstellbar. Allein wegen des Sperrzeitgesetzes hatte es beispielsweise auf Facebook einen riesigen „Shitstorm“ der Festival-Freunde gegeben. Dass auf einem Indian Spirit Festival sonntags ab 22 Uhr sowie ansonsten zwischen drei und sechs Uhr morgens keine Musik gespielt werden darf, ist „arg lächerlich und atypisch für ein solches Festival“, beklagt Pohl.

Eine Endauswertung mit allen Beteiligten wird in den kommenden Tagen stattfinden. Dann möchte Pohl seine Sicht der Dinge darstellen und Ideen äußern, dass Festival doch noch in der Region zu belassen, „denn es gibt einige alternative Standorte für das Festival, die auch in Frage kommen“. Am kommenden Freitag wird das Gelände wieder an den Flugplatz-Betreiber übergeben. Bis Mittwoch sollen auch die letzten Besucher abgereist sein.