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Versteigerung Ein letztes Zucken der Raks AG

Der Raks-Geschäftsführer Muharrem Erdogdu erhebt Anspruch auf die vier in der Versteigerung befindlichen Wohnblocks in Stendal-Süd.

Von Bernd-Volker Brahms 30.05.2017, 01:01

Stendal l Im Hintergrund der Zwangsversteigerung von vier leerstehenden Wohnblocks in Stendal-Süd gibt es noch einige Ränkespielchen. Es sind die letzten Zuckungen, um mit den runtergekommenen Immobilien noch Geld zu machen.

So ist in der vergangenen Woche Muharrem Erdogdu auf den Plan getreten, der im Namen der Raks AG für sich reklamiert, die Blocks bereits im Jahre 2012 erworben zu haben. Er werde die Zwangsversteigerung noch stoppen, teilte Erdogdu in einem Schreiben an die Volksstimme mit.

Das Stendaler Amtsgericht, das auf Antrag von Stadt Stendal und Landkreis die Zwangsversteigerung betreibt, bestätigt, dass sich jemand ans Gericht gewandt habe, der Eigentumsansprüche geltend macht.

„Derjenige ist nicht im Grundbuch eingetragen, insofern ist das nicht relevant“, sagt Gerichtssprecherin Stefanie Hüttermann. Es werde am Donnerstag (9 Uhr, Amtsgericht, Saal 112) eine Entscheidung zum Versteigerungstermin am 18. Mai geben. Eine Firma aus Bayern hat 1,025 Millionen Euro für vier Wohnblocks in der Hanseallee und der Bremer Straße geboten.

Die Raks AG ist in Stendal nicht unbekannt. Jahrelang fungierte die Firma aus Frankfurt/M. als Verwalterin der privaten Wohnblocks in Stendal-Süd. Sie wickelte auch die Versorgung über die Stadtwerke mit Strom, Gas und Wasser ab. Nachdem jedoch bei den Stadtwerken massive Außenstände aufgelaufen waren, weil die Raks AG die Rechnungen nicht bezahlte, wurde im Sommer 2014 die Versorgung eingestellt. Innerhalb weniger Wochen zogen fast alle Mieter aus den Wohnungen aus.

Dass auch jetzt noch einmal die Raks AG auf den Plan tritt und Ansprüche stellt, passt in die Entwicklungen der vergangenen Jahre, als die Eigentumsverhältnisse nie ganz klar waren und mehrere Zwangsversteigerungstermine platzten.

Im Jahre 2009 hatten Nasir Mustafazada und der im Jahre 2011 verstorbene Sadik Evren aus eine Zwangsversteigerung insgesamt sechs Blöcke für 2,9 Millionen Mark erworben. Laut Stendaler Gericht haben sie die Summe allerdings nie voll bezahlt. Von daher ist die jetzt angesetzte Zwangsversteigerung eine Wiederversteigerung.

Nach Angaben von Muharrem Erdogdu von der Raks AG habe er die Geschäftsführer der Firma Triplo 57 GmbH aus Bayern erst auf die Objekte in Stendal aufmerksam gemacht. Diese haben vor zwei Wochen 1,025 Millionen Euro geboten und möchten die Wohnungen in Stendal-Süd für sozialschwache Mieter wiederbeleben.

Raks-Geschäftsführer Erdogdu, der sein Schreiben an das Amtsgericht Stendal mit „Mit freundlichen Grüßen aus Istanbul“ unterschrieben hat, behauptet weiterhin und legt der Volksstimme ein Dokument vor, dass am 23. Mai 2017 eine Sicherungshypothek über rund 2,22 Millionen Euro von der Öncer Grundstücks GmbH auf die Raks AG übertragen wurde. Die Hypothek gehörte einst der Versicherung Delta-Loyd.

An Grundschuld sind rund fünf Millionen Euro auf die jetzt zu versteigernden Grundstücke eingetragen. Die berechtigten Forderungen hatte das Gericht auf 244.717,91 Euro festgelegt, diese sind vorrangig zu bedienen.