Konzert Ein Prinz am Klavier

Am Donnerstagabend sang und spielte sich Prinzen-Sänger Sebastian Krumbiegel sich in die Herzen der Stendaler Konzertbesucher.

Von Tom Beck 18.11.2016, 23:01

Stendal l Es ist 18.30 Uhr und die ersten Gäste erscheinen im Musikforum Katharinenkirche. Das aufwendig restaurierte Gemäuer im Herzen Stendals wird für den heutigen Abend die ideale Kulisse bilden. Angeregte Gespräche und das ein oder andere Glas Wein lassen den Abend auflockern, bevor er überhaupt so richtig begonnen hat. Kurz vor sieben betreten dann die ersten, neugierigen Gäste den großen Saal und setzen sich – die bunte Lichtinstallation am Ende des Saals zieht die Blicke auf sich, während das noch unbespielte Klavier auf seinen Meister wartet.

Und dann ist es soweit: Lockeren Schrittes geht ein sichtlich entspannter, aber auch gut gelaunter Sebastian Krumbiegel in Richtung Bühne. Er ist ein Profi, füllte mit den Prinzen“ schon ganze Stadien. Der heutige Abend ist dagegen ein besonderer. 200 Gäste sind gekommen, ein kleines Auditorium für den Pianisten und Sänger, viel mehr Platz bietet die Location allerdings auch nicht.

Doch genau diese Abende in familiär-intimer Atmosphäre sind für ihn die angenehmeren, sagt er. „Man kann besser mit dem Publikum interagieren, es mitreißen von der eigenen Stimmung.“ Genau das gelingt dem 50-Jährigen mit Bravour. Mit Wortwitz und einer gewaltigen Menge Sympathie ist das erwartungsvolle Publikum von Anfang an dabei. 

Seine Konzerte sind ohne Schnickschnack, ohne übertriebene Show. Die Musik steht im Fokus und das merkt man. Abgesehen von der traumhaften Kulisse der Katharienkirche lenkt nichts von den sanften Akkorden des Pianos und dem Gesang des Künstlers ab. Ein Konzert in seiner reinsten Form.

Doch auch abseits der Bühne trifft man einen lockeren Künstler, der gerne das ein oder andere Gespräch mit seinen Zuhörern sucht. Seit mehr als 25 Jahren schon ist Krumbiegel mit der A-cappella-Gruppe „Die Prinzen“ in ganz Deutschland ein erfolgreicher Musiker. Ihre Hits wie „Küssen verboten“ oder „Millionär“ sind fast jedem ein Begriff. Auch wenn die Songs schon älter und verbraucht scheinen mögen, auf jedem Prinzen-Konzert sind sie heute noch ein fester Bestandteil der Songauswahl.

„Wenn ich zu einem Rolling-Stones-Konzert gehe, will ich ja auch die großen Hits wie ‚Satisfaction‘ hören“, sagt Krumbiegel. Ein durchaus nachvollziehbares Argument. Nach den ersten Songs an diesem Abend folgt eine kurze Ansprache. Es geht um das Alter: „Solange man etwas Neugier in sich erhalten kann, spielt das Alter keine Rolle“, sagt er lächelnd. Das Publikum klatscht. Dann geht es weiter mit neuen Songs. Lieder, die man bisher nur auf seinem neuen Album hören konnte. Die Platte mit dem Namen „Ein Mann, sein Klavier und Ihr“ ist bereits sein siebtes Soloalbum.

Die Energie, neben den großen Deutschlandtourneen mit den Prinzen auch noch eine Solokarriere zu unterhalten, nimmt Krumbiegel vor allem aus seiner Liebe zur Musik: „Für mich ist das keine Arbeit, ich singe auf der Bühne und bekomme dabei Inspirationen für neue Lieder. Die Texte und Melodien, die mir spontan einfallen, speichere ich dann einfach auf meinem Handy. Es ist ein musikalischer Kreislauf.“ Neben dem ungebrochenen Interesse für die Musik ist Krumbiegel auch sozial sehr aktiv. So ist er beispielsweise Schirmherr des Leipziger Ronald-McDonald-Hauses, welches sich für schwer kranke Kinder und deren Familien einsetzt.

Das sieht er weniger als Verpflichtung als Künstler, sondern vielmehr als Selbstverständlichkeit. „Man hilft eben. Man sollte immer helfen, wenn man es kann. Das ist mir ein ganz persönliches Anliegen. Und darüber hinaus macht es mir einfach Spaß.“

Und auch politisch ist der „Prinz“ interessiert. So war er 2010 für die Wahl des Bundespräsidenten von der SPD-Fraktion zur Bundesversammlung nominiert worden. „Politik ist etwas sehr Wichtiges, besonders in einer Demokratie Man sieht doch, was gerade überall passiert. Sei es die AfD oder Trump. Die ganze Welt lässt sich von diesem unsäglichen Populismus mitreißen. Deshalb ist es wichtig, seine Meinung zu sagen. Nicht als Künstler, sondern als Mensch.“

Ganze drei Stunden spielt Krumbiegel an diesem Abend im Musikforum und kann das Publikum immer wieder aufs Neue begeistern, ein so abendfüllendes Programm hatte wohl kein Zuschauer erwartet. Auch die auflockernden, kleinen Ansprachen sorgten für vergnügliche, kleine Höhepunkte zwischen den Liedern. Ein Abend zum Wohlfühlen und Spaßhaben.

Wer den sympatischen Prinzen am Donnerstag in Stendal verpasst hat, hat noch zwei Chancen, die Liveshow zu erleben: Noch bis zum 7. Januar ist Sebastian Krumbiegel auf Tour und macht noch Halt in Berlin und Pirna.