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Eingebürgert Stendal ist wieder ein Stück bunter

Stendal ist wieder ein Stück bunter. Neun Frauen und Männer aus sieben Nationen wurden eingebürgert.

Von Egmar Gebert 08.02.2018, 17:57

Stendal l „Ich erkläre feierlich, das Grundgesetz und die Gesetze der Bundesrepublik Deutschland zu achten und alles zu unterlassen, was ihnen schaden würde.“ Wie eine Eidesformel muss jeder der neun „Neu“-Stendaler diesen Satz sprechen, bevor ihm Landrat Carsten Wulfänger (CDU) seine Einbürgerungsurkunde überreicht. Freude in den Gesichtern, hier und da auch feuchter Glanz in den Augen. Geschafft!

Eine Armenierin, eine Frau aus Syrien, eine mit vietnamesischen Wurzeln, ein Mongole und ein Mann aus Ägypten, eine Thailänderin, eine Familien aus dem Irak – sie alle sind nun deutsche Staatsbürger. „Neun Frauen und Männer aus sieben Nationen, das haben wir nicht oft“, sagt Landrat Carsten Wulfänger, für den diese Termine ein-, zweimal im Jahr zu den angenehmsten zählen. Er gratuliert jedem Einzelnen, auf dass viele Wünsche in Erfüllung gehen mögen.

Bei manchen in der Runde sind sie es schon, zum Beispiel bei Albishan Shuldar. 1981 kam der heute 58-Jährige aus der Mongolei als Vertragsarbeiter in die damalige DDR, fand hier auch sein privates Glück, feierte mit seiner Frau bereits silberne Hochzeit. Andere sind gerade dabei, Träume zu verwirklichen. Huyen Trang Hoang zum Beispiel. Die 21 Jahre junge Frau, deren Eltern aus Vietnam nach Deutschland kamen, studiert Angewandte Informatik.

Und wieder andere – so auch die Kinder der Familie Abdul-Rhaman Ali – sind ganz wild darauf, ihre Träume endlich leben zu können. Onur ist der Jüngste der drei Sprösslinge. Die Heimat seiner Eltern Abdul-Rahman und Esra Nusih kennt er nur aus dem Fernsehen. Was er über den Irak weiß, hat sein Vater ihm erzählt. „Nur die schönen Seiten, das Schlechte nicht“, schaltet sich Abdul-Rahman in die kleine Plauderei mit seinen Kindern ein.

Der Irak sei ein sehr schönes Land, dass sollten die Kinder wissen, sagt er. Das Andere, die Angst vor den Regime Sadam Husseins, vor der Todesstrafe, mit der Onurs Vater bedroht war, die Tränen, die es ihn kostete, seine Eltern 2001 dort zurücklassen zu müssen, damit wollte er seine Kinder nie belasten. Glücklich sollen sie aufwachsen können, hier in Deutschland, in Stendal.

Onur lächelt, erzählt von seiner Schule, der Comeniusschule, in die der elfjährige, in Stendal geborene Sechstklässler geht. Mathe, Deutsch und Englisch sind seine stärksten Fächer. Später dann wolle er aufs Fachgymnasium gehen, Abi machen und dann Inge- nieur werden, vielleicht.

Dass der Junge das Zeug dazu hätte, wer will daran zweifeln? Die Eltern auf keinen Fall. Stolz sind sie auch auf ihre anderen beiden. Kahan, mit knapp 17 Jahren schon fast ein junger Mann, geht in die Komarowschule, neunte Klasse. Nach dem Abschluss will er auf eine Polizeischule gehen. Dass die Aufnahmeprüfungen dort nicht „mal so im Vorbeigehen“ zu bestehen sind, die Tests es in sich haben, hat er schon gehört. Dennoch: Polizist zu werden, ist sein Traum, und den will er wahr machen. „Das schafft er auch“, ist seine große Schwester überzeugt. Günay, so ihr Name, war zweieinhalb Jahre alt, als sie das erste Mal deutschen Boden unter ihren kleinen Füßen spürte. Bilder davon hat die junge Frau noch, die neben Deutsch und Turkmenisch, die Sprache ihrer Eltern, auch türkisch spricht. Das sei aber nichts Besonderes, denn: „Meine Mutter spricht sechs Sprachen.“ Außerdem sei das Türkische dem Turkmenischen sehr ähnlich. „So wie Deutsch dem Schweizerdeutschen“, zieht sie den Vergleich.

Gelernt hat sie es in den Jahren in der Asylbewerberunterkunft. „Wir waren dort mit vielen anderen Nationalitäten zusammen. Als Kinder lernt man dann eben voneinander . Günays Berufswunsch: Krankenschwester. Das heißt, eigentlich ist das schon mehr als nur ein Wunsch. Im Sommer, wenn sie mit dem Freiwilligen Sozialen Jahr fertig ist, wird sie mit der Ausbildung im Universitätskrankenhaus Magdeburg beginnen.