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Einsatzbilanz 62-mal heulten die Feuersirenen

Die Tangermünder Feuerwehr musste auch Silvester noch zweimal raus. Stadtwehrleiter Michael Classe zieht eine Jahresbilanz.

Von Rudi-Michael Wienecke 03.01.2017, 00:01

Tangermünde l Pünktlich zum jüngsten Jahreswechsel konnten die Tangermünder Feuerwehrleute doch noch anstoßen. Erst eine halbe Stunde vorher rückten sie wieder aus der Mozartstraße ab. Dort brannte auf einem Balkon im vierten Obergeschoss eine Matratze. 22.11 Uhr wurden die Kameraden alarmiert, rückten mit fünf Fahrzeugen und 26 Einsatzkräften aus. Eine Truppe drang im Inneren des Hauses bis zur Wohnung vor. Weil die Mieter nicht zu Hause waren, musste die Tür aufgebrochen werden. Der eigentliche Löschangriff geschah von der Drehleiter aus. Mit 350 Liter Wasser konnte die Matratze gelöscht werden. Die Polizei stellte fest, dass ein Feuerwerkskörper für den Brand verantwortlich war.

Dies war für die Frauen und Männer am Silvestertag bereits der zweite Einsatz. Am Nachmittag wurden sie in die Luisenstraße gerufen, wo ein Müllcontainer brennen sollte. Als die acht Kameraden mit zwei Fahrzeugen vor Ort waren, entpuppte sich der Container als brennender Papierkorb. Nach dem Einsatz von 50 Liter Wasser war das Feuer aus.

Das waren im Jahr 2016 die Alarmierungen Nummer 125 und 126. 62 Mal wurde eine der acht Feuerwehren gerufen um Brände zu löschen, 64 Mal wurde ihre Hilfe anderweitig benötigt. Im Jahr zuvor waren es 42 Brandeinsätze und 81 Hilfeleistungen.

Laut Stadtwehrleiter Michael Classe begann das Jahr mit einfachen Einsätzen, aber das geballt. Am 3. Januar mussten im Stadtgebiet Ölflecke beseitigt werden, dies allerdings hintereinander an drei verschiedenen Stellen. Mit 27 Alarmierungen waren er und seine Kameraden im August am meisten gefordert. In diesem Monat mussten auch die größten Brände bekämpft werden.

So war die Hälfte aller Ortswehren im Einsatz, als bei Storkau ein Stoppelfeld in Flammen stand. Wenige Tage später brannten Tonnen von Altpapier in einer Lagerhalle in der Tangermünder Querstraße. Einsatzleiter Steffen Buddy sprach damals von einer Personal- und Materialschlacht, die fast 24 Stunden dauerte. Nachdem die Tangermünder Wehren vor Ort mit der Brandbekämpfung begonnen hatten, mussten nach und nach auch Einsatzkräfte aus dem übrigen Landkreis alarmiert werden.

Es verging nur knapp eine Woche, da heulten die Sirenen erneut. Es war der 26. August, der Tag des Lichterlaufes in der Kaiserstadt. Mit Staffeln war auch die Tangermünder Feuerwehr bei diesem sportlichen Event dabei. Anschließend wurde es für die Kameraden richtig ernst. Nur wenige Meter vom Startpunkt entfernt wütete in der Langen Straße in einem Wohn- und Geschäftshaus das Feuer. Den über 80 Männern und Frauen aus allen Ortswehren gelang es innerhalb einer Nacht, ein Übergreifen der Flammen auf weitere Gebäude in der Innenstadt zu verhindern.

Nach Angaben von Classe nehme die Zahl der sogenannten Hilfeleistungen immer mehr zu. Kameraden würden den Rettungsdienst unterstützen, wenn beispielsweise schwergewichtigen Patienten zu transportieren seien. Weiterhin werde die Feuerwehr immer öfter gerufen, wenn Türen schnell geöffnet werden müssten. „Noch vor zehn Jahren hatten wir das ganz selten. Allein in diesem Jahr zählten wir schon zwölf Türöffnungen“, so der Stadtwehrleiter.

Auch durch die Rauchmelderpflicht erhöhe sich die Einsatzzahl. Brennt das Essen auf dem Herd an, piepen die Rauchmelder und die Nachbarn rufen die Feuerwehr. „Berechtigt“, unterstreicht Classe. Schließlich könne so Schlimmeres verhindert werden.

Mit dem übrigen Feuerwehrjahr ist der Stadtwehrleiter nicht unzufrieden. So stieg, entgegen dem landesweiten Trend, die Zahl er aktiven Kameraden in allen acht Ortswehren von 181 auf 184. Damit setzte sich der posititive Vorjahrestrend fort. Zu verdanken sei dies mehrerer Übernahmen aus den Jugendwehren. Aber auch mitteljährige Männer und Frauen, beispielsweise Zugezogene, konnten für den Dienst in der Feuerwehr geworben werden.

„Die Kuh ist allerdings noch nicht vom Eis“, warnt Classe vor zu viel Euphorie in Sachen Personalsituation. Die Truppe habe zwar einen geringen Alterdurchschnitt, was erst einmal positiv sei, darin bestehe aber auch die Gefahr, dass junge Kameraden aus familieren Gründen, der Ausbildung oder der Arbeit wegen, die Region verlassen. Deshalb müsse verstärkt in der mittleren Altersklasse geworben werden. Damit werden Menschen angesprochen, die in der Region einen festen Arbeitsplatz haben, familier gebunden sind oder sogar durch Wohneigentum.

Auf der anderen Seite freut sich Classe, dass der Stadtrat von Tangermünde in den zurückliegenden Monaten einiges an Investitionen in den Brandschutz genehmigt hatte. „Endlich sind alle Ortswehren mobil“, nennt er ein Beispiel. Als letztes wurde Langensalzwedel mit einem gebrauchten Tragkraftspitzenfahrzeug ausgerüstet, bisher gab es in dieser Ortschaft lediglich einen Anhänger. Weiterhin wurde der Kauf einer neuen Drehleiter im Wert von etwa einer halben Million Euro genehmigt. Im September traf sie ein und nach der Schulung der Kameraden soll sie in den kommenden Wochen offiziell in den Dienst gestellt werden.

Nun hofft Classe, dass die Stadtmütter und -väter auch die für 2017 geplanten Investitionen absegnen. So müsse in Tangermünde ein Löschfahrzeug Baujahr 1976 ersetzt werden. Dieses könne dann an die Wehr aus Miltern übergeben werden. Im Fahrzeug von Langensalzwedel fehle dagegen noch die nötige Ausstattung. Allein die Ausrüstung mit Atemschutz koste 8000 Euro. Grobleben benötige dagegen eine andere Tragkraftsspritze, es könne auch eine gebrauchte sein. Die bisher genutzte stamme noch aus DDR-Zeiten.

Der Umbau der ehemaligen Schule in Langensalzwedel sollte dagegen bereits im Jahr 2016 erfrolgen. „Die Planungen und die Baugenehmigungen liegen vor“, so der Stadtwehrleiter. Das Vorhaben scheiterte jedoch, weil keine Fördermittel flossen. Classe hofft nun, dass dies 2017 geschieht, damit die „junge, motivierte Truppe“ in dieser Ortschaft nicht entäuscht wird.

Bezüglich der Gerätehäuser gebe es in den Folgejahren auch in weiteren Ortschaften noch dringenden Handlungsbedarf. Auf der Prioritätenliste stehen Miltern, Buch und Hämerten. Auch die Löschwasserversorgung werde im kommenden Jahrzehnt ein Thema bleiben.