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Fachkräftemangel Landwirten fehlt der Nachwuchs

Mit der Idee, einen Landwirtschaftsring zu initiieren, rannte Bismarks Einheitsgemeindebürgermeisterin Annegret Schwarz offene Türen ein.

Von Rudi-Michael Wienecke 10.11.2017, 15:00

Bismark l „Wirtschaftsring kann jeder“, so Bürgermeisterin Annegret Schwarz (CDU). In einer landwirtschaftlich geprägten Region könnte auch ein Landwirtschaftsring als Plattform zum Austausch und zur Kontaktpflege mit Politik und Verwaltung etabliert werden, war ihre Idee. Die kam an. Rund 50 Bauern aus der Region sorgten dafür, dass zur Auftaktveranstaltung im Versammlungsraum der gastgebenden Rinderallianz die Stühle gerade so ausreichten.

In ihrer Begrüßung hob die Bürgermeisterin die Rolle von Ackerbau und Viehzucht in der Einheitsgemeinde Bismark hervor. Die Landwirtschaft sei der größte Arbeitgeber in der Region und auf ihre Landwirte könne sich die Kommune einhundertprozentig verlassen. Dafür nannte Annegret Schwarz Beispiele: Wenn es darum gehe Feldwege auszubessern, Sturmschäden zu beseitigen oder auch Schnee von den Straßen zu räumen, seien die Bauern mit ihrer Technik zur Stelle. Sie würden der Kommune helfen, ihre Pflichtaufgaben zu erfüllen.

„Wo klemmt es, wobei können Kommunalpolitik und Verwaltung Ihnen behilflich sein“, forderte Annegret Schwarz die Anwesenden auf, Probleme anzusprechen und sie gab das erste Stichwort: Ist es gewünscht, dass Bismark im Rahmen des Rückkehrertages am 27. Dezember im Stendaler Landratsamt auch um landwirtschaftliche Arbeitkräfte wirbt?

Die Antwort aus der Runde war ein klares „Ja“. Vom Maschinenführer bis zum Melker werden auf den Höfen Fachkräfte gesucht. Das Dilemma sei, dass die Löhne in der Landwirtschaft nicht mit denen der Industrie vergleichbar seien. Ohne die Landwirtschaft romantisieren zu wollen sprach der Badinger Schäfer Ronald Gerecke in diesem Zusammenhang die andere Seite der Medaille an. Wer in der Landwirtschaft arbeitet, habe in der Regel seinen Job vor der Haustür, bleibe von langen Arbeitswegen verschont und habe letzten Endes mehr Zeit für sich und die Familie.

Annegret Schwarz hob wiederum die Vorteile der Einheitsgemeinde Bismark hervor. Diese könne mit einem dichten Netz bezüglich der Kinderbetreuung, zwei Grundschulen und einer Sekundarschule werben. Die Kinderzahlen würden steigen und für junge Familien stehe reichlich und relativ preiswertes Bauland zur Verfügung.

Es mangele aber an Freizeitangeboten, setzte Frank Schuppert von der Agrarproduktion GEMIZU Kremkau dagegen. In Zeiten knapper Lehrstellen wanderte die Jugend aus der Region ab, lernte in der Fremde ein kulturelles Umfeld kennen, das man nun nicht mehr missen möchte. Die Bürgermeisterin versicherte in diesem Zusammenhang, dass bestehende Einrichtungen der Kommune wie Jugendfreizeitzentrum, Freibäder oder Dorfgemeinschaftshäuser über die Zeit der Haushaltskonsolidierung gerettet werden sollen. Auch zum Theater oder Kino in Stendal sei es keine Entfernung.

Einigkeit herrschte darüber, dass man alleine mit dem Slogan „Grüne Wiese“ nicht weiter kommt. Das lange Warten auf die Autobahn und riesige Funklöcher in der Region seien kontraproduktiv. Auch müsse endlich die Datenautobahn gebaut werden, um die Altmark für Zuzügler attraktiv zu machen. Massiv kritisiert wurde die Bahn mit ihren Plänen, nach und nach die Bahnhöfe in der Einheitsgemeinde schließen zu wollen. Auch wenn es wie ein Kampf gegen Windmühlen erscheine versprach Schwarz, sich für den Erhalt der Haltestelle in Steinfeld einzusetzen.

Als gutes Beispiel für die Nachwuchsgewinnung sprach Matthias Löber, einer der drei Geschäftsführer der Rinderallianz, die Jungzüchterarbeit innerhalb des Unternehmens an. Schäfer Gerecke war der Meinung, dass sich der Berufsstand von sich aus mehr um die Jugend bemühen sollte, etwa mit Schulbauernhöfen. Der Nabu mit seinem Schullandheim in Buch oder die Waldfuchsgruppen in den Kindertagesstätten seien Vorbilder. Annegret Schwarz verwies in diesem Zusammenhang auf bereits bestehenden Kooperationen in der Kommune zwischen Kitas oder Schulen und Landwirten.