Rat und Verwaltung in Tangermünde beraten weiter Fähre Ferchland-Grieben ist Tangermündern nicht egal
Welche Pläne die Verwaltung dem Stadtrat im Dezember vorlegen will und weshalb die Unterzeichnung der vorgelegten Kooperationsvereinbarung mit dem Nachbarlandkreis nicht infrage kommt.

Tangermünde. - Die Zukunft der Fähre Ferchland–Grieben wird die Stadträte von Tangermünde in ihren Dezembersitzungen abermals beschäftigen. Aktuell schlagen die Wellen unter den gewählten Volksvertretern hoch.
Dass die Zukunft der Fähre Ferchland-Grieben allein vom Votum der Stadträte in Tangermünde abhängen soll, mit diesem Druck können sie und auch Bürgermeister Steffen Schilm (parteilos) umgehen. Der Grund liegt inzwischen ein Jahr zurück.
Zu diesem Zeitpunkt war die vom Landkreis Jerichower Land geänderte Kooperationsvereinbarung, gültig für den Zeitraum von 2025 bis 2031, erstmals beraten worden. Der vorgelegte Vertragsentwurf – bis heute unverändert – beinhaltet neben der Erhöhung des Zuschussbedarfs eine wesentliche Änderung, die in den vorherigen Gesprächen zwischen Kommune und Landkreis nicht erwähnt worden war. Diese ist in einem einzigen Satz „versteckt“ und verpflichtet mit der Unterzeichnung dazu, eingefahrene Defizite des Fährbetriebs Jahr für Jahr auszugleichen. „Das würde bedeuten: Wir alle, die das unterzeichnen, werden automatisch Anteilseigner der Fähre“, sagt der Bürgermeister auf Nachfrage der Volksstimme.
Im Dezember 2024, also bereits vor einem Jahr, hatten die Mitglieder des Hauptausschusses und des Ausschusses für Wirtschaftsförderung und Tourismus der Stadt Tangermünde die Art und Weise, wie mit einer geänderten Kooperationsvereinbarung zur Fähr-Finanzierung ein so gravierender Punkt ohne Erwähnung eingearbeitet wurde, als „nicht fair“ bezeichnet. Der Hauptausschuss hatte deshalb zu diesem Zeitpunkt einstimmig die Ablehnung empfohlen.
Auch Stadtrat Thomas Staudt (CDU) erklärte damals, dass die Fraktion der CDU grundsätzlich die Betreibung der Fähre unterstützt, er jedoch den Umgang bezüglich der Offenlegung der Vertragsänderungen für sehr fraglich halte. „Ein Vertragspartner, der einen Vertragsentwurf mit einer wesentlichen Änderung vorlegt und dies verschweigt, ist nicht vertragswürdig“, sagte er.
Während andere Kooperationspartner der Fähre, die diese seit Übernahme des Betriebes durch den Landkreis Jerichower Land im Jahre 2021 finanziell ebenfalls mittragen, die neue Vereinbarung unterschrieben haben – das sind die Einheitsgemeinden Tangerhütte, Jerichow, Elbe-Parey sowie der Landkreis Jerichower Land –, wartet die Stadt Tangermünde bis heute auf Antworten zu Fragen, die Steffen Schilm im Mai dieses Jahres an den Jerichower Landrat Steffen Burchhardt (SPD) gerichtet hatte. Der Landkreis Stendal, ebenfalls Kooperationspartner der Fähre, hatte für das Jahr 2025 beschlossen, die bisherige Vereinbarung beizubehalten, die Mitfinanzierung aber einmalig auf 30.000 Euro für dieses Jahr zu erhöhen.
Tangermündes Stadtrat Erik Weber (SPD-Fraktion) hatte vor einem Jahr in einer der Beratungen zur weiteren Mitfinanzierung der Fähre erklärt, dass der Vortrag der Geschäftsführerin der Betreibergesellschaft der Fähre, Daniela Kramper, nicht überzeugend gewesen sei. Mit den von ihr angegebenen Zahlen zu Einnahmen und Ausgaben der Fähre habe er selbst „eine vernünftige Kalkulation vorgenommen und ist zu dem Ergebnis gekommen, dass es für diese Fähre sehr wohl ein Konzept geben kann“. Dies sei auch mit der bisherigen jährlichen Bezuschussung in Höhe von 9.000 Euro durch die Stadt Tangermünde möglich. Damit würden sich sogar „leichte Überschüsse“ ergeben.
Vor diesem Hintergrund hatte der Stadtrat im Dezember 2024 beschlossen, den bestehenden Vertrag mit der Nahverkehrsgesellschaft Jerichower Land als Betreiberin der Fähre fortzuführen und den Zuschuss zum Betrieb für das Haushaltsjahr 2025 von bisher 9.000 Euro auf 15.000 Euro zu erhöhen.
Das Ignorieren der Anfragen aus Tangermünde und die gravierende Veränderung in der vor einem Jahr neu vorgelegten Vereinbarung lassen Bürgermeister Schilm zu dem Schluss kommen: „Da ist kein Vertrauen mehr da. Wir wollen anständig behandelt werden.“ Und dennoch sei es jetzt eine Entscheidung der Stadträte, wie mit dem Thema künftig verfahren werden soll. Im Dezember werden die Fachausschüsse und auch der Stadtrat drei mögliche Vorlagen diskutieren und eine davon beschließen können. Ob der Fährbetrieb 2026 mit 4.500 Euro, mit 9.000 Euro oder mit 15.000 Euro unterstützt werden soll, steht zur Debatte.
Kritik gibt es auch zu fehlenden Aussagen über die 2021 bekundeten Zukunftspläne. Elektrofähre, neue Anleger, Umrüstung der Fähre … „Von all dem ist heute gar keine Rede mehr“, betont Steffen Schilm. Stattdessen steige Jahr für Jahr die Forderung nach mehr Zuschuss. „Damit hat doch der Landkreis gar keinen Anreiz mehr, den Betrieb der Fähre günstiger zu gestalten“, hadert Tangermündes Bürgermeister.