1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Stendal
  6. >
  7. Nach Brand in Stendal Mieter noch aufgewühlt

Feuer in Wohnung Nach Brand in Stendal Mieter noch aufgewühlt

Nach dem Brand in der Röxer Straße in Stendal ist nun die Ursache geklärt. Für Mieter und Vermieter gibt es viel zu bewältigen.

Von Nora Knappe 06.07.2019, 01:01

Stendal l Zehn Tage nach dem verhängnisvollen Wohnungsbrand in der Röxer Straße hat sich für die betroffenen Mieter noch längst nichts normalisiert. Aber sie sind dabei, sich Schritt für Schritt neu zu orientieren. „Es sind alle erst einmal untergebracht, einige im Studentenwohnheim, andere im Hotel, in einer unserer freien WGs oder bei Verwandtschaft“, berichtet SWG-Geschäftsführer Daniel Jircik im Gespräch mit der Volksstimme. Ein Lob spricht er seinen Mitarbeitern aus, die alles schnell und umsichtig organisiert hätten, von Möbeln bis hin zu Bettwäsche und Kaffeemaschine.

Dennoch sind dies nur Provisorien. Und, so Jircik: „Die Mieter sind momentan emotional noch sehr aufgewühlt.“ Gerade diejenigen, die auf der linken Treppenhausseite wohnen, hat es schwer getroffen. Der Brand brach in der dritten Etage aus, diese Wohnung und die darüber seien vom Feuer komplett zerstört. Die beiden darunter seien durch die enormen Mengen Löschwassers ebenfalls derart in Mitleidenschaft gezogen, dass sie nicht mehr bewohnbar sind. Die oberen beiden Balkone auf dieser Seite müssen ersetzt werden. „Ein dreiviertel Jahr, schätzen wir, wird es dauern, bis hier wieder jemand wohnen kann“, so die ernüchternde und gleichermaßen bestürzende Bilanz.

So lange werden die betroffenen Familien nicht in ihren Ausweichquartieren wohnen können und sollen. „Für eine Mietpartei haben wir schon einen Vertrag in einer anderen Wohnung im selben Haus gemacht“, berichtet Jircik.

Auf der rechten Seite des Aufgangs werde es schneller gehen mit dem Wiedereinzug, „schätzungsweise in vier bis fünf Wochen“. Es müssten nur die Türen ersetzt und der Hausflur entrußt werden.

Der Schaden insgesamt beläuft sich wie schon geschätzt auf 500.000 Euro. „Elektrik, Wasser, Abwasser, Bäder, zwei Balkone“, zählt Jircik auf, „das muss alles neu gemacht werden. Und alles gemalert.“

Das Glück im Unglück ist dreierlei. Zunächst: Es ist niemand zu Tode gekommen. Der leicht verletzte Mieter aus der Brandwohnung ist aus dem Krankenhaus wieder entlassen. Außerdem: Die SWG hat an diesem Haus eine feuerfeste Spezialdämmung verbaut, so dass sich das Feuer nicht – wie 2017 bei dem verheerenden Hochhausbrand in London – über die Fassade weiterfressen konnte. Und: Die SWG habe „für solche Fälle einen Sonderfonds eingerichtet, so dass auch Mieter ohne Hausratversicherung nicht auf dem Schaden sitzen bleiben, für den sie ja nichts können“.

Die Brandursache ist inzwischen ausgemacht: „Entgegen allen andersgearteten Spekulationen, bei denen auch von Brandstiftung die Rede war, hat sich herausgestellt, dass es eine defekte Verlängerungsschnur war“, sagt Jircik.

Den Feuerwehrkräften zollt der SWG-Chef nochmals großen Respekt: „Das lief absolut professionell, wie das alles ineinandergegriffen hat.“ Und seine Bilanz angesichts des Schadensverlaufs: „Wir haben gesehen, dass es wichtig und richtig ist: Am Brandschutz sparen wir nicht.“

Für die SWG sei es hinsichtlich katastrophaler Ereignisse das bislang größte Unglück gewesen. „Im Durchschnitt haben wir einen Großschaden im Jahr“, sagt Daniel Jircik, „aber das war bisher das Maximum.“ Jedenfalls was den Sachschaden betrifft. Selbst im Elfgeschosser in der Dr.-Kurt-Schumacher-Straße, wo es mal einen Wohnungsbrand gab, sei das Ausmaß und die Schäden am Haus nicht so groß gewesen. Gleichwohl – für jeden von solch einem Brand Betroffenen tue es ihm leid: „Da geht so viel Persönliches unwiederbringlich verloren.“