Fremdsprache Lekker Afrikaans

Afrikaans - eine hierzulande eher nicht gehörte Sprache. Ein Schnupperkurs in Stendal machte neugierig.

Von Nora Knappe 26.09.2018, 01:01

Stendal l So wie Willie van Wyk von Südafrika schwärmt, müsste man direkt hinfliegen. „Wenn Sie das erste Mal hinfahren, dann unbedingt ans Kap, nach Kapstadt. Fahren Sie die Garden Route bis Port Eli­zabeth, das ist wunder-, wunderschön!“ Das Schwärmen für sein Heimatland setzt unweigerlich ein, denn es lässt sich ja nicht trennen von der dortigen Sprache. Und um die ging es neulich im „Schnupperkurs Afrikaans“, den die Inlingua-Sprachschule im Rahmen der Interkulturellen Wochen in Stendal anbot.

Die Volksstimme-Redakteurin war neugierig und wollte mal wissen, wer da so hinkommt und was das wohl für eine Sprache ist. Nun, es war dann ein Kurs für zwei, aber nicht minder interessant und begeisternd. Am Ende haben wir uns auf jeden Fall Guten Tag (Goeie dag, mit viel rauem Rachen-ch am Anfang und Ende) und Danke (Dankie) gemerkt, amüsieren uns darüber, dass das Wort für Spam varkpos übersetzt Schweinepost heißt, und finden toll, dass man zu so gut wie allem lekker sagen kann (ob nun lekker geschlafen, gegessen, gelaufen oder gelernt). Sogar Sprachen können lekker sein.

Das glauben wir sofort, so begeisternd und überzeugend Willie van Wyk seine Muttersprache vermittelt. Seine Zweitmuttersprache genaugenommen, denn in Südafrika ist er auch mit Englisch aufgewachsen. Beides sind Amtssprachen. Afrikaans ist die jüngste germanische Sprache und hat sich aus dem Neuniederländischen des 17. Jahrhunderts entwickelt. Daher ist es dem Niederländischen auch sehr ähnlich. „Weltweit sprechen etwa 17 bis 20 Millionen Menschen Afrikaans“, erklärt Willie, der – ganz wie die Niederländer – gern aufs förmliche Sie verzichtet.

Aber warum spricht er eigentlich auch so gut Deutsch? „Das wollte und musste ich lernen, für meinen Beruf“, erzählt der in diesen Tagen 60 Werdende, der als Opernsänger gearbeitet und in Wien und Halle gelebt hat. Diese Kenntnisse konnten dann auch nicht schaden, als er seinen deutschen Lebenspartner kennenlernte. Den zog es nach vielen gemeinsamen Jahren in Südafrika wieder in die Heimat, so dass beide seit eineinhalb Jahren in Stendal wohnen. „Ich freue mich, hier zu sein, ich liebe Stendal“, sagt Willie so strahlend offen und aus tiefstem Herzen.

Aber er liebt auch immer noch sein Heimatland Südafrika, in das es ihn zu Urlauben immer wieder zieht, zumal auch Verwandte und Freunde dort leben. „Und die Menschen sind sooo herzlich“, sagt er verzückt. Das fehle ihm hier manchmal.

An der Inlingua-Sprachschule in Stendal unterrichtet Willie van Wyk Englisch, einen Afrikaans-Kurs gab es bisher noch nicht, könnte es bei Interesse aber. „Dazu müssen auch nicht zehn Teilnehmer zusammenkommen, wir bieten bei Bedarf auch Einzelunterricht an“, sagt Schulleiterin Mechthild Bleuel, die sich mit den Schnupperkursen in verschiedenen Sprachen zum zweiten Mal an den Interkulturellen Wochen beteiligt.

Braucht man denn Afrikaans überhaupt, wenn man nach Südafrika reist? „Nein, nicht unbedingt, da reicht Englisch“, sagt Willie. „Aber wenn man Spaß an Sprachen hat, ist das ganz einfach. Die Grammatik ist sehr einfach, es wird nichts dekliniert und nichts gebeugt. Und vieles ist wie im Deutschen.“ Na, das klingt doch lekker!