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Digitalisierung Haben Visitenkarten noch eine Zukunft?

In Zeiten der Digitalisierung hat es die klassische Visitenkarte schwer. Welche Varianten Unternehmen in Stendal bevorzugen und wie ein Betreiber einer Werbeagentur die Zukunft der kleinen Karten einschätzt.

Von Leon Zeitz 06.11.2022, 09:00
Abgelegt und vergessen. Werden Visitenkarten in Zeiten der Digitalisierung noch gebraucht?
Abgelegt und vergessen. Werden Visitenkarten in Zeiten der Digitalisierung noch gebraucht? Foto: Leon Zeitz

Stendal - Sie sind klein, praktisch und schnell griffbereit: Visitenkarten. In der Geschäftswelt kommt man nicht um sie herum. Dank der handlichen Karten können Unternehmen schnell und einfach ihre wichtigsten Kontaktdaten an Kunden und Interessenten weiter geben, ohne viel Aufwand. Doch in Zeiten der Digitalisierung hat es die altmodische Visitenkarte schwer. Immerhin lassen sich Daten mittlerweile über Handys austauschen.

Laut Marcus Schubert, Geschäftsführer von „Marcus Schubert Medien“ in Stendal, ist die Nachfrage nach Visitenkarten immer noch groß. „Allerdings befindet sie sich im Wandel“, sagt er. Während es früher hauptsächlich darum ging, möglichst schnell viele Karten zu verteilen, wird nun ein stärkerer Fokus auf die Qualität gelegt. So würden derzeit bei einer Neugründung einer Firma 250 bis 500 Visitenkarten bei ihm in Auftrag gegeben, während die Stückzahl vor einigen Jahren bei 1000 lag. „Die Visitenkarte ist etwas Besonderes und Hochwertiges geworden. Sie dient als der erste Eindruck“, sagt Marcus Schubert. Daher geht der Trend zu schlichten und minimalistischen Designs. „Prägungen und Teillackierungen sind beliebt. Das Haptische steht im Fokus für einen Wow-Effekt.“

Wichtig sind weiterhin die klassischen Daten, wie Name, Telefonnummer und Mail-Adresse. Eine Information ist jedoch immer seltener auf Visitenkarten zu finden: die Fax-Nummer. „Die Relevanz nimmt rapide ab, da heutzutage vieles per Mail geklärt werden kann.“

QR-Codes und NFC-Chips im Kommen

Neu hinzugekommen sind dafür QR-Codes und sogenannte digitale Visitenkarten mit einem integrierten NFC-Chip, so wie man ihn von EC-Karten kennt. In der Anwaltskanzlei „Wulf & Collegen“ in Stendal werden solche Karten neben normalen Visitenkarten bereits verwendet. „Die Karte wird an das Handy des Kunden gehalten. Dann öffnet sich die Kontakt-App im Handy und automatisch werden die Daten eingetragen“, erklärt Lars Hänig. Von den Kunden wird die neue Technik gut angenommen, so der Anwalt.

Solche Technik gibt es im Software-Unternehmen „Coman“ aus Stendal noch nicht – zumindest nicht für Visitenkarten. Dort wird weiterhin auf die klassische Papier-Variante gesetzt, allerdings mit einem zusätzlichen QR-Code zum Einscannen. „Da wir viel auf Messen unterwegs sind, sind unsere Visitenkarten auch zweisprachig konzipiert, so dass sie international einsetzbar sind“, sagt Mats Müller vom Unternehmen. Neben der Visitenkarte nutzt das Unternehmen soziale Medien, wie LinkedIn. „Das ist eine Plattform, auf der sich Firmen und Geschäftsleute untereinander leicht vernetzen können.“

Liane Scheel von der Handwerker-Firma „Eggert“ schwört auf die gute, alte Visitenkarte. „Es ist wichtig, mit den Kunden in Kontakt zu bleiben und ihnen einen Ansprechpartner an die Hand zu geben. Das hat sich so bewährt“, sagt sie.

Auch Marcus Schubert ist sich sicher, dass die Visitenkarte noch einige Jahre Bestand haben wird. „Es ist gut, etwas in der Hand zu haben. Schnell mal eine Nummer in das Handy einspeichern, hat einfach nicht denselben Effekt“, sagt er. Allerdings kann er sich vorstellen, dass in 20 bis 30 Jahren die Visitenkarte ausgedient hat. „Der technische Fortschritt schreitet so schnell voran. Wenn die Generation, die jetzt kommt, anfängt mit arbeiten, sieht es schlecht aus für die Visitenkarte.“