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Heimatverein Neue Ideen für altes Handwerk

Es gibt einen neuen Verein in der Region - den Heimatverein Börgitz-Staats.

Von Thomas Pusch 15.11.2018, 00:01

Staats l Ausnahmsweise hatte die Staatser Wassermühle in diesem Jahr nicht am Tag des offenen Denkmals, 9. September, geöffnet. Der Hauptgrund waren umfangreiche Bauarbeiten. Allerdings wurde an jenem Sonntag etwas anderes ins Rollen gebracht. „Wir haben den Heimatverein Börgitz-Staats gegründet“, sagte Mühlenbesitzerin Desiree Boks diese Woche stolz im Gespräch mit der Volksstimme. Seit 2007 lebt sie mit ihrem Mann Frank Hendriks zeitweise in der altmärkischen Gemeinde, zeitweise in den heimischen Niederlanden. Dass von ihr nun der Impuls zur Gründung des Vereins kam, zeigt, dass sie sich auch in Staats heimisch fühlt.

Immerhin 15 Gründungsmitglieder zählt der Verein. Eine große Unterstützung bei den Formalitäten sei auch der Heimatbund Sachsen-Anhalt gewesen. „Wir sind hier in einer ganz tollen Nachbarschaft angekommen“, freute sie sich. Sie hat nicht nur eine offene Art, sondern in den vergangenen Jahren auch immer die Tür zur Wassermühle mehrmals geöffnet, beispielsweise am Deutschen Mühlentag und am Tag des offenen Denkmals. Nun soll mit dem Verein noch öfter Leben auf dem Mühlengelände einkehren.

Schon an den Tagen der offenen Tür wurde den Besuchern nicht nur die Funktion der Wassermühle präsentiert, sondern auch altes Handwerk wie Weiheflechten, Handspinnen und Weben erklärt. Die Erhaltung dieses Kulturgutes ist eines der Vereinsziele. Altmärkische Rezepte sollen in Erinnerung gerufen werden, etwa fürs Brotbacken oder das Einkochen von Obst und Gemüse.

Und schließlich hat der Verein auch das klassische Thema eines jeden Heimatvereins auf dem Plan: Die Erforschung der Geschichte und das Einrichten eines lokalen Archivs. Dreh- und Angelpunkt im Vereinsleben soll die Staatser Wassermühle sein. „Es hat sich herumgesprochen, dass auf unserem Hof ein ganz besonderer Gemeinschaftssinn herrscht“, erklärt Desiree Boks und man glaubt ihr sofort. Schon in der Vergangenheit war die Mühle ein großer Besuchermagnet.

Doch Gemeinschaftssinn hin, Besuchermagnet her, großen Gruppen die private Toilette öffnen, das wollten Boks und Hendriks bei aller Offenheit nicht. So wurden auf dem Gelände zwei Plumpsklos eingerichtet. Doch dieses Modell ist nicht zukunftsfähig. Im Osttrakt des Vierseitenhofes soll ein Veranstaltungszentrum entstehen. Unter anderem unter dem Motto „Vom Acker zum Bäcker“ soll allerlei Lehrreiches angeboten werden. Um das nicht wie ein Provisorium erscheinen zu lassen, soll auch ein Sanitärtrakt gebaut werden. Rund 35 000 Euro werden dafür investiert, die Leadergruppe Uchte-Tanger-Elbe unterstützt das Projekt mit gut 20 000 Euro. „Wir haben uns sehr gefreut, dass unser Antrag angenommen wurde“, sagte Boks. Es werden nicht nur Toi­letten errichtet, sondern auch Duschräume. Denn die Ideen gehen noch weiter als nur bis zu Veranstaltungen. „Wir werden in der oberen Etage ein Strohhotel einrichten“, kündigte sie an. Dort könnten beispielsweise Schulklassen übernachten. Gut vorstellen kann sie sich auch, dass Teile des Geländes als Zeltplatz dienen.

Bislang wohnen Desiree Boks, die als Busfahrerin beschäftigt ist, aber auch Sozialpädagogik studiert hat, und Frank Hendriks, der als Fernfahrer unterwegs ist, abwechselnd in den Niederlanden und Deutschland. So ist die Wassermühle öfter auch verwaist. „Es wäre schön, wenn sich jemand dafür interessieren würde, in die obere Etage des Wohnhauses einzuziehen“, sagte Boks. Das müsse natürlich jemand mit Idealismus und Begeisterung für die Sache sein: „Ein bisschen so wie wir“, meinte sie schmunzelnd. Vielleicht sogar jemand, der sich auch im alten Handwerk auskennt, idealerweise sogar Müller ist, der Besuchergruppen betreuen und über das Areal führen kann.

Einen konkreten Zeitplan, wann die ersten Veranstaltungen stattfinden sollen, hat sich der Heimatverein Börgitz-Staats noch nicht gesetzt. Wann sich die Staatser Wassermühle wieder der Öffentlichkeit präsentiert, steht allerdings schon fest: am Deutschen Mühlentag 2019, Pfingstmontag, 10. Juni.