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Baum des Jahres 2012 wirft als einziger seine Nadeln ab Im Winter ist die Lärche nackt

Von Nora Knappe 13.01.2012, 05:20

Die Europäische Lärche ist der Baum des Jahres 2012. Im Stendaler Revier stehen die meisten Lärchen im Stadtforst. Revierförster Ingo Matthias weiß, was diesen Bäumen gut tut und was ihnen schadet.

Stendal l Licht braucht sie, viel Licht! Sie ist gern in Gesellschaft von Buchen, kann Temperaturextreme im Plus- und Minusbereich aushalten, aber mag\'s nicht zu feucht an den Füßen. Und sie kann bis zu 1000 Jahre alt werden. Das klingt erstmal nach nichts Besonderem, aber die Lärche ist besonders: Larix decidua ist der einzige einheimische Nadelbaum, der im Herbst die Nadeln abwirft und daher wie die Laubbäume eine goldene Färbung bekommt.

Schön findet diese Färbung auch Stendals Revierförster Ingo Matthias. Weniger schön aber ist die dicke filzige Nadelschicht, die rund um die Lärchenstämme entsteht. "Die abgeworfenen Nadeln zersetzen sich nur schwer", sagt Matthias, als Förster für mehr als 2600 Hektar Wald in und rund um Stendal zuständig. Ein Lärchen-Reinbestand könne daher zur Bodenversauerung führen. "Deshalb sollte man sie besser in Mischbeständen mit Buchen pflanzen."

Ansonsten ist der Nadelabwurf für die Lärche aber ein Pluspunkt, das macht sie unempfindlicher gegen Frost und gibt ihr eine Ruhephase, die sie gegen Pilz- und Käferbefall stärkt. Dennoch: Problematisch können für die Lärche zwei Fieslinge der Fauna werden. Da ist zum einen der Lärchen-Borkenkäfer, der auch schon im Stadtforst für großen Schaden gesorgt hat. "Wird gefälltes oder gebrochenes Holz nicht aus dem Wald geholt oder werden die Stämme nicht geschält, dann bieten sie mit ihrer Rinde ideale Brutplätze für die Borkenkäfer", erklärt Matthias. Zum anderen bereitet dem Förster neuerdings die Lärchen-Miniermotte Sorgen. "Sie frisst zweimal, im Frühjahr und nach dem Schlüpfen der Larven nochmal im Herbst. Dadurch sind die Lärchenbestände ganz schön geschwächt."

Das harte Holz eignet sich gut zum Bauen für draußen

Im Stendaler Revier - das von Jarchau, Bindfelde über Insel, Querstedt, Bülitz, Schinne bis nach Borstel und Peulingen reicht - stehen auf etwa 1,4 Prozent der Fläche Lärchen. Der Großteil davon im Stendaler Stadtforst; der Bestand hier ist etwa 50 Jahre alt. "Lärchenholz ist sehr hart und durch seinen hohen Harzgehalt sehr dauerhaft", sagt der Förster. "Es eignet sich gut zum Verbauen für draußen, und durch seine schöne Maserung wird es gern für Paneele verwendet." Schwächere Stämme werden zu Palettenholz oder Spanplatten verarbeitet. Das Zellstoffwerk Stendal jedenfalls kann mit dem harzigen Holz der Lärche nichts anfangen.

Zu Ingo Matthias\' Füßen, auf dem weichen, buckligen, vermoosten Boden liegen einige gefällte Stämme. "Mondholz", sagt er, "vor kurzem gerade gefällt." Immer im Winter, kurz vor Neumond, wird dieses besondere Holz geschlagen. "Im Winter ist ohnehin wenig Wasser im Holz, und zu Neumond arbeitet es wenig. Das macht es stabiler, es reißt nicht so leicht." Und da Lärchenholz ohnehin ein ziemlich hartes ist, wird es so noch beständiger. Einige Holzbe- oder -verarbeiter schätzen dieses Mondholz besonders.

Ingo Matthias freut sich derweil schon aufs Frühjahr und gerät ins Schwärmen: "Wenn die Lärchen ihr saftiges Grün bekommen und dazu die rot blühenden Zapfen, das sieht wunderschön aus."