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Interkulturell Stendaler Kita auf Kurs nach England

Nachdem die Kita "Columbus" den ersten Geburtstag feierte, stellt der Leiter Danny Almeida Aguila das Konzept der Tagesstätte vor.

Von Anastasia Hartleib 20.06.2018, 01:01

Stendal l Seit über einem Jahr erfüllt wieder Kindergelächter das Gebäude in der Rosa-Luxemburg-Straße. Damit wurde das Haus, mitsamt seinem Grundstück, zu seinem ursprünglichen Verwendungszweck zurückgeführt, denn in den Siebzigern begann seine Geschichte mit der Kinderkombination „Lieselotte Herrmann“, bevor die Räumlichkeiten nach der Wende in eine Radiologiepraxis umfunktioniert wurden. Nach jahrelangem Leerstand beherbergt das Haus nun die Kita „Columbus“.

Die Grundmauern der ehemaligen Kinderkombination, der DDR-Begriff für eine Kindertagesstätte mit integrierter Krippe, stehen noch. So wirklich erkennbar ist der knapp fünfzig Jahre alte Bau aber nicht mehr. Ein neues Dach glänzt im Sonnenlicht, die Fassade strahlt in kräftigen Farben und im Garten stehen viele Spielmöglichkeiten.

1,7 Millionen Euro hat der DRK-Kreisverband östliche Altmark, Träger der Tagesstätte, in die Hand genommen, damit nun 54 Kinder einen Platz zum Spielen, Lernen und Entdecken haben.

„Aus Nostalgie-Gründen hätten wir den früheren Namen behalten können. Aber aufgrund unseres international ausgerichteten Konzeptes und unseren Vorstellungen haben wir uns dagegen entschieden“, sagt der Leiter der Kita, Danny Almeida Aguila. Auf Columbus sei man gekommen, weil Kinder ja nunmal kleine Entdecker seien.

Die, zumindest in Deutschland, unübliche Schreibweise des italienischen Seefahrers Christoph Kolumbus rühre ebenfalls aus den länderübergreifenden Konzeptideen der acht Fachkräfte, so Almeida: „Wir haben in unserer Kita drei Schwerpunkte. Zum einen wollen wir den Kindern interkulturelle Kompetenzen vermitteln.“ Daher besteht derzeit Briefkontakt mit einer Kita aus England, den der Leiter gerne weiter ausbauen möchte, vielleicht sogar zu einem gegenseitigen Besuch.

Außerdem seien sie ein digitaler Kindergarten. Das bedeutet, dass für jede Gruppe ein Tablet existiert, das Almeida auch schmunzelnd als die „Quelle des Wissens“ bezeichnet. So können die Erzieher durch den vorhandenen Internetzugang auch schwierige Fragen der Kinder beantworten, zum Beispiel, warum Vögel nicht rückwärts fliegen.

„Zu guter Letzt sind wir eine Sprachkita. Eine unserer Kolleginnen ist eine Sprachfachkraft, gefördert durch das Bundesprogramm Sprachkita. Sie unterstützt die Kinder bei ihrer Sprachentwicklung und -bildung. Und hilft den Eltern dabei, ihren Kindern richtig zur Seite zu stehen“, sagt Almeida. Der Leiter würde den Kindern gerne auch die Demokratie und die Teilhabe daran näher bringen. „Doch das ist alles Zukunftsmusik.“

Schließlich feierte die Kita erst im April den ersten Geburtstag. Eine Eröffnungsfeier gab es zu diesem Anlass bereits, oder besser gesagt zwei, denn es ereignete sich ein kleiner Fauxpas: Durch einen fehlleitenden Wetterbericht ging Danny Almeida davon aus, dass es am Tag der Feier, pünktlich zum einjährigen Bestehen, regnen sollte. Also sagte er den Eltern kurzerhand ab. „Aber dann hatten wir herrlichsten Sonnenschein. Das war ärgerlich.“

So wurde die Feier mit den Eltern und Verwandten um zwei Wochen verschoben. Neben einer Hüpfburg, einem Karussell, Tombolas, Kinderschminken und allerlei anderer Attraktionen, gab es auch ganz besonderen Besuch. Polizei und Rettungssanitäter erschienen je mit einem Einsatzfahrzeug und die Stendaler Feuerwehr schickte gleich einen ganzen Löschzug.

Doch Danny Almeida weiß, dass das Angebot für die Kinder ohne das DRK nicht möglich wäre: „Ich muss mich wirklich bei unserem Träger bedanken, allen voran bei dem Leiter des Projektes, Viktor Schellert. Er stand uns mit Rat und Tat zur seite, egal ob es um Möbel ging oder um inhaltliche Fragen. Wir hatten bei der Gestaltung unserer Kita völlig freie Hand. Das fühlt sich an wie ein sechser im Lotto.“