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Hochschule in Kita Kinder dürfen mitreden

Ein gemeinsames Projekt von Hochschule und Kita „Märchenland“ in Stendal soll Kindern ein noch besseres Einleben und Entwickeln ermöglichen.

Von Thomas Pusch 15.10.2015, 01:01

Stendal l In einer Kindereinrichtung treffen viele verschiedene Kulturen aufeinander. Das ist nicht erst seit den steigenden Flüchtlingszahlen so. Der Begriff Kultur beschreibt auch nicht unbedingt ein bestimmtes Herkunftsland. Auch bei den einheimischen Stendalern gibt es unterschiedliche Kulturen. Der kulturellen Vielfalt wollten Jörn Borke, Professor für Entwicklungspsychologie im Kindesalter an der Fachhochschschule, und die wissenschaftliche Mitarbeiterin Anja Schwentesius an einer Stendaler Kindereinrichtung auf die Spur kommen. Das Projekt wurde vom Kompetenzzentrum Frühe Bildung bewilligt und dann nach einer passenden Kindereinrichtung gesucht.

„Wir haben das gesehen und uns sofort angesprochen gefühlt“, sagte Anke Kröning, Leiterin der Kindertagesstätte „Märchenland“, im Gespräch mit der Volksstimme. Mit der Lage in Stadtsee ist in der Kita Vielfalt ohnehin an der Tagesordnung, „Da kann es doch nur nutzen, sich noch intensiver damit zu beschäftigen“, meinte Kröning. Das „Märchenland“ bekam den Zuschlag, und noch vor den Sommerferien fanden erste Gespräche zwischen Wissenschaftlern und Erzieherinnen statt. „Wir haben drei Schwerpunkte gesetzt“, erläuterte Borke im Volksstimme-Gespräch: Eingewöhnung in die Einrichtung, Arbeit mit den Eltern und Bildungsprozesse. In die Vorbereitung wurden auch die Kinder einbezogen, schließlich sollte nicht nur über sie, sondern auch mit ihnen geredet werden. „Ich habe sie unter anderem gefragt, was sie am liebsten machen und was sie sich für die Einrichtung wünschen“, nannte Schwentesius zwei Beispiele.

Die Idee des Projektes ist, dass aus der kulturellen Vielfalt ein Nutzen gezogen wird, sich Erzieher, Eltern und Kinder noch wohler miteinander fühlen. Dazu gehört auch das Überwinden von Sprachbarrie­ren, erst recht durch die aktuelle Flüchtlingssituation. So wurde der Brief, mit dem neue Eltern begrüßt werden und in dem sich die Einrichtung vorstellt, nun in verschiedene Sprachen übersetzt, um einige Barrieren zu überwinden. Essen ist auch eine Kultur, die überall verschieden ist. „Wir stellen Bildchen mit Hühnern, Schweinen und Kühen auf, damit die Kinder wissen, was in dem Essen ist“, gab die stellvertretende Kita-Leiterin Angela Steckel ein wahrhaft bildliches Beispiel. Kinderförderung ist auch Vertrauenssache.

Im kommenden Jahr wird das Projekt abgeschlossen. Dann werden erneut Erzieher, Eltern und Kinder befragt. „Die Ergebnisse sollen dann auf zwei Arten verarbeitet werden“, kündigte Borke an. Zum einen würden sie wissenschaftlich ausgewertet, zum anderen solle daraus ein Leitfaden entstehen, der nicht nur den Erziehern im „Märchenland“ eine nützliche Orientierung bieten kann.