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Kippertreffen Mit Karacho über Sandhügel

Das zehnte Baumaschinen- und Kippertreffen fand am Sonnabend im alten Kieswerk in Wischer statt.

Von Volker Langner 31.07.2017, 01:01

Stendal l Der Tatra vom Typ 813 8x8 nimmt den steilen Sandhang scheinbar mühelos. Als er über die Kuppe rollt, ist aus dem Führerhaus ein glückliches Jauchzen zu vernehmen. Fahrer und Besitzer Andreas Stolze hat nämlich an diesem letzten Sonnabend im Juli Passagiere an Bord. Das Baumaschinen- und Kippertreffen macht es möglich. Besucher dürfen die Lastwagen, Raupen, Traktoren, Jeeps, Kipper, auch einen Schneeschieber nicht nur in Augenschein nehmen, sondern in einigen Fahrzeugen mit auf Fahrt gehen.

„Das hat richtig Spaß gemacht“, befindet Alexandra Langs aus Stendal, als sie dem roten Tatra, der 1979 gebaut und als Zugmaschine bei der Armee eingesetzt wurde, entsteigt. Spaß hat auch Andreas Stolze. Nicht nur am Auf und Ab im alten Kieswerk, sondern insgesamt am Treffen. Der Stendaler, der dem Verein „Technik-Park Altmark“ angehört, dem Organisator der Veranstaltung, sagt: „Das Treffen ist für mich wie 14 Tage Urlaub.“ Und der Fahrer eines Abschleppdienstes fügt schmunzelnd an: „Ich genieße den Zusammenhalt unter Verrückten.“

Ein bisschen verrückt – im positiven Sinne – muss man wohl auch sein, um seine Freizeit in alte Baumaschinenzu investieren. Das gibt auch Mario Schröder aus Rindtorf zu. „Ja, man muss eine Meise haben.“ Den Treffen nicht nur in Wischer fiebere er förmlich entgegen, weil „ich dann unter normalen Leuten bin – Leute, die auch so eine Meise haben“.

Für die Oldtimerfreunde ist die „Meise“, das Verrücktsein, ihre Umschreibung für den Spaß an ihrem Hobby und ihrer Technikbesessenheit, macht Egbert Pinkle deutlich. Der Vorsitzende des Vereins „Technik-Park Altmark“ hat es sich mit seinen Mitstreitern zur Aufgabe gemacht, die alte Technik zu erhalten und sie Laien näherzubringen.

Das sieht Mario Schröder genauso. „Wir laden die Leute ein, sich alles genau anzuschauen, lassen sie auch auf unsere Fahrzeuge, um unsere Begeisterung zu teilen und damit vielleicht auch anzustecken“, sagt der Landmaschinenmechaniker. Er bedient eine Hanomag L 700 D mit 213 PS. „Das ist der stärkste Kettenschlepper“, erzählt er mit einer Portion Stolz.

Mit Stolz präsentieren bei der zehnte Auflage des Treffens etwa 80 Teilnehmer ihre Fahrzeuge und Maschinen. Sie kommen unter anderem aus Brandenburg, Niedersachsen, Sachsen. Und natürlich aus Sachsen-Anhalt. Dazu gehören die Rottelsdorfer Schlepperfreunde aus dem Mansfelder Land.

Sie werden von Günter Funke angeführt, der bei vielen als Urvater bei der Bewahrung von Baumaschinen- und Kipperoldies gilt. Funke und seine Mannen haben dann auch eine Rarität mitgebracht: einen ZT-Gleisbandschlepper. Dabei handelt es sich um einen Traktor vom Typ ZT 300, dessen Laufwerk im damaligen Landtechnikbetrieb Zerbst von Rädern auf Bänder umgerüstet wurde. Lediglich 78 Stück gab es davon. Sie waren nach Angabe von Funke für den Export bestimmt und für den Einsatz im Oderbruch, um die schweren Böden dort bearbeiten zu können. „Wir kennen jetzt nur noch zehn dieser Gleisbandschlepper, die noch fahr- tüchtig sind“, berichtet der Fachmann.

Wie er versichert, kommen die Rottelsdorfer gern nach Wischer. „Wir haben uns vor einigen Jahren kennengerlernt – und es hat gepasst“, sagt Funke. Das Tolle beim Treffen im alten Kieswerk sei, dass die Fahrzeuge nicht nur in Reih und Glied stehen, sondern dass sie gefahren werden und damit im Einsatz sind.

Das bereite ja auch den größten Spaß und ziehe Besucher an, machen Pinkle und Co. klar. Der Vorsitzende des „Technik-Park Altmark“ verweist zudem darauf, dass der Verein auch touristisch etwas bewege. „Wir holen Leute in die Region. Diesmal haben Oldtimer-Freunde aus Plauen das Treffen mit einem einwöchigen Urlaub hier verbunden, sich in der näheren Umgebung umgeschaut. Vielleicht werben sie ja für unsere Ecke“, meint Pinkle.