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Kita-Neubau Mit „Leicht-Sinn“ ins Leben

Im neuen Kita- und Hortgebäude der Stendaler Borghardt-Stiftung herrscht schon reger Betrieb.

Von Donald Lyko 27.01.2019, 02:00

Stendal l Dass er anfangs geschluckt habe, als die Mitarbeiter den Namen „Leichtsinn“ für die neue Kita und den Hort vorgeschlagen haben, gibt Elimar Brandt, Vorstand der Borg­hardt-Stiftung, gern zu. Nach ein paar Augenblicken des Nachdenkens habe er sich aber gesagt: „Das hat was.“ Er schlug dann den Bindestrich vor, denn „Leicht-Sinn“ rege eher zum Nachdenken an. „Der Name steht dafür, wie Kinder sind, mit welcher Leichtigkeit sie ans Leben gehen“, sagt Elimar Brandt, „der Name entwickelt Bereitschaft, neugierig darauf zu sein, das Lebens zu entdecken, auch spielerisch.“

Auch wenn erst im Februar die offizielle Eröffnung gefeiert wird, wird das neue Gebäude schon seit Jahresbeginn genutzt. Von den 30 Kita-Plätzen sind bereits 28 besetzt, im Hort werden derzeit zwölf Kinder und Jugendliche betreut, in den Ferien sind es 19. Zur Verfügung stehen 30 Hortplätze. Mit dem Hort ging es bei Borg­hardts schon im August 2017 los. Und mit dem Hort hat auch die Geschichte begonnen, die zur neue Kita geführt hat.

Die Stadt Stendal hatte sich vor Jahren mit der Frage an die Borghardt-Stiftung gewandt, ob sie für die Schüler der Helen-Keller-Förderschule den Hort am Nachmittag und in den Ferien anbieten könne. „Ich habe mir den Hort in der Schule angeschaut und fand die Arbeit richtig toll, aber die baulichen Bedingungen schlecht. Ich habe hohen Respekt vor dem, was die Mitarbeiter dort geleistet haben“, sagt Elimar Brandt.

Die Stiftung sagte der Stadt zu. Für den Vorstand kam „ein Glücksfall“ hinzu: Susann Off, damals stellvertretende Leiterin der Kita „Abenteuerland“ an der Osterburger Straße, ebenfalls eine Einrichtung der Stiftung. „Gemeinsam haben wir gesagt: Wir können das“, erinnert sich Brandt, lobt die „hohe Motivation“ der „Leicht-Sinn“-Leiterin und fügt hinzu: „Ohne sie hätte ich es nicht geschafft.“

Erst war der Hort in vorhandenen Räumen unterbracht, andere Bereiche rückten dafür zusammen. Von Anfang an nur als Zwischenlösung gedacht, denn ein Neubau stand immer fest. Aber: „Nur einen Hort zu betreiben, ist relativ schwierig, wegen der Stundenzeit für die Mitarbeiter, aber auch, weil die Räume dann nur nachmittags und in den Ferien genutzt werden“, sagt Brandt. Darum war schnell klar: Der Hort soll mit einer Kita kombiniert werden. Die Borghardt-Stiftung hat 30 Kita-Plätze aus dem kommunalen Bereich übernommen. Die Stadt unterstützt den gut zwei Millionen Euro teuren Neubau darum mit 200 000 Euro.

Im neuen Gebäude, von Steffen Klug vom Architekturbüro Planquadrat aus Döbbelin entworfen, gibt es zwei Flügel: einen für die Kita, einen für den Hort, und in der Mitte einen großen Begegnungsraum für gemeinsame Aktivitäten. Kreativraum, Snoozleraum, Küche für gemeinsames Kochen und großzügige Außenanlagen gehören zur neuen, großzügig gestalteten Einrichtung, die durch Lichtöffnungen im Dach sehr hell ist. Die Kita, in der es zwei Gruppen gibt, kann mit teiloffenen Bereichen punkten, also Spielflächen in der Mitte, in denen sich Kinder beider Gruppen begegnen können. Betreut werden die Kita- und Hortkinder von sieben Mitarbeitern – von Erzieherinnen und einem Erzieher, Heilpädagoginnen und einer Heilerziehungspflegerin.

„Leicht-Sinn“ ist eine inte­grative Einrichtung, in der Kita und im Hort. Noch werden im Hort nur Förderschüler betreut. „Wir möchten ihn aber dahin entwickeln, dass auch Heranwachsende ohne Förderbedarf betreut werden“, sagt Elimar Brandt. Das Allerbeste sei, „dass Kinder mit und ohne Behinderungen, mit einer anderen Hautfarbe oder aus einem anderen Land ganz normal miteinander umgehen“. Es müsse vermittelt werden, „dass wir eine Gesellschaft aus Menschen mit unterschiedlichen Biografien geworden sind“.

So wie die Borghardt-Stiftung eine kirchliche Einrichtung ist, wird es auch deren neue Kita sein. „Unsere Arbeit ist an die christlichen Werte angelehnt, an die biblische Geschichte. Das schadet keinem, weder den atheistisch, noch den muslimisch geprägten Kindern“, so der Vorstand. Werte sollen vermittelt und vorgelebt werden – ein Angebot, dem die Kinder folgen können, aber nicht müssen. „An Werten kann man sich auch reiben, daran wächst ein Kind“, sagt Elimar Brandt.