Demokratie Kitakinder aus Stendal bestimmen über Baustelle
In der Kita Abenteuerland in Stendal wird die Bewegungsbaustelle umgebaut. Das Besondere daran: Die Kinder entscheiden selbst, wie ihre Spielstätte aussehen soll.

Stendal - Die Bewegungsbaustelle der Kita Abenteuerland in Stendal hat ausgedient. „Da stehen derzeit nur Rohre und Holzkisten, mit denen die Kinder nicht so viel anfangen können“, erklärt Bernd Mitsch, Leiter der Einrichtung. Grund genug, dass sich etwas ändert. So kam ihm und den anderen Erziehern die Idee, die Kinder selbst um Rat zu fragen, wie die Bewegungsbaustelle gestaltet werden soll.
„Warum glaubt ihr denn, warum wir euch um Hilfe für die Neugestaltung bitten“, will Nicole Pommerenke, die Vorsitzende des Kinderparlaments, von den Kindern wissen. Lukas Braune bringt es kurz und knapp auf den Punkt: „Na weil wir bessere Ideen als die Erzieher haben.“ Damit die Kinder auch vorbereitet sind, waren sie zusammen mit den Erziehern auf der Baustelle unterwegs und haben ihre Vorschläge zu Papier gebracht.
Schutzhelme, Warnwesten und Bauwagen für Bewegungsbaustelle
Jeweils zwei Kinder aus vier Gruppen erklären den anderen Vorschulkindern im Kinderparlament ihre Ideen. Nicole Pommerenke, Fachkraft für Kinderperspektiven, sorgt dafür, dass kein Kind unterbrochen oder dessen Vorschlag belächelt wird.
Den Anfang macht Olivia Kaminski, die sich einen Kran, Bagger und Verkehrsschilder wünscht. Lukas Braune wirbt für Laster, Schutzhelme und Warnwesten. Am besten soll auch so viel wie möglich ferngesteuert sein, betont er. Aveline Henslik ergänzt, dass auch leuchtende Hosen ganz praktisch seien. Für Mathéo Beier und Joris Köppe gehört noch einiges mehr auf eine echte Baustelle wie ein Bauwagen, Presslufthammer, Schubkarren, Schippen, Sand und Walzen. Außerdem braucht es unbedingt Ziegelsteine zum Bauen, ist sich das Kindergremium sicher – Holz sei viel zu instabil.
Nachdem sich jeder zu Wort gemeldet hat, fasst Bernd Mitsch zusammen, was auf der Einkaufsliste steht: Absperrungen wie Hütchen und Bänder, Westen, Helme und Handschuhe sowie ein Lkw, Bagger und ein Kran.

Der gewünschte Bauwagen könnte bereits als Erstes die Kinderherzen höher schlagen lassen – den haben sich die Erzieher bereits vor dem Treffen gesichert und überraschten die Kinder damit. Eine große Hilfe war dabei Peter Krupp, Bereichsleiter für Spielflächen und Freizeitsportanlagen in der Stadtverwaltung Stendal, so Bernd Mitsch. „Bis der Bauwagen aber an seiner finalen Stelle stehen wird, kann das noch etwas dauern“, sagt der Kita-Leiter. Nicht zuletzt, weil so ein Bauwagen sehr groß und schwer ist und zur Bewegungsbaustelle transportiert werden muss. Für den Aufbau hofft der Leiter wie schon bei der Ritterburg auf die tatkräftige Unterstützung der Eltern. Alle weiteren Wünsche werden nach und nach umgesetzt.
Nach etwa einer Dreiviertelstunde ist die Veranstaltung auch schon wieder zu Ende und die Kinder auf dem Weg in ihre Gruppen. Der Vorstandsvorsitzende der Borghard-Stiftung, Elimar Brandt, verfolgte die Diskussion der Kinder gebannt und ist glühender Verfechter des Kinderparlaments: „Es ist besonders wichtig, dass die Kinder erste Erfahrungen für demokratisches Verständnis entwickeln. Die Kita Abenteuerland ist sogar eine der ersten, die das Projekt ins Leben gerufen haben. So lernen die Kinder schon früh, sich zu einigen.“
Demokratie in der Kita
Neu ist die Idee eines Kinderparlaments aber nicht. Die erste Versammlung fand vor Jahren zum Thema „Fasching“ statt. „Da haben wir den Kindern einen strikten Rahmen gegeben, in dem sie frei die Veranstaltung gestalten konnten“, sagt Bernd Mitsch. Da dies so gut ankam, trafen sich die Kinder 2018 erneut und wünschten sich eine Tankstelle – die Zimmererinnung Stendal schenkte ihnen sogar zwei.
In unregelmäßigen Abständen sollen sich die Kinder immer wieder zu Wort melden dürfen, sobald etwas sie selbst oder ihr Umfeld betrifft. Elimar Brandt verweist auf die Möglichkeit, die neue Bewegungsbaustelle auch finanziell zu unterstützen. Zuständig ist die Borghardt Stiftung, der Träger der Einrichtung.