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Kräuterseminar Gundermann bekommt eine Chance

Im Rosencafé des Stendaler Gerberhofes informierte Birgit Dähnrich über die gesundheitlichen Vorzüge der Wildkräuter.

Von Kerstin Singer 28.04.2018, 10:50

Stendal l Wenn Ulf Dähnrich den Rasen mähen will, steht seine Frau Birgit hinter ihm und sagt genau an, welches Kraut er verschonen muss. „Gebt dem Gundermann eine Chance“, ist das Credo der ausgebildeten Kräuterführerin, die am Sonnabend im Rosencafé des Stendaler Gerberhofes vor rund 40 Frauen über die gesundheitliche Wirkung und den kulinarischen Einsatz von heimischen Wildkräutern informierte.

„Die Inhaltsstoffe sind um ein vieles reichhaltiger als in jedem Salat, selbst wenn er bio ist“, sagte sie. Denn Wildkräuter suchten sich selbst den Standort aus, an dem sie von Natur aus die richtigen Nährstoffe für ihr Wachstum finden würden.

Jetzt im Frühling sind die jungen Triebe besonders zart und lassen sich wunderbar für Salate, Suppen, Kräuterbutter und vieles mehr verwenden. Doch: „Ernten Sie nur, was Sie auch kennen“, rät Birgit Dähnrich. Denn es gibt auch giftige Wildkräuter in der Altmark. Zum Beispiel sollten die Blätter des gelbblütigen Schabockskrautes nicht mehr gegessen werden, sobald es blüht. Auch um das Schöllkraut sollten Sammler einen Bogen machen, denn der gelbe Saft ist giftig.

Eine Vielzahl dessen, was essbar und gesund ist und in Dähnrichs Garten wächst, kam am Sonnabend auf den Tisch: Gänseblümchen, Löwenzahn, Engelwurz, Frauenmantel, rote Taubnessel, Pimpinelle, Giersch, Spitzwegerich, Schafgarbe, Gundermann und vieles mehr.

In der Kräuterbutter, die alle Gäste verkosten durften, steckten unter anderem junge Brennesseln. „Diese stecken voller Vitamine, Kalium, Calzium, Eisen und stärken Leber und Galle“, berichtete sie über einige der vielen Vorzüge. Bärlauch hatte sie in einer Quiche verbacken, in den selbst gebackenen Brötchen steckte unter anderem Schafgarbe.

Auch um die Gänseblümchen im Rasen muss Ulf Dähnrich einen Bogen fahren. Die Blätter und Blüten sind nämlich essbar, schmecken leicht nussig und kurbeln den Stoffwechsel an. Gerade bei Frühjahrsmüdigkeit empfiehlt Dähnrich sie daher. „Man kann sie einfach auf ein Butterbrot legen, das sieht wunderbar aus und schmeckt auch meinen Enkeln“, empfiehlt sie. Auch für eine gesunde Mahlzeit in der Kita. Wenn ihre Enkelkinder zu Besuch sind, dürfen diese mit in den Garten und beim Kräuterpflücken helfen. Und gepflückt wird wirklich nur im Garten, wo Birgit Dähnrich sicher sein kann, dass kein Stendaler Hund daraufgepinkelt hat.

Trotzdem bedauert sie, dass Wildkräuter zunehmend aus der Stadt verdrängt werden, indem selbst Grünstreifen regelmäßig gemäht werden. „Das fehlt dann den Insekten als Nahrungsquelle“, bedauert sie. In ihrer Kindheit sei das anders gewesen.

Wenn sie als Kind mit der Familie an die Ostsee fuhr, habe ihr Vater noch regelmäßig anhalten und die Windschutzscheibe von Insekten säubern müssen. „Das ist heute nicht mehr nötig“, berichtet sie über das Insektensterben.