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Krankenhaus Diakonissen und Johanniter feiern gemeinsam

Zwei Jubiläen: Vor 70 Jahren nahmen Diakonissen in Stendal ihre Arbeit auf - seit 25 Jahren gehört das Krankenhaus wieder den Johannitern.

Von Egmar Gebert 24.10.2016, 01:01

Stendal l Die ersten Worte der Festveranstaltung im Mutterhaussaal galten den vier Frauen, die die Arbeit der Stiftung Adelberdt-Diakonissen-Mutterhaus in Stendal mit begründeten. Nun saßen Schwester Ursel, Schwester Hertha, Elfriede und Hildegard in der ersten Reihe des zum Festsaal gewordenen Mutterhaussaals, nahmen Dank und Applaus entgegen, stellvertretend für alle damals 70 Diakonissen, die im Oktober 1946 in Stendal ankamen und ohne die es auch das Krankenhaus in dieser Stadt längst nicht mehr geben würde.

Gewürdigt wurde von Pfarrer Ulrich Paulsen, der die eröffnende Andacht hielt und etwas später dann auch die aufs Engste mit dem Krankenhaus verwobene Geschichte der Stendaler Diakonissen in Wort und Bildern nachzeichnete, „das Leben all dieser Frauen, die sich in verehrenswerter Weise dem Wirken am Menschen verschrieben haben“. Und Paulsen endete mit dem Wunsch: „Nehmen wir selbst etwas mit in unser Leben vom Leben dieser Schwestern. Mögen sich immer wieder Menschen finden wie sie, die füreinander und für andere da sind. Mögen immer wieder Suchende erfahren, dass es Hilfe gibt.“ War allein das – 70 Jahre Diakonissen in Stendal – guter Grund für einen festlichen Akt, so war es doch nicht das einzige Jubiläum, das am Sonnabend gefeiert wurde. Es waren auch die 25 Jahre, seit denen dieses Krankenhaus wieder im Johanniter-Orden zurück ist.

Curt von Goßler, Kuratoriumsvorsitzender des Johanniter-Krankenhauses, kam es zu, diese Brücke zu schlagen. Was ihn sichtlich beeindruckte und nicht weniger freute, war die Zahl der Gäste des Doppel-Jubiläums, die den Saal bis auf den letzten Platz füllten. Eine Resonanz, die doch auch zeigte, wie sehr das Johanniter-Krankenhaus und die Arbeit aller hier Tätigen wertgeschätzt wird.

So begrüßte von Goßler vornan Landrat Carsten Wulfänger und Oberbürgermeister Klaus Schmotz sowie den Mann, der als erster Geschäftsführer nach der Rückübertragung des Krankenhauses an die Johanniter wesentliche Weichen stellte, Eckhard Stern, sowie Kommendatoren (sie leiten die Genossenschaften des Johanniter-Ordens) und Altkommendatoren, die Grünen Damen, ehemalige Chefärzte. Sein Dankeschön galt „all den vielen Menschen, die dafür gesorgt haben, dass in diesem Krankenhaus einiges bewegt wurde, und die wir hier nicht mehr missen möchten“.

Warum die Johanniter dieses Jubiläum überhaupt feiern konnten, das erfuhren die Gäste von Kommendator Ulrich von Bismarck. Zu DDR-Zeiten sei das Johanniter-Krankenhaus mehr geduldet als gewünscht gewesen. Mitte der 80er Jahre habe gar die Enteignung gedroht. Dem sei man zuvorgekommen, indem die Johanniter am 17. Oktober 1985 ihr Eigentum in Stendal an das Diakonische Werk der Evangelischen Kirche übertrugen. Mündlich sei allerdings damals abgesprochen worden: Sollte sich die politische Situation ändern, geht das Krankenhaus zurück an die Johanniter.

„Keiner konnte damals ahnen, dass sich die Situation schon vier Jahre später durch die friedliche Revolution der DDR-Bürger so grundlegend ändern wurde“, zog von Bismarck vor den historischen Momenten von 1989 seinen Hut. Die Rückübertragung sei dann ganz in Ruhe vorbereitet und vor 25 Jahren vollzogen worden.

Wie sehr sich all das Engagement der vergangenen 70 beziehungsweise 25 Jahre gelohnt hat, wird mit Blick auf das Stendaler Johanniter-Krankenhaus von heute deutlich. Dieser Blick blieb am Sonnabend Franz Caesar, Geschäftsführer des Johanniter-Krankenhauses Genthin-Stendal, vorbehalten. Ein Schwerpunktkrankenhaus sei das Stendaler heute und gedenke, das noch über viele Jahre zu bleiben. Ein Bindeglied zwischen den großen Krankenhäusern und Kliniken sowie denen mit Basisversorgung.

Caesar verwies auf die derzeit laufende fünfte und letzte Um- und Ausbauphase im Johanniter-Krankenhaus. „Ein weiterer Neubau entsteht, mit viel Platz für Ambulanzen, für die Intensiv- und die Wachstation, den Kreißsaal, die Geburtshilfe und viele Betten.“

Zum weiteren Bauablauf war vom Krankenhaus-Geschäftsführer zu erfahren, dass die Abrissarbeiten in den kommenden Wochen abgeschlossen werden, danach die Archäologen etwa vier Monate Zeit hätten, den Untergrund zu untersuchen. „Im Frühjahr 2017 soll der Neubau beginnen, der Ende 2018, Anfang 2019 fertiggestellt werden soll. „Anfang 2019 planen wir demnach die technische Inbetriebnahme und im Laufe des Jahres den Anlauf beim Patientenbetrieb.“ Ende 2019 sollen dann auch die Gynäkologie und die Kinderheilkunde in das neue Haus umziehen.