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Kulturpreis Ehre für Stendals "Außenminister"

Die Band Nobody Knows hat den 1. Kulturpreis der Stadt Stendal gewonnen.

Von Thomas Pusch 27.11.2017, 00:01

Stendal l Oberbürgermeister Klaus Schmotz (CDU) wagte ein Wortspiel. „Niemand weiß bis hierher, wer den ersten Preis gewonnen hat“, sagte er bei der Verleihung des Kulturpreises der Hansestadt Stendal am Freitagabend im Kleinen Haus des Theaters der Altmark. Und gab damit den entscheidenden Hinweis. Als Laudator hatte er zuvor dem Gewinner zahlreiche Attribute zugeordnet, die viele Möglichkeiten offenließen: die natürliche oder juristische Person brenne für die Sache, sei herrlich direkt, habe neue Maßstäbe gesetzt. Sie sei kantig, bodenständig, erfrischend, geprägt von Lässigkeit und Leichtigkeit. Dann aber schließlich lieferte Schmotz die Übersetzung seines Hinweises und verriet, dass die Band Nobody Knows Preisträger 2017 ist. Nicht zuletzt auch deshalb, weil die Band seit vielen Jahren in Stendal, der Altmark und ganz Deutschland unterwegs ist. Theaterintendant Alexander Netschajew, der als Moderator fungierte, meinte, dass es neben dem Tda „keine solchen Außenminister für Stendal gibt“.

Und wie um das zu bestätigen, war Bandgründer Max Heckel nicht bei der Veranstaltung, sondern stand auf einer anderen Bühne. Sein Vater Ronny Heckel nahm den Preis stellvertretend für das „kleine Kunstkollektiv“, wie er es nannte, entgegen, sagte, dass er überwältigt sei und wünschte noch „viele schöne weitere Jahre“.

Sehr humorvoll hatte Peter Ludwig (SPD), Vorsitzender des städtischen Kultur-, Schul- und Sportausschusses an den Gewinner des zweiten Kulturpreises herangeführt. Er sei eine Person, die ihm schon seit Jahren begegne und stets freundlich grüße. Während das Publikum noch überlegte, ob das so eine Seltenheit sei, fügte er hinzu, dass er ihn eigentlich nicht richtig kenne, aber schon viel von ihm gesehen habe und dass er in diesem Jahr 60 Jahre alt geworden sei. „Jetzt weiß er es vielleicht schon“, vermutete Ludwig. Der Preis ging an Andreas Drimer, der die im Dezember 2004 gegründete Künstlergruppe Altmark leitet. Vor allem bekannt ist er aber als Initiator des Kunstkabinetts in der Volksbank. Bei dem Kreditinstitut ist er als Controller und Prokurist beschäftigt. Seit 2003 haben dort bereits 85 Ausstellungen stattgefunden, in denen vor allem regionale Künstler ihre Werke präsentierten, aber auch überregionale Kreative ihren Blick auf Stendal zeigten. Drimer bedankte sich für die Auszeichnung und bei seinem Arbeitgeber für die Unterstützung, blieb seiner bescheidenen Art treu.

Stadtmusikdirektor Michael Hentschel war Laudator für den dritten Preis. Schnell wurde klar, warum er dafür besonders gut geeignet war. „Ich musste als ihr Leiter die Musikschule nach der Wende auf neue Füße stellen“, schilderte er. Dazu gehörte die Erkenntnis, dass, wenn man neue Ideen hat, dafür Förderer gefunden werden müssen. So wurde im Dezember 1994 der Förderkreis der Musik- und Kunstschule gegründet. Dem gehören rund 40 Mitglieder an, zu deren Verdiensten es gehört, die Veranstaltung Stendalia Incognita aus der Taufe gehoben und die Partnerschaft mit der Musikschule der Partnerstadt Lemgo begründet zu haben. Vor allem aber gehören zu den Erfolgen des Förderkreises verschiedene neue Instrumente, Technik sowie Materialien für den Kunstbereich.

„Ich muss nicht auf der Bühne stehen, das merkt man vielleicht“, sagte Förderkreis-Vorsitzender Guido Hinz. Er sei aber froh, wenn er die Schüler unterstützen könne.

Schüler stehen auch im Mittelpunkt des Kulturförderpreises. Krankenpflegeschüler des Johanniter-Krankenhauses hatten sich ein halbes Jahr mit Fragen wie „Wenn es einen Gott gibt, wieso ist er dann blind“ beschäftigt, wie Laudator Robert Grzywotz umriss. Ziel des Projektes unter der Leitung von Claudia Klupsch war die Aufführung des Stücks „Theas Reise“ bei den Luther-Feierlichkeiten in Wittenberg.

Darin geht es um die Begegnung des Christentums mit dem Judentum und dem Islam und den Übereinstimmungen bei allen Unterschieden. Hauptfigur Thea hat dafür anfangs kaum Verständnis, erkennt aber nach und nach, dass man trotz unterschiedlicher Religion miteinander befreundet sein kann. Dieser interreligiöse Gedanke brachte den Johanniter-Schülern in der Lutherstadt viel Applaus ein. Für die heiße Phase vor der Premiere hatte Klupsch eine Kooperation mit dem Theater eingefädelt, Unterstützung von Theaterpädagogin Dina Welter bekommen. Am Freitagabend war niemand von der Projektgruppe dabei, gegenüber der Volksstimme dankte Claudia Klupsch am Sonntag den Johannitern für Organisation und Finanzierung und zollte den Schülern ihren Respekt.