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  7. "Lehmpastor" Emanuel Felke ist ein Klädener

Vergessener Klädener Sohn erlangte weltweit große Anerkennung / Kliniken und Gymnasien nach ihm benannt "Lehmpastor" Emanuel Felke ist ein Klädener

Von Axel Junker 27.03.2013, 02:15

Kläden verfügt über einen Sohn, der weltweit als Pionier der ganzheitlichen Behandlungsweise in der Naturheilkunde gilt. Pastor Emanuel Felke wurde 1856 in Kläden (bei Stendal) geboren. Er entwickelte die nach ihm benannte Felke-Kur, und in seinen Anwendungen spielte das Naturmaterial Lehm eine so zentrale Rolle, dass er als "Lehmpastor" berühmt wurde.

Kläden/Stendal l Im 600 Einwohner zählenden Kläden in der Einheitsgemeinde Bismark ist von einer Familie Felke nichts bekannt. "Ich selbst habe davon noch nichts gehört", erzählt Vera Völtzke, der vor allem die Schul-Chronik des Ortes am Herzen liegt. "Ich habe wegen Felkes im Dorf nachgefragt, aber keiner hat den Namen je gehört."

Auf der Suche von Nachfahren ist zumeist der Friedhof ein hilfreicher Ort. "Auf unserem Friedhof gibt es keine Felke-Gräber", erklärt Gottfried Henke, der Vorsitzende des Gemeindekirchenrates. "Aber eventuell hatte Familie Felke Gräber auf dem ehemaligen Friedhof an der Kirche." Um das herauszufinden, war eine Recherche im Archiv des Kirchenkreises Stendal notwendig. Gestern bekamen Gottfried Henke und die Volksstimme Einsicht. Unterstützt wurden sie von Marlis Haun, Archiv-Mitarbeiterin im Kirchenkreis Stendal.

Die Recherche sorgte für einige Aufklärung. Das Wichtigste: Emanuel Felke wurde am 7. Februar in Kläden (bei Stendal) geboren. Im weltweiten Netz sind für die Geburt des "Lehmpastors" gleich zwei Daten zu finden - neben dem 7. auch der 12. Februar. Zudem gibt es den Ort Kläden auch bei Arendsee und bei Ludwigslust. Die Eintragungen im Kasualienregister des Kirchenkreises Stendal waren aber eindeutig. "Das ist ja richtig spannend", freute sich auch Gottfried Henke beim gestrigen Besuch im Kreiskirchenamt.

Der Vater von Emanuel Felke, Andreas Friedrich Ludolf Felke, war in Kläden als Küster und Schullehrer tätig. Die Mutter, Malwine Hedwig Felke, war eine geborene Schröter und Pfarrerstochter. Den Recherchen zufolge scheint Familie Felke aus dem Berliner Raum nach Kläden gekommen zu sein. Neben Sohn Emanuel sind in Kläden auch die Töchter Susanne Luise Agnes Hedwig (5. Juni 1954) und Bertha Therese Gertrud (14. März 1858) geboren. Den Archivunterlagen des Kirchenkreises Stendal zufolge wurde in Kläden kein Familienmitglied der Felkes beerdigt.

Emanuel Felke wurde also am 7. Februar 1856 in Kläden geboren - 12 Uhr Mittag, so die genaue Eintragung. 14 Tage später wurde er von Pfarrer Gravenhorst getauft. Die Taufzeugen kamen aus Belzig, Berlin und Wusterhausen.

Schon früh interessierte sich Emanuel Felke für die Naturheilkunde und studierte, neben dem Fach Theologie, auch einige Semester Medizin. Bekannt wurde Felke, als er bei seiner ersten Pfarrstelle in Cronenberg während einer Diphterie-Epidemie erfolgreich Kranke mit homöopathischen Mitteln behandelte. Er studierte die Behandlungsmethoden von Kneipp, Prießnitz, Hahnemann, Paracelsus und weiteren hervorragenden Persönlichkeiten der Naturheilkunde und fügte sie zu einer einmaligen Ganzheits-therapie zusammen. Felkes Ziel war es, die Funktionen des menschlichen Organismus zu regulieren und die Selbstheilungskräfte des Körpers zu aktivieren.

1898 wirkte Felke als Pfarrer in Repelen und gründete dort die erste Naturheilanstalt, in der nach den "Richtlinien Pastor Felke" gekurt wurde. Sie vereinten eine gesunde Kost, Bewegung im Freien und die heilende Anwendung von Bädern sowie Behandlungen mit Lehm. Felke erlangte zunehmende Bekanntheit. Sein guter Ruf zog auch Kurgäste aus den USA, England und Russland an.

Es entwickelte sich eine regelrechte Felke-Bewegung. In den Jahren bis 1914 entstanden Felke-Kurorte in Berlin, Aachen, Krefeld, Kettwig, Dortmund, Stettin und Benneckenstein im Harz. 1915 kam Emanuel Felke nach Bad Sobernheim. Hier hatte er einen maßgeblichen Anteil, dass dieser Ort an der Nahe zu einem erfolgreichen Kurort wurde.

Bis zu seinem Tod am 16. August 1926 wirkte Felke in Bad Sobernheim therapeutisch. Er starb bettelarm, hatte er doch Zeit seines Lebens Patienten meist unentgeltlich behandelt. Nach seinem Tod wurde er in Bad Sobernheim bestattet und mit der Ehrenbürgerwürde ausgezeichnet. Später errichtete man zu seinen Ehren ein Denkmal in der Innenstadt und ein Felke-Museum. 1996 wurde das Emanuel-Felke-Gymnasium in Bad Sobernheim nach dem "Lehmpastor" benannt.