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Folk-Festival Livemusik im "Refugium der Stille"

Am 5. August ist die Band Nobody Knows Gastgeber von "Folk! in die Nacht". Darüber sprach Donald Lyko mit Frontmann Max Heckel.

28.07.2017, 00:00

Nach sechs Sommern mit „Folk! in die Nacht“ wurde zwei Jahre pausiert. Hat Ihnen da nichts gefehlt?

Max Heckel: Natürlich hat uns die Veranstaltung gefehlt, zumal alle bisherigen Veranstaltungen für uns immer ein voller Erfolg waren. Bisweilen gilt es jedoch, familiäre Belange über die bandseitigen Interessen zu stellen. Das war in den letzten zwei Jahren der Fall.

Es war also immer klar, dass es eine Fortsetzung und eine Rückkehr in den Klostergarten geben wird? Was macht für Sie den Reiz dort aus, einerseits als Künstler, andererseits als Veranstalter?

Für uns war es immer klar, dass wir „Folk! in die Nacht“ wieder veranstalten wollen. Ich denke auch, dass es 2018 wieder eine Auflage geben wird. Davor gilt es jedoch zu prüfen, ob wir den marktwirtschaftlichen Notwendigkeiten, die in der Selbstständigkeit bedauerlicherweise neben allen Freudenimpulsen nicht außen vor zu lassen sind, gerecht geworden sind. Dass es das Festival dieses Jahr wieder geben wird, finden wir großartig. Wir sind gespannt, wie die siebte Auflage angenommen wird – und ob sich der familiäre Charakter auch 2017 wieder einstellen wird. Als Musiker ist genau das das Kriterium, was den Klostergarten zu etwas Besonderem macht: Die „Abgeschiedenheit“ mitten in der Stadt und das Miteinander der Besucher. Als Veranstalter bleibt das Altmärkische Museum das entscheidende Kriterium, denn Verantwortlichkeitenträger(innen) wie dessen Leiterin Gabriele Bark findet man nicht oft. Auch das Miteinander mit ihr ist von quasi freundschaftlicher Natur.

Was erwartet die Besucher beim siebten „Folk! in die Nacht“?

Die Cobblestones aus Berlin, die Greenhorns aus Halle, die RudiTuesdayBand aus Jena und natürlich uns: Nobody Knows. Zudem haben wir auch Erin Circle aus Cottbus wieder eingeladen – und zum ersten Mal ist Fitschebeen aus Salzwedel dabei. Wenn alles so abläuft, wie wir es uns erhoffen, erwartet die Besucher ein tolles Line-Up in einem „Refugium der Stille“, dem Klostergarten, bei Tanz, Miteinander, zerschundenen Füßen und heiseren Stimmen. Wenn der Abend noch eine Woche später in den Tanzknochen steckt, war er gut.

Worauf freuen Sie persönlich sich am meisten? Haben Sie unter den Gruppen eine Lieblingsband?

Selbst wenn ich auf die Frage nach dem Favoriten eine Antwort hätte, so geböte doch der Anstand, dass ich selbige nicht gebe. Ich freue mich auf das Gesamtpaket, das in den Vorjahren „Ausgelassenheit, Zufriedenheit und Miteinander“ hieß.

Noch einmal zurück zur bereits genannten Tanzgruppe Fitschebeen. Mit den Salzwedelern arbeitet Nobody Knows seit 2015 zusammen. Wie kam es dazu?

Wie sich die meisten Zusammenarbeiten ergeben: Der Freund eines Schwippschwagers kannte die Cousine vom Ex-Schwager. Zum ersten Mal habe ich Fitschebeen in Zichtau bei einem gemeinsamen Auftritt wahrgenommen. Das ist mir deshalb so stark in Erinnerung geblieben, weil mir an diesem Tag ein grandioser Fettnäpfchensprung geglückt ist. Für die Videoproduktion von Chapeau zum Titel „Der Frosch“ haben wir Tänzer gesucht – und da war es an der Zeit, das Fettnäpfchen vergessen zu machen. Seither arbeiten wir regelmäßig und vor allem freundschaftlich mitein­ander.

Was werden die Zuschauer von Ihnen gemeinsam zu sehen bekommen?

„Der Frosch“ – ein Gedicht von Wilhelm Busch, das ich vertont habe – wird auf jeden Fall mit dabei sein. Ob wir auch die Single unseres neuen Albums, „Folkslieder“, vorstellen, ist bisher noch offen. Wenn dem so wäre, würden wir auch „Der Mond ist aufgegangen“ gemeinsam präsentieren. Passen würde es gut, weil das Video zu diesem Titel in der Katharinenkirche entstanden ist.

Sie haben jetzt schon „Folkslieder“ erwähnt, das neue Album von Nobody Knows, das am 5. August veröffentlicht wird. Was reizt Sie am guten alten Volkslied?

Ich bin mit Folklore und Volksliedern groß geworden. Viele der Titel, die es auf das Album geschafft haben, sind gleichermaßen Bestandteil des Schulunterrichts als auch meiner Kindheit gewesen. Zudem ist es in Zeiten grassierender Patriotismus-Idiotien nicht verkehrt, Volkslieder als das zu nehmen, was sie sind: Die Lieder all derer, die sie singen – unabhängig von Herkunft, Geschlecht, Hautfarbe und so weiter. Für mich ist dieses Album ein Prozess, mich an viele wundervolle Dinge zurückzuerinnern und die Selbstverständlichkeit deutscher Volkslieder wieder ein wenig aufzunehmen.

Man könnte also sagen, Sie werben mit dem neuen Album auch dafür, dass wieder mehr deutschsprachige Lieder gesungen werden.

Mit „Folkslieder“ begegnen wir dem Ungeist derer, die über „deutsche Leitkultur“ sinnieren. Warum singen wir deutsch? Weil wir in keiner anderen Sprache so fit sind, weil Deutsch die Sprache ist, die wir alle am besten beherrschen. Aber es bleibt doch die Frage: Wär’s nicht endlich an der Zeit für die Selbstverständlichkeit? Wir instrumentalisieren das Gesungene nicht zur Notwendigkeit deutscher Identifikation. Das Album bleibt Unterhaltung mit intendiertem Mehrwert. Es agitiert mitnichten, sondern bietet 45 Minuten zwischen allem, was die Volkslieder aller Länder hergeben: Herzschmerz, Sauf-, Wander- und Arbeiterlieder, Natur und Miteinander. Nähme man das Saufen raus, dann wäre das ein schönes Resümee für Nobody Knows, ein personelles Konglomerat: Sing Lieder, die miteinander verbinden – über alles, was berichtenswert ist oder vielleicht auch nicht.

Wie darf man sich bei Nobody Knows die Arbeit an einem neuen Album vorstellen? Von wem wurden die Volkslieder ausgesucht, wer komponiert die Musik? Zieht sich die Band dann für einige Zeit komplett in ein Studio zurück?

Danach waren wir fast zwei Wochen im Studio und haben die Arrangements immer wieder neu ausgefeilt. In der Summe liegt mit „Folkslieder“ die Arbeit von mindestens sechs Menschen vor, die über vier Wochen lang Herzblut, Hornhaut und Nerven investiert haben. Ich bin glücklich über das kommende Album und hoffe sehr, dass unserer Hörer, Freunde und Fans das auch so sehen. Danach waren wir fast zwei Wochen im Studio und haben die Arrangements immer wieder neu ausgefeilt. In der Summe liegt mit „Folkslieder“ die Arbeit von mindestens sechs Menschen vor, die über vier Wochen lang Herzblut, Hornhaut und Nerven investiert haben. Ich bin glücklich über das kommende Album und hoffe sehr, dass unserer Hörer, Freunde und Fans das auch so sehen.

Dürfen sich die Fans beim Festival dennoch auf Klassiker wie „Der Po“ freuen?

Natürlich, die sogenannten Klassiker dürfen einfach nicht fehlen.