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Minister-Visite Besuch bei einem Champion von hier

Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) hat den Handwerksbetrieb Metall- und Stahlbau Mauer in Stendal besucht.

Von Donald Lyko 02.09.2019, 01:01

Stendal l Die Adresse ist gut gewählt für das, was Peter Altmaier an diesem Sonnabendvormittag vorhat: Er nutzt die letzte Station seiner Deutschlandtour „Champions von hier – Der Mittelstand“, um den Startschuss für die Initiative „Unternehmensnachfolge – aus der Praxis für die Praxis“ zu starten. Denn die, sagt der Bundeswirtschaftsminister während der Runde mit Wirtschaftsvertretern, Politikern und Journalisten, werde in nächster Zeit zu einem großen Problem: Laut einer Untersuchung der Kreditanstalt für Wiederaufbau stehen innerhalb der nächsten fünf Jahre rund 500.000 kleine und mittlere Betriebe zur Übergabe an.

Beim Stichwort Betriebsübergabe/Betriebsübernahme kommt nun Hagen Mauer ins Spiel, an diesem Samstagvormittag der Gastgeber des Bundesministers für Wirtschaft und Energie. Denn der Schinner hat genau das getan – einen Betrieb übernommen, für den zuvor kein Nachfolger gefunden werden konnte, bevor der bisherige Inhaber in den Ruhestand ging. Eine Betriebsaufgabe drohte. Hagen Mauer übernahm den Stendaler Betrieb und erweiterte damit seinen eigenen. Der heute 53-Jährige hatte 1997 in seinem Heimatort die Firma Metall- und Stahlbau Mauer gegründet.

Im vorigen Jahr, zum 1. Mai 2018, übernahm er die Metallbaufirma am Langen Weg in Stendal, in der er in den 1980er Jahren gelernt und bis zur Wende gearbeitet hatte. Er übernahm alle 15 Mitarbeiter, seine bisherigen 15 Mitarbeiter im Schinner Betrieb wechselten an den neuen Standort. „Wir konnten noch weitere 20 Leute einstellen“, berichtet Hagen Mauer dem Minister beim Betriebsrundgang. Aktuell hat der Betrieb 50 Mitarbeiter.

Mit dem Umzug nach Stendal steht eine deutlich größere Betriebsfläche zur Verfügung, aktuell rund 4500 Quadratmeter. Mauer: „In Schinne hätten wir uns nicht mehr weiterentwickeln können.“ Das Unternehmen hat sich auf Komplettlösungen für den Schlosserei-, Metall- und Stahlbau spezialisiert. „Im Jahr werden bei uns zirka 2000 Tonnen Stahl bearbeitet, die Produkte werden deutschlandweit vertrieben“, erklärt der Metallbaumeister.

Im Ehrenamt ist Hagen Mauer Präsident der Handwerkskammer Magdeburg. Und darum nutzt er die Ankündigung des Ministers: „Wir sind hier, um zu lernen“, auch gern, um Themen wie Digitalisierung, Infrastruktur, Fachkräftemangel und eben die Betriebsnachfolge anzusprechen. „Wir sind bedeutende Arbeitgeber, Ausbilder und Versorger und verhindern das Ausbluten der Region. Dafür benötigen wir aber Investitionen in Mobilität, Verkehrsinfrastruktur und Breitband“, sagt Mauer.

Was ihm noch wichtig ist: ein Abbau der Bürokratie, denn die bürokratische Belastung der Handwerksbetriebe habe „ein kritisches Niveau“ erreicht, so Mauer. „Komplizierte Formulare, ausführliche Dokumentationspflichten und regelmäßig neue Vorschriften zum Schutz von Arbeitsstätten, Verbrauchern oder Umwelt: Wir Handwerker verbringen mittlerweile mehr Zeit mit administrativen Aufgaben als mit unserem Handwerk. Je kleiner der Betrieb ist, desto größer die Belastung“, berichtet der Unternehmer und Kammerpräsident dem Bundeswirtschaftsminister.

Der dürfte sich bei diesen Worten bestärkt darin fühlen, mit seiner am Donnerstag vorgestellten Mittelstandsstrategie auf dem richtigen Weg zu sein. Das Papier mit dem Titel „Wertschätzung – Stärkung – Entlastung“ beinhaltet 27 Eckpunkte, einer davon ist der Bürokratieabbau. Ein anderer wichtiger ist die Entlastung bei Steuern und Abgaben. „Das ist ein wichtiges Thema für den Mittelstand“, sagt Altmaier, denn damit Betriebe bestehen können, müssen sie das Geld für Investitionen haben. Darum fühle er sich nach den Gesprächen, die er in den drei Tagen seiner Reise mit Handwerkern, Unternehmern und Start-up-Gründern geführt hat, „bestärkt darin, weiter für die vollständige Abschaffung des Solis zu kämpfen“. Es sei wichtig, den Mittelstand durch Entlastungsmaßnahmen – dabei denkt er auch an die Energiepreise – zu unterstützen, „denn wir sind auf einen funktionierenden Mittelstand angewiesen“, so der Minister.