1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Stendal
  6. >
  7. Mit Schlagstöcken eine Tüte Gummibärchen erbeutet

Prozessauftakt am Landgericht: Fünf junge Stendaler sollen gezielt arglose Passanten überfallen und verletzt haben Mit Schlagstöcken eine Tüte Gummibärchen erbeutet

Von Wolfang Biermann 15.05.2012, 03:31

Stendal l Fünf junge Stendaler im Alter von 14 bis 21 Jahren stehen seit gestern wegen schweren Raubes und anderer Straftaten vor dem Landgericht in Stendal. In sieben Anklagen legt ihnen die Staatsanwaltschaft diverse Straftaten in Magdeburg, Stendal und Goldbeck in unterschiedlicher Tatbeteiligung zur Last.

Sie sollen am 3. Dezember 2011 im Auto nach Magdeburg gefahren sein und dort in der City und in anderen Stadtteilen zwei Stunden lang gezielt arglose Passanten überfallen und diese teils mit Schlagstöcken ("Totschläger"), Quartzsandhandschuhen, Fäusten und Tritten attackiert haben. Wobei eines der Opfer gerade aus dem Krankenhaus kam. In einem Fall soll ein Messer zum Einsatz gekommen sein.

Objekte der Begierde der marodierenden Gang waren laut Anklage Bargeld, Handys und Spielkonsolen. In einem Fall erbeutete das Quintett neben fünf Euro lediglich eine Tüte Gummibärchen. In einem anderen Fall mussten zwei Jugendliche ihre Turnschuhe herausgeben. Einige der Opfer kamen ins Krankenhaus, andere mussten ambulant notärztlich versorgt werden. Die Beute war am Ende insgesamt recht mager: etwa 50 Euro.

Einen Tag nach dem Magdeburger Raubzug wollte die Gang in der Stendaler Stadtseeallee einen jungen Mann ausnehmen. Unter Androhung von Schlägen sollte dieser 200 Euro am Geldautomaten abheben. Trotz Todesangst informierte er aber die Polizei, und so klickten noch am 4. Dezember abends die Handschellen. Bei einer Hausdurchsuchung fanden die Stendaler Beamten dann ein Handy aus einem der Überfälle in Magdeburg. Die örtliche Polizei nahm Kontakt zu den Kollegen in der Landeshauptstadt auf. So kam man den zwei Deutschen (16 und 19 Jahre alt) und den drei Migranten vom Balkan (14, 16 und 21 Jahre alt) auf die Spur.

"In Magdeburg kann man gut Leute abziehen." Das soll der 19-jährige deutsche Angeklagte kurz vor dem 3. Dezember gesagt haben. Ihn bezeichnete der jüngste Angeklagte auch als Anstifter und Haupttäter. Der 14-Jährige selbst gestand die ihm vorgeworfenen Taten ein. Die Mitangeklagten sollen Mittwoch zu Wort kommen. Bislang sind elf Prozesstage geplant.