Von Bölsdorf zur WM in China

Bölsdorf l Claudia Westerholt verfolgte mit ihrem Fotoapparat angespannt jedes Manöver der Breitling. Nach geglücktem Start schraubte sich das Modell eines Jets aus der größten europäischen zivilen Kunstflugstaffel schnell nach oben, zog seine Bahnen über dem Bölsdorfer Modellflugplatz. Die Maschine schwang auf und ab, es folgte eine langsame Rolle. Schließlich war auch die Landung perfekt und die Frau aus Rheinbach nahe Bonn atmete auf. Sohn Frank, der seine Breitling vom Boden aus steuerte und der zum Deutschen Jet-Team gehört, kam seinem Ziel „China 2019“ einen Schritt näher.

In China werden sich2019 nämlich die besten Modelljet-Piloten der Scale-Klasse von allen Kontinenten zur Weltmeisterschaft treffen. Für Deutschland gibt es sechs Fahrkarten. Wer diese bekommt, wurde nicht zuletzt in Bölsdorf entschieden. Denn der Wettkampf am vergangenen Wochenende war die Deutsche Meisterschaft und damit die wichtigste Qualifikation für die Weltmeisterschaft, so Marc Kunde, Pressesprecher des ausrichtenden MFC Albatros Stendal/Tangerhütte. Neun Piloten aus allen Teilen Deutschlands kämpften mit ihren Modellen um den Titel.

Weitere neun Starter gingen mit ihren kleineren Maschinen in der Semi scale-Klasse ins Rennen. Für sie ist der Deutsche-Meistertitel der höchste zu erringende, Weltmeisterschaften gibt es in dieser Kategorie nicht, erklärte Kunde, dessen Verein nach 2016 bereits das zweite Mal dieses Wettkämpfe für die Jet-Piloten veranstaltete.

Bewertet wurden neben der Originalität der Jets, die meistens ihre Vorbilder im Militär finden, auch das Figurenfliegen. Mit den Modell muss der Pilot vom Boden aus all das zu Stande bringen können, was auch die Flieger in den großen Maschinen beherrschen. Solche fliegerischen Leistungen könnte durchaus auch das ein oder andere Mitglied aus den Reihen des MFC Albatros vollbringen, ist sich Kunde sicher. Trotzdem fehlten die Altmärker bei den Deutschen Meisterschaften. Der Grund sei laut Pressesprecher im Bau der kleinen Jets zu suchen. Mit solcher Originalität, wie sie am Wochenende in Bölsdorf zu bestaunen war, könnten die Albatros-Mitglieder nicht aufwarten. „In diesem Modellen steckt eine Menge Arbeit, viel Detailtreue und Perfektion in der Umsetzung“, zieht Kunde den Hut vor seinen Pilotenkollegen.

Die Gäste sind hingegen voll des Lobes auf die Organisatoren der Wettkämpfe. „Es sind ideale Gastgeber. Wenn ein Problem auftritt, wird das ruhig und gelassen gelöst – und dazu noch dieses phantastische Frühstück...“, schwärmt Claudia Westerholt. Ideale Platzbedingungen wie man sie in Bölsdorf habe, finde man außerdem selten in Deutschland, so die Frau, die durch Ehemann und Sohn zur Fachfrau wurde. In Bölsdorf waren sie und ihre Männer bereits das zweite Mal und es steht fest: „Wir kommen wieder, wollen hier einmal an einem normalen Flugtag teilnehmen.“ Stolz war sie übrigens am Ende auf ihren Sohn. Mit dem dritten Platz in der Scale-Klasse, hinter Thomas Naumann (Sieger) und Stephan Volker, hat sich Frank Westerhold zu 95 Prozent die Fahrkarte nach China gesichert.