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Museumsprogramm Still, kultig, aufrüttelnd

Das Altmärkische Museum in Stendal ist mehr als Heimatgeschichte. 2018 gibt es zwei große Tagungen und vier Sonderschauen.

Von Nora Knappe 24.01.2018, 00:01

Stendal l Wer einen Blick für Jahreszahlen hat, wird dieses Jahr gewiss eine Jubiläumsfeier erwarten: 130 Jahre Altmärkisches Museum wären nämlich zu feiern. Doch nicht jeder Fünferjahresschritt erfordert unbedingt eine Riesensause. So hält es Gabriele Bark, Leiterin des Altmärkischen Museums Stendal, und will das Jubiläum lieber "übers Jahr verteilt mit ein paar Perlen" würdigen. "Die Sonderführung zu den Heiligen Drei Königen war der Auftakt, und die Besucher können sich auf drei, vier weitere Kostbarkeiten freuen", hält es Bark noch überraschungsvoll-vage. Anhand einzelner Objekte sollen den Besuchern Sammlung und Geschichte des Hauses auf gut verständliche Weise nähergebracht werden.
Aufmerksamkeit ist dem Altmärkischen Museum, das am 25. Oktober 1888 gegründet wurde und seit 1963 im einstigen Katharinenkloster beherbergt ist, das ganze Jahr über gewiss. Nicht nur die Dauerausstellung über Stendal als Stadt der Hanse und der Backsteingotik weckt Interesse, sondern auch Sonderschauen - manchmal zu geschichtlichen Themen, manchmal aus Künstlerhand - ziehen Publikum ins Haus. Im Schnitt sind es jährlich 5000 Besucher.
In diesem Jahr ist das Museum Gastgeber zweier internationaler Tagungen: im Mai der Jahrestagung des Hansischen Geschichtsvereins und im Juni der Tagung zur Jugendkultur. Außerdem beteiligt sich das Haus wieder am Internationalen Museumstag (13. Mai) und am Tag des offenen Denkmals (9. September).
Den Sonderausstellungsreigen eröffnet am 4. Februar die Dahrenstedter Künstlerin Rosemarie Grunow. In ihrer Exposition "Ferne Horizonte" zeigt sie Malerei auf visitenkartengroßen Miniaturen wie auch großformatigen Ölbildern, mit Motiven von Reisen nach Island, Grönland und in die Schweiz. Ihr Leitthema ist die "Annäherung an Stille und innere Ruhe".
Eine Reise in die Jugend und zu den Erinnerungen daran wird ab 22. April die Ausstellung zur Jugendkultur in Stendal 1950-1990. "Wir haben schon ganz viele Leihgaben von Stendalern, die Auswahl fällt schwer", sagt Bark, die sich dennoch aufs Stöbern und Gestalten freut. Und auf die vermutlich vielen Gespräche zwischen Besuchern. "Schon als die Leute die Dinge hergebracht haben, gab es regen Austausch und gegenseitiges Erinnern." Zur Ausstellung wird es ein Rahmenprogramm mit Film, Lesungen, Tagung und Treffpunkten geben - und eine Finissage mit Disco-Musik.
Was die Jugend von heute umtreibt, zeigen Schüler der Kunstkurse des Privatgymnasiums Stendal ab 4. Mai. Unter dem Titel "GroßARTig - abstrakt bis surreal" haben sie Gemälde und Fotografien aus eigener Hand zusammengestellt. Ga­briele Bark ist nach einem ersten Einblick begeistert: "Es sind fantastische Arbeiten!"
Genauso euphorisch wirbt sie für die letzte Sonderausstellung des Jahres, die am 16. September eröffnet wird. Wiederum sind es Schüler, diesmal des Hildebrand-Gymnasiums, die Kunst an die Museumswände bringen. Jedoch keine eigenen Werke, sondern solche namhafter Künstler aus der Zeit des Ersten Weltkriegs und danach, die eben auch die Zeit des deutschen Im- und Expressionismus war. Originale von Käthe Kollwitz, Max Liebermann, Max Beckmann, den Brücke-Künstlern bis hin zu Heinrich Zille und Paul Klee werden von den Gymnasiasten ausgewählt, in Zusammenhang gebracht und schließlich gehängt.
"Die Schüler haben alles komplett selbst in der Hand", sagt Bark. "Sie lernen im Unterricht also nicht nur die Kunst kennen, sondern auch, wie man eine Ausstellung macht." Und dabei wiederum lernen sie den verantwortungsvollen Umgang mit Originalen, fühlen sich in Epochen, Sichtweisen und künstlerische Formen politischer Auseinandersetzung ein.
Schüler sind übrigens jederzeit im Museum willkommen, Klassen können sich für Projekte über Straßennamen, Klostermedizin und Hansegeschichte ganz nach Bedarf anmelden: Tel. 03931/651700, E-Mail: museum@stendal.de.