Schädliche Abgase Neue Parkordnung soll Kinder schützen
An der Anne-Frank-Staße, direkt neben der Kita „Kunterbunt“, liegen jetzt Betonplatten und Platz ist nur noch für wenige Fahrzeuge.
Stendal l Für das Anliegen der Eltern, dass die Autos ihre Abgase nicht direkt in Richtung Spielplatz der Lebenshilfe-Kita „Kunterbunt“ rausblasen, haben die Anwohner volles Verständnis – für die jetzt vorgenommene Lösung aber nicht. Sie hätten sich vorher ein Gespräch gewünscht, hätten eine Prüfung ihres Vorschlages erwartet. Dem, künftig schräg einzuparken, mit der Front in Richtung Kita und dem Heck mit Auspuff zur Straße. „Dann würde man auch leichter ausparken können“, sagte Anwohner Raimund Müller bei einem Vor-Ort-Gespräch mit der Volksstimme.
Denn darin liegt eines der Probleme: Weil auf der anderen Straßenseite längsparkende Autos stehen, hatten viele Schwierigkeiten, rückwärts aus den Querparkplätzen auszuparken – und fuhren darum rückwärts auf die Stellflächen, missachteten damit die Schilder, die die Stendaler Wohnungsbaugesellschaft (SWG) als Vermieter der integrativen Kita aufgestellt hatte mit der Bitte, auf die spielenden Kinder und deren Gesundheit Rücksicht zu nehmen und vorwärts einzuparken.
Weil die Bitte nicht fruchtete, wandte sich die SWG vor zirka zwei Monaten ans Tiefbauamt der Stadt. Eine Vor-Ort-Begehung mit Vertretern der Verkehrsbehörde, der Stadt als Straßenbaulastträger und der SWG habe gezeigt, dass die Akzeptanz der Kraftfahrer, der Bitte zu folgen, „gegen Null tendierte“, sagte Stadtsprecher Klaus Ortmann auf Nachfrage. Weil die Straßenverkehrsordnung aber keine Regelung enthält, die dem Kraftfahrer in der bisherigen Situation das Parken in einer bestimmten Richtung vorschreibt, standen nach dem Termin zwei Alternativen zur Diskussion, „um die Gefahrensituation zu beenden“, so Ortmann: ein generelles Parkverbot im Bereich der Kita oder zumindest die Änderung der Parkordnung von quer auf längs zur Fahrtrichtung.
Die Verwaltung entschied sich für den zweiten Weg. Es wurden Betonplatten verlegt, so dass jetzt nur Längsparken möglich ist. „Die Reduzierung auf die verbliebenen zehn Stellplätze wird seitens der Hansestadt Stendal als akzeptable Lösung für alle Bedarfe gesehen“, sagte Ortmann. Die von Anwohnern vorgeschlagene Schrägaufstellung verhindere nicht, das rückwärts eingeparkt wird.
„Eine Einbeziehung der Anwohner in die Problematik ist vorab durch gut sichtbare Hinweisschilder versucht worden, leider ohne den notwendigen Erfolg“, erklärte der Stadtsprecher und fügte hinzu, dass bei einer Änderung der Parkordnung im öffentlichen Straßenraum aus Sicherheitsgründen die Öffentlichkeit nicht beteiligt werden müsse.
Ein Muss ist die Einbeziehung nicht, „aber man hätte uns zum Gespräch einladen können. Mit ein bisschen Miteinander würde manches besser gehen“, meinte Raimund Müller. Er und auch Eva Krause hatten zum Treffen mit der Volksstimme Fotos aus dem 1990er Jahren mitgebracht. Sie zeigen die Parkplätze – und vor allem die üppige Hecke zwischen den Stellplätzen und dem Zaun zur Kindereinrichtung, der früher noch etwas weiter entfernt war und im Zuge der Modernisierung in Richtung Straße versetzt worden war.
Warum, fragen die Anwohner nun, kann nicht wieder eine Hecke gepflanzt werden zum Schutz vor Abgasen. „Das Geld für die Betonplatten hätte die Stadt auch für einen Schutzzaun ausgeben können“, sagte Anwohner Reinhard Przygodda, der sich wie Waltraud Ebert der Gesprächsgruppe anschloss. „Es geht uns um einen Kompromiss, mit dem alle leben können“, sagt Waltraud Ebert, die seit 1974 in dem Wohnblock an der Anne-Frank-Staße, die früher Wilhelm-Florin-Ring hieß, wohnt – also Mieterin der ersten Stunde ist.
Sie wünschen sie eine Lösung, die wieder mehr Parkplätze direkt vor dem Gebäude bietet, auch, weil sie aus Sicherheitsgründen (Stichwort Vandalismus) gern ihre Autos in Sichtweite haben. Wegen der erheblichen Reduzierung der Plätze sei die Parkplatzsuche schwierig geworden. Darum werde im Wendehammer geparkt oder in der Feuerwehrzufahrt. Und das, darin sind sich die Anwohner einig, sollte ja wohl nicht die Folge sein.