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Offene Tür Wo Braunbär Tommy seziert wurde

Der Fachbereich Veterinärmedizin in Stendal hat zum Tag der offenen Tür eingeladen.

Von Bernd-Volker Brahms 06.05.2018, 19:22

Stendal l Andreas Makowski zeigt den Besuchern den Schädel des Braunbären Tommy, der im September 2014 mit 33 Jahren im Stendaler Tiergarten verstorben ist. „Der ist an Altersschwäche gestorben“, erläutert der Sektionsassistent. Allein schon an den Zähnen habe man das hohe Alter des Tieres erkennen können. Bei der Sezierung des Bären, der 1981 als Jungtier in Tiergarten gekommen war, wurde auch Arthrose festgestellt. Schon seit 2011 hatte das Tier Schwierigkeiten mit dem Laufen gehabt. „Nach menschlichen Maßstäben gemessen, ist das Tier 100 Jahre alt geworden“, sagt Makowski.

Eigentlich sei es gar nicht erforderlich gewesen, den Bären eingehend zu untersuchen, sagt der Experte. Die Todesursache sei klar gewesen. Jedoch würden tote Raubtiere grundsätzlich untersucht, sagt Makowski. Von der Maus bis zum Elefanten habe er schon alles auf dem Seziertisch gehabt, erzählt der Mitarbeiter des Landesamtes für Verbraucherschutz den zahlreichen Besuchern, die am Sonnabend zum Tag der offen Tür des in Stendal beheimateten Fachbereiches Veterinärmedizin gekommen waren.

In weißen Schutzgewändern wurden die Besucher durch die vier Dezernate des Hauses am Haferbreiter Weg geführt. Mit vielfältigen Methoden wird dort auf Erreger von Tierkrankheiten und Zoonosen, also Krankheiten bei Tieren, die auch auf den Menschen übertragen werden können, untersucht.

In den Laboren werden in Reihenuntersuchungen stets hunderte Proben täglich untersucht, wie Dezernentin Dr. Kerstin Albrecht beispielsweise anhand der Kälberuntersuchung erläuterte. Jedes Kalb werde auf die Rinderkrankheit Bovine Virusdiarrhoe (BVD) untersucht. „Die Krankheit gibt es nur ganz vereinzelt“, sagt sie. Es werde jedoch so genau hingesehen, da die Krankheit, wenn sie unentdeckt bleibt, sich sehr schnell ausdehnen könne. Nach neuesten wissenschaftlichen Methoden werde in dem Bereich gearbeitet, sagte die Dezernentin.

Das nicht immer mit der neuesten Technik geht, erläuterte Dr. Joachim Borgwardt, der jährlich rund 20 000 Blutproben von Schweinen serologisch untersucht. „Viele Tiere gehen in den Export, beispielsweise nach Afrika“, sagt er. Von daher würden sich die neuesten Untersuchungsmethoden ausschließen, da man in den Importländern mit den Ergebnissen nichts anfangen könne.

Am Ende gehe es aber um die gesunde Ernährung der Menschen. „Wir sind ein Schweine- esserland“, sagt Borgwardt. Kaum ein anderes Land habe einen derart hohen Pro-Kopf-Verzehr. Nicht ohne Grund ist der Fachbereich Tiermedizin in Sachsen-Anhalt dem Landesamt für Verbraucherschutz untergeordnet. Auch wenn Tiere auf Krankheiten untersucht werden und versucht wird, Tierseuchen zu verhindern, so steht hinter allem das Menschenwohl.

In weiten Teilen arbeiten die rund 70 Mitarbeiter in Stendal an Hochpräzisionsgeräten. Die Maschinen im Labor von Dr. Bernd Gehrmann, der für Reihenuntersuchungen bei Rindern zuständig ist, kosten zusammen eine Millionen Euro, wie er sagt. Es sind Spezialanfertigungen aus der Schweiz. Hunderte Proben können täglich abgearbeitet werden.

Dass die Labore bald saniert werden, darüber freut sich der Leiter des Stendaler Fachbereiches, Dr. Wolfgang Gaede. Für rund fünf Millionen Euro soll bei laufendem Betrieb saniert werden. „Wir sind ein sogenanntes S2-Labor, das bedeutet erhöhte sicherheitsrelevante Standards“, sagt Gaede. Dies sei die zweithöchste Einstufung, die es gibt. Von daher ist der Umbau äußerst kostspielig.

Gerade erst hat der Fachbereich auch eine neue Anlage für die thermische Abwasseraufbereitung für rund 800 000 Euro bekommen. Es soll verhindert werden, dass Viren ins Abwasser geraten.