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Politische Bühne TV-Star sprengt Stendaler Podium

Die Kölner Schaupielerin Renan Demirkan (61, "Tatort") möchte nicht mit AfD-Landeschef André Poggenburg auf einer Bühne zu sitzen.

Von Bernd-Volker Brahms 09.11.2016, 00:01

Stendal l Er habe in den vergangenen Tagen einen Crash-Kurs in Sachen Demokratie gemacht, sagte Alexander Netschajew, als er am Dienstag die Nachricht von der Absage der Veranstaltung „Checkpoint Demokratie“ persönlich in der Volksstimme-Redaktion überbrachte.

Mit den Protagonisten, die am Freitag hätten auf der Bühne des Kleinen Hauses im Theater der Altmark öffentlich hätten diskutieren sollen, hatte er sich schon im Vorfeld die Köpfe heiß geredet. Am Ende stand fest: Die Diskussion kann nicht wie geplant stattfinden. Entzündet hatten sich die Differenzen ganz offensichtlich daran, dass auch der AfD-Landeschef André Poggenburg mit auf der Bühne hätte sitzen sollen. Die Diskutierenden neben Poggenburg sollten Schauspielerin Renan Demirkan ("Tatort"), Schriftsteller Jürgen Rennert, Professorin Katrin Reimer-Gordinskaya, Jürgen Lenski von der Altmärkischen Bürgerstiftung sowie Intendant Alexander Netschajew sein.

In der offiziellen Absage, die das TdA verbreitete, klingt es so: „Konkret stellt sich für uns die kontroverse Frage, welcher Umgang mit der AfD sinnvoll ist: sie auszugrenzen oder sich direkt mit ihren Repräsentantinnen und Repräsentanten auseinander zu setzen? In der Bürgerschaft teilen sich darüber die Meinungen. Auch unter uns unterscheiden sich die Auffassungen dazu. Die Debatte bezüglich der Problematik, wo eine inhaltliche Diskussion endet und wo demagogische Hetze beginnt, die über demokratisch legitimierte Meinungsfreiheit hinausgeht, ist wichtig und komplex. In Vorbereitung der Podiumsdiskussion ‚Checkpoint Demokratie‘ haben uns unterschiedliche Meinungen in Fragen der Auseinandersetzung mit den unannehmbaren Grundorientierungen der AfD bewogen, die Veranstaltung am 11. November nun abzusagen.“

Unterzeichnet wurde die Absage von Rennert, Reimer-Gordiskaya, Lenski und Netschajew. Es fehlt der Name der Kölner Schauspielerin Renan Demirkan, die mit einem öffentlichen Aufruf im September unter dem Motto „Checkpoint Demokratie“ bundesweit für Schlagzeilen sorgte. Sie forderte darin auf „zum Gespräch über Demokratie und Rassismus“. Sie fand 134 Unterzeichner, die sich bereit erklärten, „zu reden, mit jeder und jedem – wo auch immer – wann auch immer“.

Fakt ist: Renan Demirkan wird nicht nach Stendal kommen und diskutieren. Intendant Alexander Netschajew wollte nicht bestätigen, dass es einzig die Schauspielerin war, die die Veranstaltung gekippt hat. „Alle haben sehr unterschiedliche Sichtweisen mit eingebracht, so dass am Ende nur die Absage blieb, was ich persönlich schade finde“, sagte Netschajew.

Renan Demirkan äußerte sich am Dienstag nicht. Sie ignorierte mehrere Volksstimme-Anfragen.

André Poggenburg sieht in der Absage „auch ein Ergebnis“. Es zeige Demokratiedefizite auf und sei bezeichnet für ein bestimmtes Demokratieverständnis. Ganz offensichtlich gebe es einige Leute, die demokratische Auseinandersetzungen nicht aushalten könnten.