Motorradclub eröffnet am 22. September Vereinsheim / Anwohner sammeln Unterschriften "Rote Teufel" in Ex-"Himmel und Hölle"
Die Red Devils eröffnen ein Clubhaus in der Stendaler Winckelmannstraße. Das kündigt der Motorradclub im Internet und auf Flugblättern an. Willkommen sind allerdings nur "Brüder und Freunde".
Stendal l "Die wollten bestimmt nicht, dass das so in die Öffentlichkeit kommt", vermutet die Stendalerin, die so ein Flugblatt aus einem Stendaler Café mitgenommen hat. Vor allem ist sie entsetzt über die kleingedruckte Zeile "Keine Haftung für Mensch und Gegenstand vor, während und nach der Veranstaltung". Und unbegreiflich ist für sie, "dass das Vereinsheim eines Motorradclubs mitten in der Altstadt genehmigt wird". Sie habe auch schon beim Ordnungsamt vorgesprochen, allerdings ohne Erfolg. "Wir können von Seiten der Stadt auch nichts machen", erklärt Pressesprecherin Sybille Stegemann. Es handele sich um eine privatrechtliche Angelegenheit, eine Genehmigung sei dafür auch nicht notwendig gewesen.
Nach Volksstimme-Informationen sammeln Anwohner bereits Unterschriften gegen die Eröffnung des Vereinsheims. Das ist auch in der Stadtverwaltung bekannt, ändert jedoch an der Situation nichts. Auch die Eröffnungsveranstaltung am Sonnabend, 22. September, habe keiner Erlaubnis bedurft. "Wir haben in Sachsen-Anhalt kein Veranstaltungsgesetz", sagt Stegemann. Veranstaltungen auf öffentlichem Gelände müssten natürlich angemeldet werden. Auf einem Privatgrundstück sei das aber nichts Anderes, als wenn jemand eine etwas größere Geburtstagsparty feiert.
"Muss denn da erst etwas passieren", meint die Stendalerin kopfschüttelnd. Die Polizei äußert sich nur zurückhaltend zu dem Thema. "Uns ist die Eröffnung schon seit längerem bekannt, die Polizei bereitet sich angemessen darauf vor", sagte Sprecher Marco Neiß.
Die Red Devils sind in der Altmark keine Unbekannten. Vor fast genau einem Jahr wurden im Rahmen einer Razzia der Polizeidirektionen Nord und Ost unter anderem drei Objekte in Salzwedel, zwei in Gardelegen und eine Wohnung in Klötze durchsucht.
Dabei wurden verschiedene Arzneimittel wie Anabolika, Steroide und Testosteron, Bargeld im hohen vierstelligen Bereich sowie geringe Mengen an Kokain, Marihuana und Haschisch sichergestellt. Während der Untersuchungen hatten die vom polizeilichen Staatsschutz geführten Ermittlungen "hinreichende Erkenntnisse zur engen Verbindung der ,Red Devils\' zur rechten Szene aufgedeckt", hieß es damals von den Ermittlern. Sie konnten belegen, dass der Club in Salzwedel zu jener Zeit zum Teil aus politisch motivierten Gewalttätern sowie Führungspersonen der örtlichen rechten Szene organisiert wird.
So haben die Anwohner rund um das künftige Clubhaus nicht nur Angst vor Motorradlärm. "Ich kenne auch jemanden mit einer anderen Hautfarbe", erzählt die Stendalerin, "den muss ich unbedingt warnen."