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Seehausen Reck strebt geordneten Rückzug an

Wenn nichts Ungewöhnliches passiert, räumt der Seehäuser Verbandsgemeindebürgermeister in zwei Monaten seinen Schreibtisch.

Von Ralf Franke 30.10.2015, 00:01

Seehausen l Nachdem der Seehäuser Verbandsgemeinde- bürgermeister Robert Reck am Mittwochabend überraschend die Wahl zum Wirtschafts- und Kultur-Dezernenten der Stadt Dessau-Roßlau gegen den CDU-Kandidaten mit Heimvorteil gewinnen konnte, informierte er gestern auch den Vorsitzenden des Verbandsgemeinderates, die Bürgermeister der Mitgliedskommunen, die erreichbar waren, und die Rathausbelegschaft über seine persönlichen Pläne.

Sicher seien einige enttäuscht, aber die Zahl der Glückwünsche überwiege derzeit deutlich. Was wohl auch dem eigenen Stimmungsbild des 31-Jährigen entspricht, der zwar bewusst zugegriffen hat, als sich eine neue berufliche Herausforderung auftat, aber auch bedauert, die jetzige Arbeit hinter sich zu lassen. In dem Zusammenhang versicherte er, dass es die erste Bewerbung in seiner Amtszeit gewesen sei und dass sich der Karrieresprung netto nicht so deutlich zwischen Daumen und Zeigefinger auszahlen würde, als dass das der Grund für den Wechsel gewesen wäre. Immerhin wechselt er nach Volksstimmeinformationen und laut Beamtenbesoldung von A 16 (Grundgehalt 5118 Euro) auf wenigstens B 2 (6765 Euro). Dafür muss Reck auf Nebeneinkünfte (Sitzungsgelder und Aufsichtsratposten) verzichten. 

Mit einem lachenden und einem weinenden Auge nimmt auch der SPD-Landtagsabgeordnete Ralf Bergmann den Wechsel zur Kenntnis. Er bedauere zwar den Abschied des parteilosen Reck, der sich der Unterstützung der SPD sowohl bei der Kandidatur als Verbandsgemeindebürgermeister als auch für den Kreistag sicher sein konnte, freut sich aber auch darüber, dass Robert Reck Sachsen-Anhalt erhalten bleibt und die Kollegen im Süden des Landes eine fähige Verstärkung bekommen. Was die Nachfolge Recks betrifft, wollen die altmärkischen Sozialdemokraten in ihren Hut schauen. Womit Bergmann deutlich machte, dass die SPD bei der kommenden Wahl einen eigenen Kandidaten stellen oder unterstützen will.

Seinen Sitz im Kreistag wird wohl Sandy Schulz einnehmen. Die erste Nachrückerin, Carolin Kroh, steht nicht zur Verfügung. Schulz wollte die Entscheidung zwar noch überschlafen, signalisierte aber deutlich Bereitschaft.

Der scheidende Verbandgemeindebürgermeister versicherte gestern, dass er in Seehausen nicht alles stehen und liegen lassen, sondern in den verbleibenden zwei Monaten alles dafür tun wolle, dass der Übergang für Verwaltungsmitarbeiter und Kommunalpolitiker nicht so holprig wird. Womit er unter anderen auf den Haushaltsplan für das kommende Jahr, einige Fördermittelanträge, die im November auf den Weg zu bringen sind, und auf kommende Projekte wie den Ersatzneubau für die Seehäuser Kindertagesstätte anspielte. Die neue Verwaltungsstruktur habe sich bewährt.

Obwohl erst mit der Ernennungsurkunde das neue Arbeitsverhältnis von Reck offiziell besiegelt ist, gilt es, schnell die Weichen für die Neuwahl zu stellen. Die Bürgermeisterwahl könnte parallel zur Landtagswahl am 13. März 2016 laufen. Aber auch, wenn es schneller gehen sollte, wird es wie schon bei der Abwahl von Recks Vorgänger wieder einige Wochen ohne Bürgermeister und Hauptverwaltungsbeamten im Seehäuser Rathaus gehen müssen.

Dass die Amtsleiter diese Aufgabe schon einmal gemeistert haben, dürfte nur ein schwacher Trost sein, wenn man sich an die Schwierigkeiten beim Finden eines stellvertretenden Verbandsgemeindebürgermeisters Anfang dieses Jahres erinnert. Den Posten wollte niemand freiwillig übernehmen. Bau- und Ordnungsamtsleiter Guido Mertens bekam die Aufgabe schließlich per Dienstanweisung übertragen. Nach derzeitigem Stand wird er ab Januar für einige Zeit in die erste Reihe rücken müssen, wird dann aber auch mit der höheren Besoldung zumindest etwas entschädigt.