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Sommertour Mindestpreis und Ampel für die Milch

Die Milchbauern haben nicht nur Probleme, sie wissen auch um die Lösungen. So am Dienstag in Schwarzholz.

Von Egmar Gebert 14.07.2016, 01:01

Schwarzholz l Für Katrin Kunert war es ein bisschen wie Nachhausekommen. Auch wenn es 30 Jahre her ist, dass die Linken-Spitzenpolitikerin den Beruf eines Zootechnikers/Mechanisators – Spezialisierung Rinderzucht – gelernt hat: Die Sprache der Bauern und deren Probleme versteht sie. Und weil es letztere zu Hauf gibt, war eine der Stationen der Sommertour der Stendaler Bundestagsabgeordneten der Hof von Landwirt Peter Schuchmann, der bei Schwarzholz am Rand der Wische mit sieben Mitarbeitern 330 Hektar Land beackert und 220 Milchkühe hält. Hier traf sie auch Frank Lenz, Landwirt aus Schinne und Chef eines Betriebes mit einer Größe von 400 Hektar und 300 melkenden Kühen.

Was beide unterscheidet: Schuchmann ist dabei, seinen Betrieb auf Öko-Landbau umzustellen. Ab Herbst wird hier die erste Bio-Milch fließen. Lenz setzt auf konventionelle Landwirtschaft. „Wer auf Öko umstellen kann, dem wünsche ich Erfolg. Für uns als Betrieb passt es nicht“, macht Lenz es kurz.

Was die beiden Landwirte eint, ist ihr Engagement für die Milchbauern im BDM, dem Bundesverband Deutscher Milchviehhalter, Schuchmann als Landesvorsitzender, Lenz als aktiver Mitstreiter.

Thema Nummer eins an diesem Nachmittag: Die Milchpreiskrise. „Es war falsch, die Milchquote abzuschaffen“, ist Schuchmann überzeugt. Nicht, dass er sie in der alten Form wiederhaben möchte, doch aber eine europaweite Regelung, mit der die Milchbauern auf Marktschwankungen reagieren, und zwar einheitlich und zeitgleich.

„Die Instrumente sind da“, sagt Schuchmann, „man muss sie nur anwenden.“ Eine Monitoringstelle in Brüssel, die Milchmengen mit dem Markt abgleicht und in einer Art Ampelsystem den Landwirten in ganz Europa durchstellt, ob sie die Milchmenge stabil halten (Ampel auf Gelb), weniger (Rot) oder mehr Milch (Grün) produzieren müssen. „Das würde sich für den einzelnen Milchbauern im Promille-Bereich bewegen, und wäre kein Probloem für ihn“, sagt Peter Schuchmann.

Und das, sind er und Lenz einig, kann und muss Politik leisten. Katrin Kunert nahm es gern auf und mit, forderte aber auch, dass es mehr Bauern geben müsse, die nicht nur klagen, sondern sich wehren.

Womit die Gesprächsrunde beim Thema einheitliche Interessenvertretung der deutschen Landwirte war. Peter Schuchmann und Frank Lenz sehen die nicht. Gäbe es sie, müsste sie sich für einen Mindestmilchpreis stark machen und die Politik ihn durchsetzen, wie sie es mit dem Mindestlohn getan hat. „Wir brauchen vernünftige Preise. Was die Masse der Milchbauern fordert, sind Regeln, die es ihnen erlauben, durchzukommen“, sagt Frank Lenz. Ein Umdenken sei nötig, das Eingeständnis, dass Milchproduktion teure Produktion und tierisches Eiweiß ein Luxuslebensmittel ist“, ergänzte Peter Schuchmann. Die Arbeit der Landwirte müsse wieder wertgeschätzt werden.