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Sozialer Brennpunkt Räume seit 38 Jahren nicht saniert

Die Stendaler Sekundarschule Wladimir Komarow befindet sich in einem erbärmlichen Zustand. Eine vorgesehene Sanierung ist geplatzt.

Von Bernd-Volker Brahms 16.03.2017, 00:01

Stendal l Auf den Toiletten stinkt es fürchterlich, die Fachräume für Physik, Chemie und Biologie sind als solche nicht zu erkennen, Geräte oder Material für Experimente sind nicht vorhanden. Während andere Schulen mit Smartboards mit Computertechnologie ausgerüstet werden und moderne Küchen und Fachräume erhalten, herrscht an der Sekundarschule Wladimir Komarow in Stadtsee Tristesse. Ein Charme von DDR weht durch die Räume, wenn man es noch positiv ausdrücken möchte – angefangen beim Linoleumboden bis hin zum Mobiliar.

„Es ist seit Schulgründung 1979 nichts Wesentliches getan worden“, sagt Schulleiter Roland Herms. Und auch jetzt ist wieder ein Jahr verstrichen, seit der Kreisschulausschuss die Schule besuchte und Mitglieder sich erschrocken über den Zustand äußerten. Seinerzeit bestand die Hoffnung, dass über das Förderprogramm „Soziale Stadt“ 2,7 Millionen Euro für eine Sanierung zur Verfügung stehen könnten. Außerdem sollte eine energetische Sanierung stattfinden und ein sogenanntes grünes Klassenzimmer angelegt werden.

Die beiden letzteren Projekte sollen für 950 000 Euro aus dem Förderprogramm Stark V umgesetzt werden, wie der Landkreis Stendal als Träger der Schule auf Nachfrage mitteilte. Je nach Kassenlage soll auch ein Fachkabinett gemacht werden, heißt es aus dem Landratsamt.

„Was jetzt passieren soll, wird nicht infrage gestellt“, sagt Schulleiter Herms. Es treffe jedoch nicht die wesentlichen Mängel, diese seien der erbärmliche Zustand der Klassenräume und insbesondere der Fachräume, aber auch der Toiletten. Man erkenne an, dass der Landkreis für vier Klassenräume neue Stühle bereitgestellt hat. „Der große Wurf ist das nicht“, sagt Herms.

„Wir sind nicht schön von außen, haben aber innere Werte“, sagt Herms und deutet auf das Engagement der derzeit 23 Lehrer an der Einrichtung hin. Sie unterrichten derzeit 270 Schüler, von denen viele ausländischer Herkunft sind. Es gibt allein zwei Förderklassen mit insgesamt 38 Schülern, die als Flüchtlinge nach Stendal gekommen sind. Nach der mittelfristigen Schulentwicklungsplanung hätte die Schule 2014/15 nur noch 188 Schüler haben sollen. „Teilweise gingen die Prognose noch weiter runter“, sagt der stellvertretende Schulleiter Peter Strittmatter.

Eine 2009 begonnene Sanierung war schnell wieder eingestellt worden. Zumindest war lediglich das Dach erneuert, die Toiletten im Obergeschoss gemacht und die Zimmer der Schulleitung verlegt worden. Außerdem wurden Brandschutztüren eingebaut.

2014 erstellten Eltern eine Dokumentation mit Mängeln, die vom kaputten Fußboden, Wänden und Fluren bis hin zu losen Kabeln und undichten Stellen reichten. „Ein Besuch des stillen Örtchens ist nicht zu empfehlen“, schrieben sie. Die Informationen gingen an die Lokalpolitik, passiert ist nichts.

Dass die Sanierung über die das Programm „Soziale Stadt“ gescheitert ist, liegt nach Angaben der Stadt dran, dass das Land diesen nicht berücksichtigt hatte. Kurzfristig waren wohl die Förderkriterien verändert worden. Nach Angaben des Landkreises soll noch ein erneuter Versuch unternommen werden, Geld über das Programm zu bekommen.