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Spendenflaute Rotes Kreuz zapft nun Blut im Zelt

Nach der Spendenflaute wegen der Corona-Pandemie hat sich das Deutsche Rote Kreuz in Stendal eine mobile Lösung für kleine Orte überlegt.

Von Sarah Klas 21.09.2020, 17:23

Möringen l Schwester Sabine Müller, Leiterin des Blutspende-Teams, bereitet Blutampullen und Spritze vor, im Hintergrund läuft fröhlicher Schlager, Thomas Siegert atmet nochmal tief durch, bevor die Nadel angesetzt wird. Lange Zeit waren diese Szenen des Blutspendens in Möringen nicht möglich. Das Blutspende-Mobil, das den kleinen Ort normalerweise ansteuert, hielt dort im März das letzte Mal. Dann kam die Corona-Pandemie und mit ihr Abstandsregelungen, welche die Blutspende im kompakten Mobil unmöglich machen.

Um es kleineren Ortschaften wie Möringen künftig wieder möglich zu machen, Blutspenden abzugeben, haben der Deutsche Rote Kreuz (DRK) Kreisverband Östliche Altmark zusammen mit dem Blutspende-Dienst NSTOB eine Lösung entwickelt. Inspiriert durch andere DRK Kreisverbände führten sie am letzten Donnerstagnachmittag die erste „mobile Blutspende in einem Zelt“ durch.

Auf dem Gelände des Möringer Sportplatzes standen zwei große weiße Zelte mit insgesamt vier Liegen für Spender, Stühlen zum Warten und Runterkommen und einem Empfangsbereich. Im Hintergrund das leise Kicken der trainierenden Fußballmannschaften. Mit Mund-Nasen-Schutz und genug Abstand zueinander wehte ein Hauch Normalität durch das Blutspende-Zelt.

Thomas Siegert war sichtlich erfreut, nach Monaten der Zwangspause endlich wieder sein Blut spenden zu dürfen. „Beim Blutspenden habe ich das Gefühl, etwas Gutes zu tun. Und danach fühle ich mich richtig gut. Das hätte ich nie für möglich gehalten, aber mir geht es danach immer besser“, sagt der Möringer, der inzwischen schon etwa 50 Male Blutspenden war.

Damit war er einer von 43 Spendern – davon zwei Neuspender – die zum Erfolg des Experiments beigetragen haben. Sabine Müller ist begeistert von der positiven Resonanz: „Unser Angebot wird sehr gut angenommen. Nachdem in den letzten Monaten viele Termine ausfallen mussten, ist das super.“

Zuletzt war Thomas Siegert im März dabei, als das Blutspendemobil noch im Ort gehalten hat. Das Problem fehlender Spenden aufgrund ausfallender Termine hat sich auch in den Blutreserven des DRK niedergeschlagen.

Laut DRK nehmen die Blutreserven immer weiter ab. Das liegt an mehreren ungünstigen Umständen, die zusammen kommen. Zum einen sind im Vergleich zum Vorjahr fünf Termine weggefallen, weil das Blutspende-Mobil nicht mehr eingesetzt werden konnte. Trotzdem verzeichnet das DRK mehr Spender pro Termin im gesamten Zeitraum Januar bis August 2020. Waren es im gleichen Zeitraum im letzten Jahr noch knapp 60 Spender pro Termin, kamen in diesem Jahr knapp 65 Spender. Das ist bisher ein positiver Anstieg, der nicht dem eigentlich Trend entspricht. Seit 2017 sinken die Zahlen der Blutspender stetig.

Ein weiteres Problem stellen besonders dieses Jahr die Sommermonate dar. In diesen ist die Spendenbereitschaft niedriger. 2019 waren es noch 1379 Spender im Juli und August, in diesem Jahr gingen mehr als hundert Menschen weniger spenden.

Trotz geringerer Spenden, benötigen die Krankenhäuser aktuell mehr Blutreserven als normal. Das liegt an vermehrten Operationen, die aufgrund der Corona-Pandemie in den Spätsommer geschoben worden sind. Wie sich eine mögliche zweite Corona-Welle sowie die Grippewelle auf die Blutreserven auswirken werden, ist bisher nicht abschätzbar.

Erfreulich ist jedoch, dass die Spendenbereitschaft trotz Corona-Pandemie und Schutzmaßnahmen gestiegen ist. Blutreserven halten sich nur kurz, weswegen regelmäßige Blutspendetermine wichtig sind. Eine Lösung, wie sie in der letzten Woche in Möringen stattgefunden hat, könnte die Blutspenden auch in den kleinen Ortschaften wieder steigern. Und langfristig könnte es in Möringen sogar ein Spendenlokal geben. Mit dem Präsidenten des Sportvereins Möringen werden bereits Gespräche geführt. Im Winter wäre eine Blutspende im Zelt kaum zu realisieren.