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Stadtentwicklung In Stadtsee wird es wieder Abriss geben

Stadtsee hat mehr als die Hälfte der Einwohner verloren. Mit Fördergeld konnte der schrumpfende Stadtteil wieder attraktiv werden.

Von Bernd-Volker Brahms 08.05.2018, 01:01

Stendal l Als die Wende kam, da war sehr schnell die Stadtentwicklung ein Thema. Allerdings waren es weniger die Neubauviertel in Stadtsee und Süd, sondern die völlig marode Altstadt, die es zuerst zu entwickeln galt. Stendal wurde 1993 ins Denkmalschutzprogramm aufgenommen und erhielt seither Millionen-Summen an Fördergeld. Insgesamt sind es 128 Millionen Euro aus unterschiedlichen Töpfen. Stadtsee und Süd gerieten erst später in den Fokus.

„Als ich Anfang der 1990er Jahre in einer Bürgerversammlung davon gesprochen habe, dass es in Stendal in absehbarer Zeit Leerstand geben wird und auch die Neubauviertel betroffen sein werden, da gab es wilde Proteste“, sagte der Stendaler Bauamtsleiter Georg Wilhelm Westrum am Sonnabend bei einem Spaziergang zum Tag des Städtebaus in Stadtsee. Spätestens mit der Schließung der KKW-Baustelle 1993 in Arneburg setzte dann tatsächlich ein massiver Wegzug ein. Und es kam zu großem Leerstand im gesamten Stadtgebiet.

Wegweisend wurde 2002 das Stadtentwicklungskonzept, mit dem der komplette Abriss von Süd beschlossen und auch massiver Abriss für Stadtsee vorgesehen war. „In der entsprechenden Stadtratssitzung wurde über die Vorlage anderthalb Minuten gesprochen und sie dann befürwortet“, erinnerte sich Westrum. Es habe mittlerweile Konsens in Politik über das Vorgehen gegeben.

In Stadtsee und Süd seien Häuser mit fast 6000 Wohnungen abgerissen worden. „Das ist etwa die Hälfte von dem gewesen, was wir hatten“, sagte Daniel Jircik von der Stendaler Wohnungsbaugesellschaft (SWG) bei dem zweistündigen Rundgang, bei dem 30 Interessierte mitliefen.

Nachdem es 2013 letzte Abrisse gab, werde dies in Zukunft auch wieder in Frage kommen, erläuterte Westrum. „Die Dimension wird natürlich nicht so groß sein, aber erforderlich“, sagte der Amtsleiter.

Dass nicht nur viel abgerissen, sondern auch Neues geschaffen und Quartiere entwickelt wurden, erläuterte Daniel Jircik. So seien von seinem Wohnungsunternehmen rund neun Millionen Euro allein in das Tiergartenviertel gesteckt worden. Der Tiergarten-Elfer sei dabei zu einem Vorzeige-Objekt geworden, bei dem es für Mietinteressenten mittlerweile eine Warteliste gebe. „Da wohnen 600 Leute, das ist mehr als in vielen Dörfern der Altmark“, machte Jircik die Größe des Hauses klar.

Als weiteres positives Projekt zeigte Georg-Wilhelm Westrum beim Spaziergang unter anderem die neue DRK-Kita in der Rosa-Luxemburg-Straße. Dort sei ein lange leerstehendes Haus saniert worden. Mittlerweile möchte das DRK auch noch auf einem Nachbargrundstück bauen.

Jede Investition aus Fördergeld durch die Stadt ziehe etwa das Fünffache an Investitionen durch private Unternehmen nach sich, sagte der Bauamtsleiter. In Stadtsee wurden bisher insgesamt 36,2 Millionen Euro Fördergeld ausgegeben.