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Formelle Einwände wegen unterschiedlicher Auflagen für Bieter Süd: Stadt zieht Versteigerung wieder zurück

Von Frank Eckert und Reinhard Opitz 24.04.2012, 03:23

Die Zwangsversteigerung von 430 Wohnungen in Stendal-Süd vom vergangenen Donnerstag am Amtsgericht ist null und nichtig. Voraussichtlich im Oktober sollen die Immobilien erneut unter den Hammer kommen.

Stendal l Wenige Tage nach der Zwangsversteigerung von 430 Süd-Wohnungen der M E Real Estate nimmt der Vorgang eine überraschende Wende. Die Stadt Stendal als einer der Hauptgläubiger zieht den von ihr beantragten Verkündungstermin für den Zuschlag, der für den 4. Mai geplant war, zurück. Das erfuhr die Volksstimme gestern von Martina Wothe, die am vergangenen Donnerstag die Stadt beim Versteigerungstermin im Amtsgericht vertrat.

"Damit fangen wir wieder bei Null an", sagte Wothe. Einen neuen Versteigerungstermin werde es möglicherweise im Oktober geben. Bis dahin hätten alle Beteiligten die Chance, sich das nötige Geld zu beschaffen.

Mit der Revision des unter Vorbehalt erteilten Zuschlags vom vergangenen Donnerstag will die Stadt offenbar eine Ungleichbehandlung der Bieter aus der Welt schaffen. Wie berichtet, hatte ein Österreicher namens Bachmann für 2,0085 Millionen Euro diesen vorläufigen Zuschlag erhalten, obwohl ein zweiter Interessent aus dem Umkreis der türkisch-aserbaidschanischen Alteigentümer mit 2,01 Millionen Euro sogar ein wenig mehr geboten hatte. Die Gläubiger, namentlich die Stadt Stendal, hatten von Letzteren, sollten sie den Zuschlag bekommen, die sofortige Zahlung einer Sicherheitsleistung in Höhe von zehn Prozent des Verkehrswerts und damit reichlich 400000 Euro verlangt. Der Mann aus Österreich bekam diese Auflage nicht, so dass er am Ende zum Zuge kam. Ihm wurde eine Bezahlfrist bis zum 4. Mai eingeräumt.

Diese Frist ist nun überholt. Wie der Bietergewinner vom Donnerstag darauf reagiert, ist nicht bekannt. Gestern war er zu einer Nachfrage nicht erreichbar. Noch vorigen Freitag hieß es aus dem familiären Umfeld des Österreichers, man freue sich, dass endlich "ordentliche Verhältnisse für die Mieter" einkehren könnten, sagte der Vater des Versteigerungsgewinners am Telefon, Raimund Bachmann. "Wir wollen eine Wohnanlage mit zufriedenen Mietern. Mit uns hätte es die in der Vergangenheit aufgetretenen Probleme nicht gegeben", sagte Bachmann dieser Zeitung.

Um Vater und Sohn Bachmann hatte es gestern Aktivitäten in der Landespolitik gegeben. Aus der Landtagsfraktion der CDU kam nach Informationen der Volksstimme eine Anfrage an das Innenministerium, ob es Erkenntnisse über eine rechtextreme Gesinnung der Bachmanns gebe.

Seit über zehn Jahren lebt er mit seiner Familie in Sachsen, gehört dort zu den jetzigen Eigentümern des Schlosses Noschkowitz. Ende vorigen Jahres ließ das sächsische Innenministerium prüfen, ob das Schlossgelände von Rechtsextremen zu Veranstaltungszwecken genutzt worden ist. Die Landtagsfraktion der Linken hatte diesbezüglich eine Anfrage gestellt, schrieb Ende 2011 die "Sächsische Zeitung". Das Landratsamt in Freiberg des Kreises Mittelsachsen teilte laut der Zeitung mit, man habe keine Kenntnisse, dass das Schloss des Fördervereins, dessen Kopf und Sprecher Bachmann ist, ein Treffpunkt rechtsextrem Gesinnter sei. Allerdings hieß es von dort auch: Man prüfe weiter.