1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Stendal
  6. >
  7. Auf den Spuren von Faust und der Uroma

Theater Auf den Spuren von Faust und der Uroma

Tammy Girke hat in Stendal als Jugendliche im Theater mitgespielt. Nun erzählte sie von ihrem Werdegang seither.

Von Thomas Pusch 08.04.2018, 01:07

Stendal l „Von einem, der auszog...“, heißt die neue Reihe des Theaterfördervereins, in der sich Schauspieler, deren Karriere im Jugendclub des Theaters der Altmark begann, an alter Wirkungsstätte präsentieren. „Von einer, die auszog...“, hätte die jüngste Folge heißen können, denn nach Alexander Abramyan und Dominik Bliefert feierte am Donnerstagabend Tammy Girke ein Wiedersehen mit dem Haus und zahlreichen Wegbegleitern. Die Reihe verbreitet immer auch ein wenig Klassentreffenatmosphäre.

Wäre sie ein Stück, so hätte sie zwei Protagonisten. Denn mindestens genauso wichtig wie der Schauspieler ist die Rolle von Fördervereinsmitglied Claudia Klupsch als Interviewerin. Ein ausdrucksstark vorgetragenes Einstiegslied von Tammy Girke und schon ist man im Gespräch miteinander. Wie zwei Freundinnen, die miteinander lachen und leiden, die eine Menge voneinander wissen, es aus den Ecken der Erinnerung hervorkramen. Einfach nur, um sich selbst daran zu erfreuen, als wäre gar kein Publikum im Pausenfoyer.

So lange ist es noch gar nicht her, dass Girke die Stadt verlassen hat, „mir kommt es auch so vor, als wäre ich nie weggewesen“, sagte sie. Im Herbst 2010 stand sie das erste Mal im Theaterclub auf der Probenbühne. „Pinkelstadt“ hieß das Stück, Friede Fennichfux ihre erste Rolle. Der Impuls, Schauspielerin werden zu wollen, kam allerdings schon ein paar Jahre früher, als sie mit ihrer neunten Klasse eine Vorstellung von Faust besuchte. „Das war beeindruckend“, schwärmte sie.

Das Schauspielern mag ihr auch in den Genen liegen. Ihre Uroma stand im Stadttheater Görlitz auf der Bühne. So ein Gänsehautmoment war es dann, als sie in ihrem Kostüm für die Rolle in „Kiss me Kate“ den Aufnäher mit der Aufschrift „Stadttheater Görlitz“ entdeckte. Ihre Uroma wird es nicht getragen haben, aber als ein Zeichen reichte es allemal aus.

An fünf Theatern hat Tammy Girke vorgesprochen. Nie habe sie gehört, dass sie es sein lassen sollte, besser einen anderen Beruf ergreife, aber es habe immer so ein bisschen der letzte Kick gefehlt. An der Hochschule für Musik und Theater „Felix Mendelssohn Bartholdy“ in Leipzig klappte es aber 2015. Sie hatte sich schon im Jahr zuvor vorgestellt. „Da hat mir eine Dozentin gesagt, ich sei doch noch so jung und solle im nächsten Jahr wiederkommen.“

Girke zeigte an dem Abend nicht nur, dass sie eine sehr unterhaltsame Gesprächspartnerin ist, sondern gab auch beeindruckende Kostproben ihres Könnens, rezitierte ein Gedicht, stand plötzlich vom Gespräch auf und führte mit einem Zuschauer einen Monolog – Improvisation, das ist eine ihrer großen Stärken, komödiantisches Talent, ohne ins Alberne abzudriften, eine andere. So ausgestattet wird ihr Traum, einmal in Hamburg auf der Bühne zu stehen, kein Traum bleiben müssen.

Nächster Gast in der Reihe ist am 26. April Alexander Frank Zieglarski.