1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Stendal
  6. >
  7. Jetzt spielen Handwerker die Hauptrolle

Theater der Altmark Jetzt spielen Handwerker die Hauptrolle

Die Sanierung des Theaters der Altmark in Stendal ist ein Millionenprojekt. Die Volksstimme hat sich auf der Baustelle umgeschaut.

Von Donald Lyko 01.11.2020, 15:16

Stendal l Wenn die Arbeiten abgeschlossen und die Gerüste abgebaut sind, werden Theaterbesucher auf der Vorderseite zur Karlstraße durchaus Neues entdecken können – nicht auf den ersten Blick vielleicht, dann aber auf den zweiten. Über dem Eingang zum Kleinen Haus zum Beispiel wurden die lichtdurchlässigen Glasbausteine entfernt und dafür Fenster eingesetzt. Neue Fenster hat das gesamte Gebäude bekommen, denn neben der Fassadendämmung sind sie ein Schwerpunkt der energetischen Sanierung. Stichwort Fassade: Die wird auch künftig weiß sein, „aber mit einer etwas anderen Note“, sagt Annette Muth, die als Mitarbeiterin im städtischen Hochbau-Sachgebiet das Theater-Bauprojekt betreut. Sie beschreibt es als „gebrochenes Weiß“.

Da wir schon bei den Veränderungen sind: Alle Leuchten im Gebäude werden auf LED umgestellt. Und dann dürften sich die Damen unter den Zuschauern besonders über diese Nachricht freuen: Nach Abschluss der Arbeiten gibt es vier Damen-Toiletten mehr als bisher und dadurch vermutlich nicht mehr so lange Schlangen in den Pausen. Die Toiletten neben der hinteren Garderoben wurden dafür getauscht, rechts ist jetzt das Herren-WC, links das der Damen. In einem Nebenraum finden die zusätzlichen Toiletten Platz. Fast fertig sind die Toiletten zwischen Kaisersaal und Theatercafé. Dort war mit den Arbeiten begonnen worden, weil der Kaisersaal als Spielstätte genutzt wird – wenn die Corona-Auflagen es nicht verbieten.

Die Sanitäranlagen werden im gesamten Gebäude erneuert, ebenso die Fußbödenbeläge, dazu wird gemalert. Diese Posten sind im geförderten Projekt energetische Sanierung zwar nicht enthalten, aber der Stadtrat hatte sich dennoch dafür entschieden. Beim Rundgang fällt gleich ins Auge, warum: Die Bodenbeläge sind verschlissen, der Theateralltag seit Bezug des Neubaus vor 25 Jahren hat an den Wänden deutliche Spuren hinterlassen.

Ordentlich investiert wird auch in neue Lifte, mehr als 200.000 Euro stehen allein dafür im Investitionsplan. „Inklusion und Barrierefreiheit werden großgeschrieben“, sagt Matthias Klug vom baubegleitenden Architekturbüro Planquadrat. Dank neuer Lifte werden künftig auch das Rangfoyer und der Rang im Großen Haus für Rollstuhlfahrer erreichbar sein. Die anderen der insgesamt sieben Lifte stehen Ensemble und Mitarbeitern zur Verfügung.

Aktuell laufen unter anderem die Arbeiten an den Sanitäranlagen, an den Elektroanlagen, am Dach, an der Lüftungsanlage und an der Fassade. Die Dämmung an der Rückseite ist fertig, dort soll bald mit dem Putz begonnen werden, an der Vorderseite wird die Dämmerung gerade angebracht. Für die neue Lüftungstechnik wurden die großen Geräte angeliefert. Die Rückkühler haben ihren Platz auf dem hinteren Dach. Das Herzstück, das fünf Lüftungsanlagen bedient und kleiner als der Vorgänger ist, steht in einem geschützten Raum. „Bei den Arbeiten kommen einige Kilometer an Leitungen und an Rohren zusammen“, beschreibt es Annette Muth. Auch, weil die komplette Kalt- und Warmwasserinstallation erneuert wird. Matthias Klug: „Kein Rohr bleibt drin.“ Anders sieht es bei der Heizung aus. Weil deren Dimensionierung noch in Ordnung ist, wird sie nicht angefasst. Die Raumlufttechnik wird aber erneuert.

Weiter geht es aufs Dach, wo die Arbeiter gerade die einzelnen Schichten auftragen: erst eine Dampfsperre, darauf die Dämmplatten, dann zum Abdichten eine halogenfreie Folie. „Vom Wechsel Kaltdach zum Warmdach versprechen wir uns eine hohe Effizienz“, sagt Matthias Klug. Insgesamt, fügt Annette Muth hinzu, werde die energetische Sanierung zu deutlichen Einsparungen bei der Energie führen. Denn bisher gab es an den Außenmauern gar keinen Wärmeschutz, nun werden 18 Zentimeter dicke Dämmplatten angebracht. Weitere Neuerungen: Auf das Dach des vorderen Teils zur Karlstraße kommt noch eine Photovoltaikanlage, die Südseite des Gebäudes (an der Karlstraße) bekommt einen Sonnenschutz.

Wenn der Stendaler Stadtrat heute Abend den Mehrausgaben von 500.000 Euro zustimmt, stehen noch Arbeiten an der Sprinkler- und Sprühflutanlage sowie die Installation von Brandschutzklappen an. Arbeiten, die für den weiteren Bauablauf dringend in Angriff genommen werden müssen. Denn erst wenn die neuen Brandschutzklappen eingebaut sind, können die Lüftungsanlage und die Elektroanlage abgenommen werden.

Auch wenn momentan an mehreren Stellen gleichzeitig gearbeitet wird – Annette Muth: „Das ist der Vorteil eines so großen Gebäudes“ –, musste das ursprünglich geplante Bauende schon verschoben werden. Als Anfang des Jahres das Gebäude leergezogen und die Ausweichquartiere des Theaters bezogen wurden, hatten alle Beteiligten noch eine Rückkehr im Herbst im Kalender stehen. Mit dem Weihnachtsmärchen sollte es im sanierten Gebäude wieder losgehen.

„Es ist schade, dass es so nicht funktioniert hat“, sagt Annette Muth. Ein Grund: Der Fördergeldbescheid für die ab Januar 2020 geplanten Arbeiten ging erst im Oktober 2019 ein. „Am Anfang hat uns dann noch eine Firma hängenlassen, das hat zu einer weiteren Verzögerung geführt“, erklärt die Mitarbeiterin des Bauamtes. Ziel sei es jetzt, die Außenarbeiten bis Weihnachten abzuschließen und mit der gesamten Maßnahme im Februar, März kommenden Jahres fertig zu sein.