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Tiergarten Ein Tiger für Stendal?

Für Tigerdame Tania könnte es noch in diesem Jahr Gesellschaft geben. Der Tiger Augustus könnte in Stendal heimisch werden.

Von Donald Lyko 18.05.2020, 18:30

Stendal l Wenn es mit Augustus‘ Umzug klappen würde, wäre das ein schönes Jubiläumsgeschenk. Denn im Stendaler Tiergarten gibt es seit 30 Jahren sibirische Tiger. Im Jahr der Wiedervereinigung waren Tigerkater Sascha vom Leipziger Zoo und Tigerkatze Tanja vom Zoo Eberswalde nach Stendal gekommen. Als Zuchtpaar folgten Tasja und Buran. Eine ihrer Töchter, Tania, lebt noch heute im Stendaler Tiergarten.

Weil Tania nicht allein bleiben soll, haben sich die Stendaler nach einem neuen Tier umgeschaut – und sind im Zoo im brandenburgischen Eberswalde fündig geworden. Augustus heißt die zweijährige Raubkatze, die nach Stendal umziehen soll. So ist der Plan. „Dem muss der Koordinator des Europäischen Erhaltungszuchtprogramms aber noch zustimmen“, sagte Armin Fischbach, Mitarbeiter im Büro des Oberbürgermeisters. Wenn das erfolgt sei und sich die Corona-Lage beruhigt habe, „werden wir den Tigerumzug vornehmen“.

Für die Hansestadt als Träger des Tiergartens ist klar: „Es wird auch in Zukunft sibirische Tiger im Tiergarten Stendal geben“, so Fischbach, „denn immerhin verfügen wir über eine moderne Tigeranlagen, die den neueste Vorgaben entspricht und auch genutzt werden soll.“ Und die Stendaler sehen ihre Verantwortung: „Zoos leisten einen Beitrag für die allgemeine Artenvielfalt, der insbesondere bei bedrohten Tierarten nicht zu vernachlässigen ist. Sibirische Tiger gehören mit zu den bedrohtesten Tierarten der Welt. Sollten wildlebende Exemplare irgendwann doch aussterben, können Zoos als ‚Genreserven‘ dienen, um die Optionen für Auswilderung und Repopulation offen zu halten“, erklärte der Stadtsprecher. Weltweit gibt es noch etwa 500 wildlebende sibirische Tiger.

In Stendal wird es aber auch künftig nur ein Zuchtpaar geben, weil die Anlage für ein Paar angelegt ist. „Gezüchteter Nachwuchs muss zwangsläufig an andere Zoos abgegeben werden“, so Armin Fischbach. Stichwort Zucht: Waren und sind die sibirischen Tiger im Stendaler Tiergarten reinrassig? Von Armin Fischbach kommt ein klares „Ja“, denn: „Alle in Zoos lebende Tiger können bis zum Wildfang zurückverfolgt werden, darum ist leicht nachzuvollziehen, das alle Stendaler Tiger reinrassig sind.“ Die Einteilung der Unterarten von Tigern ergebe sich aus dem internationalem Zuchtbuch. In diesem Buch sind auch Hy­briden, also Unterarten, registriert, die sich vermischt haben, erklärt er.

Der Stendaler Tiergarten ist nicht Mitglied im Europäisches Erhaltungszuchtprogramm (EEP). „Weil wir aber an der Erhaltungszucht mitwirken wollen, muss erst das Ergebnis vom Londoner EEP-Koordinator abgewartet werden, und dann kann bestimmt werden, ob wir züchten dürfen“, so der Stadtsprecher. Der Stendaler Tiergarten ist außerdem im Zuchtbuch für Bartaffen, Rotbauchtamarine und Totenkopfäffchen eingetragen. Zuchtbücher sind Bestandsregister, die von jedem Tier Verwandtschaft, Alter, akutellen Standort und gegebenenfalls den bisherigen Zuchterfolg beinhalten.

Fischbach: „Diese Bücher sind ein unerlässliches Werkzeug bei der Erhaltungszucht bedrohter Arten.“ Das EEP vereinigt Zoos und sonstige Institutionen, die sich der Erhaltungszucht verschrieben haben, und koordiniert die Absprachen untereinander. Die Teilnehmer müssen den Empfehlungen des Koordinators Folge leisten, wer mit wem, wann und wo Jungtiere züchten darf, wo der Nachwuchs hingeht und welche Tiere gar nicht züchten sollen.

Für den Stendaler Tiergarten sei es weiter wichtig, dass nicht nur einheimische Tiere vorgestellt werden, sondern Tierarten aus allen Kontinenten, sagte Armin Fischbach und zitiert eine kenianische Weisheit: „Wir werden letzten Endes nur schützen, was wir lieben, und wir werden nur lieben was wir kennen.“