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Tierseuche Was passiert bei Ausbruch der Schweinepest?

Noch ist die Afrikanisch Schweinepest in Deutschland nicht ausgebrochen, doch Landwirte rund um Stendal sind nervös.

Von Egmar Gebert 25.04.2019, 02:00

Stendal l Tierseuchenexperten und Veterinärmediziner gehen davon aus, dass es sich lediglich um eine Frage der Zeit handelt, bis der erste Fall Afrikanischer Schweinepest auch in Deutschland gemeldet wird.

Der Stendaler Kreisjägermeister Günter Scheffler teilt diese Einschätzungen. Doch sieht Scheffler wie auch der zweite Beigeordnete des Landrats, Sebastian Stoll, den Landkreis auf den Fall des Seuchenausbruchs gut vorbereitet.

Diesen optimistischen Ausblick macht sich auch Kerstin Ramminger, Geschäftsführerin des Kreisbauernverbandes, gern zu eigen. Gesprächsrunden mit den für den Katastrophenschutz Zuständigen – im Fall des Ausbruchs der Schweinepest sitzen die im Katastrophenstab des Landkreisess – würden ihr diese Sicherheit geben, sagt Ramminger im Gespräch mit der Redaktion.

Abgesprochen sei mit dem Landkreis auch, dass es im Fall des Ausbruchs der Afrikanischen Schweinepest im Katastrophenstab des Landkreises Stendal einen „Unterstab Landwirtschaft“ geben wird, bei dem die Bauern dann ihre direkten Ansprechpartner und Fachwissen zu den durchzuführenden Maßnahmen finden werden. „Das haben wir beim Hochwasser 2013 ähnlich gehandhabt und das hat gut funktioniert“, erinnert sich Ramminger an den damaligen Katastrophenfall und das aus ihrer Sicht gute Einbinden ihres Verbandes durch den Landkreis.

Doch wäre ein solcher Stab heute oder morgen bereits in der Lage Fragen von Landwirten im Fall des Seuchenausbruchs zu beantworten? Kerstin Ramminger meldet erhebliche Zweifel an und weiß auch, sie zu begründen.

Klar sei zum Beispiel, dass es um dem Ausbruchsherd, also den Auffinde- beziehungsweise Abschussort eines mit ASP infizierten Wildschweins eine Sperrzone geben wird.

Das Land hat für diesen Fall bereits Elektrozäune mit einer Gesamtlänge von 25 Kilometern angeschafft. Das würde reichen, um einen Sperrbezirk mit einem Radius von vier Kilometern einzuzäunen. Das Friedrich-Löffler-Institut empfiehlt darüber hinaus die Einrichtung eines sogenannten gefährdeten Bezirks mit vorzugsweise 15 Kilometer Radius um den Abschuss- oder Fundort herum.

Kerstin Ramminger: „Da geht dann nichts mehr rein und auch nichts raus. Was, wenn sich in diesem Gebiet eine Milchviehanlage befindet, die täglich zweimal angefahren werden muss? Oder ein Schweinezuchtbetrieb, in dem zwar keine Tiere befallen sind, die aber zu bestimmten Zeiten täglich 400 Ferkel absetzen, also verkaufen? Das würde dann eine bestimmt Zeitlang nicht mehr gehen. Und wie wird reagiert, wenn zum Beispiel so ein Schweinepest-Sperrbezirk während der Erntezeit eingerichtet werden muss und die Landwirte ihre Ente dann einige Wochen nicht herausbringen können? Einfach nur zu sagen, wir ziehen da einen Zaun drum und dann mal sehen, das geht so nicht.“

Eine Kritik der Bauernverbandsgeschäftsführerin, die sie vor allem ans sachsen-anhaltische Landwirtschaftsministerium richtet. Kritik darum, weil die ostaltmärkischen Bauerninteressenvertreter ihre Fragen bereits an das Ministerium von Claudia Dalbert (Grüne) gerichtet haben, bisher aber noch keine Antworten bekommen hätten. Wenn doch, dann habe es geheißen, dass die Landwirte in so einem Fall alle ihnen zur Verfügung stehenden Möglichkeiten in den betroffenen Gebieten nutzen müssten. „Das hieße zum Beispiel, Erntegut innerhalb der Sperrbezirksgrenzen zu lagern oder die abzusetzenden Ferkel des Schweinezuchtbetriebes in dort zur Verfügung stehenden, ungenutzten Ställen unterzubringen, vorausgesetzt, dass es diese dort denn gibt.

Außerdem: Wer wird solche Tiere, die aus einem Schweinepest-Gebiet kommen, noch kaufen wollen“, fragt Kerstin Ramminger. Sie bezweifelt, dass eine Strategie des Durchhaltens ein gangbarer Ausweg aus einer für betroffene Landwirte sehr prekären Lage sein würde. Es brauche jetzt konkrete Antworten seitens des Landwirtschaftsministeriums bis hin zu Aussagen über Entschädigungslösungen für Landwirte in betroffenen Gebieten.

Über die Pressestelle des Ministeriums leitete die Volksstimme diese Fragen an die entsprechenden Fachleute weiter, die sie gestern aber noch nicht beantworten konnten. Eine dienstliche Beratung hinderte sie daran, ließ die Pressesprecherin wissen und sicherte zu, am heutigen Tag ein Statement einzuholen.