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Nachruf Trauer um ehemaligen Stendaler Theater-Intendanten Goswin Moniac

Im Alter von 83 Jahren ist Goswin Moniac, ehemaliger Intendant des Theaters der Altmark in Stendal, gestorben. Nicht nur künstlerisch hinterlässt er viele Spuren.

Von Donald Lyko 19.01.2024, 17:23
Im August 2023 wurde Goswin Moniac Ehrenmitglied des Theaters der Altmark Stendal.
Im August 2023 wurde Goswin Moniac Ehrenmitglied des Theaters der Altmark Stendal. Foto: Andreas König

Stendal - Für einen leidenschaftlichen Theatermann ist der letzte Vorhang gefallen: Goswin Moniac, von 1993 bis 2004 Intendant des Theaters der Altmark, ist am 12. Januar 2024 im Alter von 83 Jahren gestorben.

Die Erinnerungen an ihn werden immer ein großer Beifall sein: für den Regisseur und Leiter von Theatern, für den Künstler, den geistreichen und aufmerksamen Gesprächspartner, für sein offenes Zugehen auf die Menschen, seine Bereitschaft zum Zuhören und Anpacken, seine Neugier am Leben, seinen leisen Humor ...

Beifall für einen Mann, für den Kunst und Theater viel mit Verständigung zu tun hatte – der unter den Menschen am kleinen Ort seines Wirkens ebenso wie der zwischen Völkern und Kulturen. Darum hat Goswin Moniac gern im Ausland inszeniert – sein „Faust“ 2004 am Mitschurinsker Dramatischen Theater in Russland ist dort bis heute unvergessen – und Künstler anderer Nationen nach Stendal geholt. Es entstanden tiefe Freundschaften, sie hielten an.

Eine Selbstverständlichkeit für den Theaterschaffenden, der immer ein glühender Verfechter der Demokratie war, ein Kämpfer für den Erhalt von Kunst- und Kulturangeboten und ein genauer Beobachter der Gesellschaft. „Seien Sie wachsam. Was wir heute erleben, habe ich schon einmal erlebt. Deshalb kann ich nur sagen, seien Sie aufmerksam und wachsam.“ Diese sehr eindringlichen und mahnenden Worte sprach Goswin Moniac am 26. August vorigen Jahres bei seinem letzten großen Auftritt im Theater der Altmark.

Er war aus seinem Wohnort Schmersau bei Osterburg nicht nur nach Stendal gekommen, um nach drei Sanierungsjahren die Wiedereröffnung des Theaters in der Karlstraße zu feiern. Er war gekommen, um eine ganz besondere Ehrung in Empfang zu nehmen: Ihm wurde die Ehrenmitgliedschaft des TdA verliehen.

Von dem Theater, dessen Entwicklung er von 1991 bis 2004 maßgeblich begleitet und geprägt hat. 1940 in Berlin geboren und in Danzig aufgewachsen, war Goswin Moniac nach Lebensstationen in Marburg, Hamburg und Münster im Jahr 1990 nach Stendal gezogen. Von 1991 bis 1993 war er Schauspieldirektor und stellvertretender Intendant am Theater der Altmark. Mit der Spielzeit 1993/94 übernahm er die Intendanz – in einer schwierigen, herausfordernden Zeit.

Denn seit 1992 liefen nicht nur Umbau und Generalsanierung des Gebäudes, nach einem Beschluss der Stadtverordnetenversammlung wurden zur Spielzeit 1994/95 die Sparten Musik- und Tanztheater geschlossen. Unter Moniacs Leitung schärfte das TdA sein Schauspielprofil, baute das Kinder- und Jugendtheater aus. Im Spätsommer 1995 wurde die Wiedereröffnung in der Karlstraße gefeiert – mit Goswin Moniacs „Hamlet“-Inszenierung im Großen Haus.

Sie ist vielen ebenso in Erinnerung geblieben wie „Die Dreigroschenoper“ (1991), „Das Herz eines Boxers“ (1998), „Wer hat Angst vor Virginia Woolf?“ (1999), „Die Bremer Stadtmusikanten“ (2000) und „Der kaukasische Kreidekreis“ (2002), um nur eine kleine Auswahl zu nennen. „Mit vielen unvergessenen Inszenierungen hat Goswin Moniac sich im kollektiven Gedächtnis des TdA verewigt“, schreibt das Stendaler Theater zum Tod seines ehemaligen Intendanten.

Nach der Zeit am TdA zogen er und seine Frau, die Schauspielerin Ingrid Birkholz-Moniac, nach Schmersau, um die Natur und die Ruhe zu genießen. Doch die Theaterbegeisterung ließ Goswin Moniac nicht los. Er wurde recht schnell wieder aktiv, gründete das Gladigauer Dorftheater mit, um mit einem Laienensemble die plattdeutsche Sprache zu pflegen. Aus den ersten Ideen wurde eine Erfolgsgeschichte. Und nur eine der vielen Spuren, die Goswin Moniac hinterlässt – über den Schlussapplaus hinaus.