1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Stendal
  6. >
  7. Stadtsee in Stendal braucht Entschlammung

Umweltschutz Stadtsee in Stendal braucht Entschlammung

Der Angelverein in Stendal freut sich über die neuen Module zur Sauerstoffzirkulation im Stadtsee. Politik ist weiter in Verantwortung.

Von Antonius Wollmann 01.03.2021, 08:00

Stendal l Seit der vergangenen Woche sorgen zwei Module dafür, dass die Sauerstoffzirkulation im Stadtsee wieder richtig in Gang kommt. Dass die beiden Geräte, die der Stadt Stendal 50.000 Euro kosten, aber allenfalls Abhilfe schaffen und das Problem der Schlammablegerungen in dem Gewässer nur lindern, statt es komplett zu lösen, ist den Verantwortlichen der Stadtverwaltung bewusst.

Um das Gewässer langfristig zu kurieren, sei eine Ausbaggerung des Gewässers nötig. Die sei aber nicht zu finanzieren. Nach vorsichtigen Hochrechnungen würde mindestens ein hoher sechsstelliger Betrag dafür anfallen. Ein Faktor sei außerdem die Entsorgung des Schlamms. Man könne ihn nicht einfach auf einer Deponie ablagern, hieß es aus der Stadtverwaltung.

Für Vorstandsmitglieder des Stendaler Anglervereins, der den Stadtsee als Pachtgewässer betreut, ist diese Haltung „gefährlich“. Zwar sei ein kluges Wassermanagement mit den beiden schwimmenden Modulen endlich angegangen worden, „doch muss weiter gehandelt werden, anstatt sich mit scheinbar unlösbaren Dingen zufriedenzugeben“, sagt Jürgen Schwarzlose. Der 67-Jährige war bis zum Jahresende 2020 Gewässerwart und hatte sich nach dem großen Fischsterben im Stadtsee maßgeblich für die Verbesserung der Wasserqualität eingesetzt.

Durch die extreme Hitze im August 2019 und den Wassermangel in der zufließenden Uchte sind rund 2,5 Tonnen Fisch im Stadtsee wegen Sauerstoffmangels verendet. Vor allem schlugen die Angler damals Alarm, weil das 9,6 Hektar große Gewässer wegen seiner geringen Wassertiefe von 0,80 bis 1,20 Meter dringend ein funktionierendes Wassermanagement benötigt.

Sicher müsse nun abgewartet werden, was der Einsatz der beiden Regenerationsanlagen der Firma EKS-Anlagenbau wirklich bringt. Laut Aussage eines Firmenmitarbeiters könnte bei voller Akku-Leistung rund 2000 Liter Wasser pro Minute mit Sauerstoff aufgefrischt werden. „Das ist auf jeden Fall eine Alternative, als ständig das THW oder die Feuerwehr zur Wasserumwälzung anrücken zu lassen, sagt Schwarzlose.

Für ihn und für den Vorsitzenden des Vereins, Frank Bartels, sei jedoch eine Entschlammung unumgänglich, um den Stadtsee als Gewässer zu erhalten. „Die Politik muss sich entscheiden, will sie einen funktionierenden See als Naherholungskleinod oder ein irgendwann vor sich hin stinkendes Wasserloch“, sagt Bartels.

Er empfiehlt der Stadt, jährlich Rücklagen zu bilden, beispielsweise 50.000 Euro, um dann mit Fördergeld eine Sanierung vorzunehmen. Wenn nicht im großen Stil wie vor fast 20 Jahren, dann wenigstens an den Problemstellen wie die Uferbereiche.

Die letzte Entschlammung geschah 2002/03, als 42.000 Kubikmeter Schlamm aus dem Stadtsee gepumpt und am Möringer Weg abgelagert, entwässert und verbaut wurde. 780.000 Euro kostete das Sanierungsprojekt, 650.000 davon erhielt die Stadt Stendal aus einem Förderprogramm. Der Schlamm wurde laut Experten-Untersuchungen als ökologisch völlig unbedenklich eingestuft und hätte sogar als Dünger verwendet werden können.

Übrigens versicherten Experten damals auch, dass der Stadtsee nun 50 Jahre Ruhe habe, vorausgesetzt, ein Fütterverbot von Enten und Co. wird fortan eingehalten.