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Einladung nach Berlin Von Stendal in die Hauptstadt: Jungautorin gewinnt begehrten Preis

Hannah Klitzke aus Stendal darf ihre Gedichte bei den Berliner Festspielen in der Hauptstadt vorstellen. Eine Ehre, mit der die junge Autorin nicht gerechnet hat.

Von Moritz Bartz 08.11.2023, 06:15
Das Treffen Junger Autoren der Berliner Festspiele findet vom 16. bis 20. November in Berlin statt. Dort haben die eingeladenen Autoren im Alter zwischen 11 und 21 Jahren die Chance sich untereinander auszutauschen.
Das Treffen Junger Autoren der Berliner Festspiele findet vom 16. bis 20. November in Berlin statt. Dort haben die eingeladenen Autoren im Alter zwischen 11 und 21 Jahren die Chance sich untereinander auszutauschen. Foto: dpa

Stendal - Ihren ersten Wettbewerb hat Hannah Klitzke in der sechsten Klasse gewonnen. Damals, als sie noch das Hildebrand-Gymnasium in Stendal besuchte, hätte sie sich nicht träumen lassen, einmal mit ihren Gedichten zu den Berliner Festspielen eingeladen zu werden. Doch genau diese Ehre wird der Stendalerin Ende November für ihre Textsammlung „Gedichte in Borna“ zuteil.

„Damit habe ich wirklich nicht gerechnet“, sagt Hannah Klitzke. Die 21-Jährige studiert derzeit Kunst an der Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig. Seit sie in der sächsischen Großstadt wohnt, habe sie erst richtig angefangen zu dichten, erzählt sie im Volksstimme-Gespräch. Nachdem sie 2021 ihr Abitur hatte, zog sie nach Leipzig und fing immer häufiger an, an Wettbewerben teilzunehmen.

Bewerbung auf gut Glück

So reichte die junge Autorin im Sommer ihre Texte „Gedichte in Borna“ auch bei der Jury der Berliner Festspiele ein. Auf gut Glück, wie sie sagt. Als sie dann monatelang nichts aus der Hauptstadt hörte, hatte sie fast vergessen, dass sie sich überhaupt beworben hatte. Doch die Jury war von ihren Texten begeistert und lud sie zum Treffen junger Autoren der Berliner Festspiele vom 16. bis 20. November ein.

Diese Veranstaltung findet jedes Jahr als Teil des Festivals der jungen Szene statt. Dafür werden die besten jungen Künstler der Bundesrepublik nach Berlin eingeladen, die sich vorher mit ihren Werken bewerben mussten.

Hannah Klitzke aus Stendal ist zu dem Treffen Junger Autoren 2023 eingeladen.
Hannah Klitzke aus Stendal ist zu dem Treffen Junger Autoren 2023 eingeladen.
Foto: Hannah Klitzke

„Klar habe ich mich gefreut, aber ich hatte gar nicht im Kopf, dass das ja eine richtig große Sache ist“, sagt Hannah Klitzke zu ihrer Auszeichnung. Während ihres Aufenthalts in der Hauptstadt hat sie nun die Möglichkeit, sich in Gesprächsrunden und Workshops mit anderen Autoren auszutauschen. Für die junge Autorin eine wertvolle Chance.

Ihre preisgekrönten Gedichte entstanden in der Stadt Borna, etwa 30 Kilometer von Leipzig entfernt. „Eines Tages sah ich, dass ein Zug von Leipzig nach Borna fährt. Ich stieg ein und verbrachte den Rest des Tages dort“, erzählt die Autorin. Sie sei durch die rund 20.000 Einwohner zählende Stadt Borna gelaufen und habe alle interessanten Gedanken aufgeschrieben, die ihr dabei in den Sinn kamen. Diese habe sie dann zu den Gedichten verarbeitet, die im kommenden Frühjahr unter dem Titel „Gedichte in Borna“ offiziell erscheinen werden.

Über die Texte der Altmärkerin sagt Jury-Mitglied Yevgeniy Breyger: „Hannah Klitzkes Gedichte sind roh und durchdacht zur gleichen Zeit. Wie kaum eine andere Einsendung vermögen sie es, die gesellschaftliche und politische Realität, innerhalb derer sie entstanden sind, zu spiegeln und zu durchleuchten.“

In Poesie und Grafik tätig

Die Kunst begleitet Hannah Klitzke bereits ihr ganzes junges Leben. „Ich habe schon immer gerne geschrieben und bin mit Bildender Kunst aufgewachsen“, sagt sie. Sobald sie schreiben konnte, entdeckte sie ihre Leidenschaft. Ihre Eltern sind beide keine Künstler. Trotzdem wurde sie von ihnen bereits früh gefördert. Besonders dankbar ist Hannah Klitzke dabei für die Ausbildung an der Musik- und Kunstschule Stendal.

Poesie ist bei weitem nicht die einzige Kunstform, die sie beherrscht. Wenn sie nicht schreibt, produziert sie grafische Kunst. Zum Beispiel Radierungen oder Drucke. Die Tochter eines Technikers und einer Wirtschaftsingenieurin hat sogar ein eigenes Atelier in der Leipziger Innenstadt. Dort hatte sie im vergangenen Monat ihre erste eigene Ausstellung. Für eine der beiden Kunstformen kann sie sich nie entscheiden. „Grafik und Lyrik funktionieren für mich nur zusammen“, erklärt die junge Künstlerin.

Hannah Klitzkes Gedichte sollen Menschen zum Lachen bringen

Mit ihren Gedichten möchte sie vor allem eines: Leute zum Lachen bringen. „Ich fände es schön, wenn sich die Leute nicht immer so ernst nehmen würden.“ Sie dichtet allerdings auch aus Eigennutz. In ihrer Kunst verarbeitet sie die Themen, die ihr tagtäglich begegnen.

Ein Hauptmotiv, das in ihren Gedichten immer wieder auftaucht, ist die Frage, was es bedeutet, ostdeutsch zu sein. „Damit habe ich mich erst richtig auseinandergesetzt, als ich nach Leipzig kam“, sagt Hannah Klitzke. Vorher hatte sie nur selten mit Menschen aus anderen Teilen Deutschlands zu tun.

Ihre Herkunft ist ein Thema, mit dem sie sich auch in Zukunft beschäftigen will – und das nicht nur in Form von Gedichten. „Ich würde gerne eines Tages ans Theater gehen“, sagt sie. Was sie dort genau machen will, weiß sie noch nicht. Vielleicht als Bühnenbildnerin, vielleicht aber auch als Autorin. Ambitionen hat sie jedenfalls in beiden Bereichen: „Nächstes Jahr will ich ein eigenes Stück schreiben.“