1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Stendal
  6. >
  7. Fastenzeit: Was ist der Ramadan und welche Rolle spielt er im Islam?

Fastenzeit Was ist der Ramadan und welche Rolle spielt er im Islam?

Ein Stendaler Muslim beantwortet die wichtigsten Fragen rund um den Ramadan.

Von Saleh Bin Salman/Mike Kahnert 07.03.2024, 17:32
Im Fastenmonat Ramadan gehören tägliche Gebete dazu.
Im Fastenmonat Ramadan gehören tägliche Gebete dazu. Symbolfoto: epd

Stendal - Der Ramadan, der Fastenmonat der Muslime, beginnt in wenigen Tagen. Saleh Bin Salman, Vorstandsmitglied der Islamischen Gemeinde in Stendal und Neurochirurg am Johanniter-Krankenhaus, erklärt in einem Gastbeitrag, was es mit dem Ramadan auf sich hat. Er möchte damit Integration und gegenseitiges Verständnis fördern.

Was ist der Ramadan und wie wird er bestimmt?

Saleh Bin Salman: Der Name Ramadan stammt aus dem Arabischen und bedeutet „heißer Monat“. Der islamische Kalender ist ein Mondkalender, der sich nach den Phasen des Mondes richtet. Ein Mondmonat dauert etwa 29 bis 30 Tage, je nachdem, wann die neue Mondsichel am Himmel sichtbar wird. Da der Mondkalender kürzer ist als der Sonnenkalender, den die meisten Länder verwenden, wandert der Ramadan jedes Jahr um etwa zehn bis zwölf Tage nach vorne. Das bedeutet, dass der Ramadan in verschiedenen Jahreszeiten stattfinden kann, was die Länge des Tageslichts und die klimatischen Bedingungen beeinflusst.

Der Beginn und das Ende des Ramadans werden durch die Sichtung der neuen Mondsichel bestimmt, die von muslimischen Gelehrten in verschiedenen Ländern beobachtet wird. Manche Muslime orientieren sich an den Beobachtungen des saudi-arabischen Mondsichtungskomitees, andere folgen den lokalen Behörden oder ihren eigenen Berechnungen. Im Jahr 2024 soll der Ramadan nach dem saudi-arabischen Kalender am Montag, 11. März, beginnen und am 10. April enden.

Warum fasten die Muslime im Ramadan und wie sieht das Fasten aus?

Das Fasten im Ramadan ist die dritte Säule der fünf Säulen des Islam, die die grundlegenden Pflichten eines jeden Muslims darstellen. Die anderen vier Säulen sind das Glaubensbekenntnis (Schahada), das rituelle Gebet (Salat), die Almosensteuer (Zakat) und die Pilgerfahrt nach Mekka (Haddsch). Das Fasten im Ramadan ist eine Form der Anbetung, des Gehorsams und der Dankbarkeit gegenüber Gott, dem Schöpfer und Erhalter aller Dinge.

Das Fasten im Ramadan bedeutet, dass man von der Morgendämmerung bis zum Sonnenuntergang auf Essen, Trinken, Rauchen, Geschlechtsverkehr und andere weltliche Genüsse verzichtet. Das Fasten beginnt mit dem Verzehr einer leichten Mahlzeit vor der Morgendämmerung, die Suhoor genannt wird, und endet mit dem Verzehr einer Mahlzeit nach dem Sonnenuntergang, die Iftar genannt wird. Zwischen diesen beiden Mahlzeiten dürfen die Fastenden nichts zu sich nehmen, auch kein Wasser. Das Fasten ist eine Übung der Selbstbeherrschung, der Geduld und der Demut. Es soll die Fastenden an die Bedürftigen erinnern, die nicht immer genug zu essen oder zu trinken haben und sie dazu anregen, wohltätig zu sein.

Das Fasten im Ramadan ist für alle erwachsenen Muslime verpflichtend, die gesund und nicht auf Reisen sind. Ausgenommen von der Fastenpflicht sind Kranke, Schwangere, Stillende, Menstruierende, alte Menschen und Kinder. Diese Gruppen können die verpassten Fastentage zu einem späteren Zeitpunkt nachholen oder stattdessen eine Spende an die Armen geben. Das Fasten im Ramadan ist eine persönliche Angelegenheit zwischen dem Einzelnen und Allah, und niemand sollte gezwungen oder kontrolliert werden, ob er oder sie fastet oder nicht.

Welche sozialen und religiösen Aktivitäten finden im Ramadan statt?

Der Ramadan ist nicht nur eine Zeit des Fastens, sondern auch eine Zeit der Gemeinschaft, der Spiritualität und der Freude. Die Muslime nutzen den Ramadan, um ihren Glauben zu stärken, indem sie mehr Zeit mit dem Gebet, dem Lesen und dem Lernen des Korans, dem Besuch der Moschee und dem Erinnern an Allah verbringen. Der Ramadan ist auch eine Zeit der Nächstenliebe, der Versöhnung und der Gastfreundschaft. Die Muslime teilen ihre Mahlzeiten mit ihren Familien, Freunden, Nachbarn und Bedürftigen, spenden für wohltätige Zwecke, bitten um Vergebung für ihre Fehler und vermeiden Streit und Konflikte.

Saleh Bin Salman, Vorstandsmitglied der Islamischen Gemeinde Stendal, und Neurochirurg am Johanniter-Krankenhaus.
Saleh Bin Salman, Vorstandsmitglied der Islamischen Gemeinde Stendal, und Neurochirurg am Johanniter-Krankenhaus.
Foto: Islamische Gemeinde

Eine besondere religiöse Aktivität im Ramadan ist das Tarawih-Gebet, das nach dem letzten täglichen Gebet, dem Isha-Gebet, in der Moschee oder zu Hause verrichtet wird. Das Tarawih-Gebet besteht aus mehreren Einheiten, die Rakat genannt werden, in denen der Imam oder der Gebetsleiter Teile des Korans rezitiert. Das Ziel ist es, den gesamten Koran im Laufe des Ramadans zu rezitieren. Das Tarawih-Gebet ist eine freiwillige Form des Gebets, das nur im Ramadan praktiziert wird, und eine Gelegenheit bietet, die Schönheit und die Botschaft des Korans zu erleben.

Eine weitere besondere religiöse Aktivität im Ramadan ist die Suche nach der Nacht der Bestimmung (Lailat al-Qadr). Diese Nacht ist nach dem Koran besser als tausend Monate, und in ihr werden die Schicksale der Menschen für das kommende Jahr festgelegt. Die Nacht der Bestimmung ist eine der ungeraden Nächte in den letzten zehn Tagen des Ramadans, aber ihr genaues Datum ist unbekannt. Viele Muslime glauben, dass es die 27. Nacht des Ramadans ist, aber andere suchen in jeder der letzten zehn Nächte danach. In der Nacht der Bestimmung verbringen die Muslime die ganze Nacht mit dem Gebet, der Anrufung, der Reue und der Bitte um Gottes Segen und Vergebung.

Welche Rolle spielt das Fasten im Ramadan für die Reinigung der Seele und die Beendigung der Konflikte?

Das Fasten im Ramadan hat nicht nur eine körperliche, sondern auch eine seelische Dimension. Das Fasten soll die Seele von den Versuchungen und den Sünden der Welt reinigen und sie näher zu Gott bringen. Das Fasten soll die Seele auch sensibler für die Leiden anderer machen und sie zu mehr Mitgefühl, Großzügigkeit und Friedfertigkeit bewegen. Das Fasten soll die Seele auch stärker und widerstandsfähiger gegenüber den Schwierigkeiten und Prüfungen des Lebens machen und ihr mehr Geduld, Dankbarkeit und Zufriedenheit verleihen.

Das Fasten im Ramadan hat auch eine soziale und politische Dimension. Das Fasten soll die Muslime als eine Gemeinschaft vereinen, die gemeinsam eine spirituelle Reise unternimmt und dieselben Werte und Ziele teilt.

Eine weitere wichtige Rolle des Ramadan-Fastens besteht darin, Konflikte zu lösen und Frieden zu fördern. Während dieses Monats werden Muslime ermutigt, Ressentiments zu überwinden, Vergebung zu praktizieren und Beziehungen zu stärken. Das Fasten bietet eine Gelegenheit, um frühere Streitigkeiten beizulegen, Versöhnung zu suchen und mit anderen in Frieden zu leben. Es fördert eine Atmosphäre der Harmonie und des Respekts, sowohl innerhalb der Gemeinschaft als auch darüber hinaus.