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Leserzuschriften: Zwei Kinder von Karl Wilke jun. erinnern sich an ihr Elternhaus und die Familiengeschichte Wilke-Feinkost fasste in Hannover Fuß

09.02.2013, 01:16

Zu unserem Beitrag in der Serie "Hinter alten Inschriften" über das Haus von Karl und Otto Wilke in der Frommhagenstraße 26 erreichten uns zwei Zuschriften von Nachkommen der Wilkes.

Doris Zander, eines von drei Kindern von Karl und Vera Wilke, lebt mittlerweile in Halle/Saale und erinnert sich an das Geschäft und an ihren Vater:

Ihr Artikel wurde mir übersandt von meiner Jugendfreundin Karin, die in der Frommhagenstraße 25 aufwuchs. Ich würde Ihren Bericht gerne um einige Fakten ergänzen. Mein Vater Karl Wilke jun. übernahm die Bäckerei nach dem Tode seines Vaters 1935. Im Dezember 1936 heiratete er meine Mutter Vera, und im Juli 1937 wurde ich geboren in der Wohnung direkt über dem Geschäft.

Wohnung und Geschäft waren damals durch eine Wendeltreppe verbunden. Fortan stand meine Mutter täglich im Geschäft, so auch am 30. April 1939, einem Sonntag, bis 11 Uhr. Um 12 Uhr wurde meine Schwester Brigitta geboren. 1940 kam noch der Stammhalter, mein Bruder Dietrich-Karl, dazu.

Durch den Beginn des Krieges konnte das Geschäft nur noch kurze Zeit durch die Mithilfe des Gesellen Erich Beyreuther aufrechterhalten werden, da mein Vater zur Wehrmacht eingezogen wurde. Dann musste es geschlossen werden.

"1948 zog meine Mutter mit uns Kindern aus der Frommhagenstraße aus"

Meine Mutter arbeitete wieder in ihrem erlernten Beruf als Schneiderin und brachte meine Geschwister und mich auch in den Jahren nach Kriegsende damit durch. Mein Vater Karl kehrte 1944/45 noch einmal nach Stendal zurück für etwa sechs Monate, weil er wegen einer Kopfverletzung kriegsuntauglich wurde. In dieser Zeit arbeitete er bei seinem Kollegen, Bäckermeister Haase, in der oberen Frommhagenstraße und führte diesem die Bücher. Wegen der Kopfverletzung durfte er nicht mehr am Backofen stehen. Nachdem er 1945 noch mehrfach am Kopf operiert worden war, verstarb er am 28. April 1945 im Neurologischen Krankenhaus in Haldensleben. In diesem Ort wurde er auch begraben.

1948 zog meine Mutter mit uns drei Kindern aus der Frommhagenstraße 26 aus, da die Bäckerei an Bäckermeister Krug verpachtet und somit auch die Wohnung gebraucht wurde. Meine Geschwister verließen 1958 die damalige DDR, meine Mutter dann 1961. Ich lebte noch bis 1977 in Stendal und arbeitete als Lehrerin.

Jetzt komme ich nur noch selten nach Stendal, mit Sicherheit aber alle zwei Jahre zu den Klassentreffen. Über das leztte im Jahre 2011 wurde auch in der Volksstimme berichtet. Am 1. Juni ist es wieder soweit, worauf ich mich schon sehr freue.

Auch Dietrich-Karl Wilke, Bruder von Doris Zander, der in Petersberg/Fulda lebt, hat den Volksstimme-Artikel gelesen und dazu folgende Zeilen verfasst:

Mit Freude habe ich Ihren Bericht über die Geschäfte von Karl und Otto Wilke gelesen. Ein alter Freund aus Stendal hat mir diesen Artikel zugeschickt.

Drei Kinder hatten mein Vater Karl und seine Frau Vera zur Welt gebracht: Doris Wilke (1937), Brigitta Wilke (1939) und Dietrich-Karl Wilke (1940).

Ich bin also ein Sohn von Bäckermeister Karl Wilke und seiner Ehefrau Vera, die im Laden den Verkauf mit meiner Oma Hedwig im und noch nach dem Kriege erledigten. Ich als Sohn von Karl Wilke habe 1954 beim Bäckermeister Willi Ebeling das Bäckerhandwerk erlernt (in Stendal) und später, ab 1958, von Reutlingen bis Hannover in vielen Betrieben als Bäcker, Schokolatier und Pralinenmacher gearbeitet. 1978 nach einer kaufmännischen Ausbildung habe ich ein eigenes Geschäft in Hannover eröffnet (siehe Foto unten rechts).

Der geschäftliche Name Wilke lebte somit bis 1998 als Lebensmittel-Feinkost-Partyservice in Hannover weiter.

Jetzt, im Alter von 73 Jahren, lebe ich mit meiner Frau Hannelore Wilke im beschaulichen Fulda. Von Zeit zu Zeit besuche ich meine Schul- und Spielfreunde in Stendal. Bei diesen Gelegenheiten habe ich mich immer gefreut, dass der Name Karl Wilke noch am Hause Frommhagenstraße 26 erhalten geblieben ist.